Die Lederhosen-EM

Thomas Müller und Kingsley Coman. Bei Bayern Teamkollegen, bei der EM Rivalen.
München dominiert die Fußball-EM in Frankreich. Acht der 92 verbliebenen Spieler sind Bayern.

552 Spieler machten sich auf dem Weg nach Frankreich, um dort das große EM-Glück zu suchen. Nur 92 haben derzeit noch immer nicht ihre Zimmer in den Teamquartieren geräumt.

Am ärgerlichsten ist die EM für Carlo Ancelotti. Der Italiener ist der neue Coach von Bayern München und nimmt am 11. Juli seine Arbeit auf. Mit Sicherheit fehlen ihm gleich sechs seiner Schützlinge beim Auftakt (ursprünglich waren es neun gewesen), weil die im Semifinale noch im Einsatz sein werden. Kein anderer Verein stellt so viele Kicker in der Runde der letzten vier Nationen. Mit Kingsley Coman kann es am Donnerstag zu einem Bayern-Treff kommen. Neuer, Boateng, Müller und Kimmich haben momentan einen Stammplatz. Coman ist Reservist wie Götze.

Nimmt man die bayrischen Zugänge, die schon vor der EM fixiert worden sind (Mats Hummels und Renato Sanches) muss Ancelotti gar auf acht Spieler warten.

Duell der Klubkollegen

Vier portugiesische Teamspieler von Sporting Lissabon sind noch dabei. Vier Spieler stellen auch Arsenal London und Real Madrid. Und zwar jeweils für drei Länder. Arsenal hat zwei Franzosen (Giroud, Koscielny), einen Deutschen (Özil) und einen Waliser (Ramsey). Am Donnerstag gib es damit ein brisantes Klub-Duell. Schon am Mittwoch kommt es zum Aufeinandertreffen der Real-Stars Gareth Bale und Cristiano Ronaldo. Bei Real spielen noch der Portugiese Pepe und der Deutsche Kroos. Hätte sich Jung-Verteidiger Varane vor der EM nicht verletzt, würde Real Spieler aller vier Semifinalisten beschäftigen.

Nur noch drei Spieler sind aus der italienischen Liga dabei, alle von Juventus. Zu Beginn des Turniers waren es noch zwölf gewesen (damals Rekord mit Liverpool, das ebenfalls noch drei Spieler im Turnier hat). Das Inner-Turiner Duell zwischen Pogba/Evra und Khedira entfällt aber wegen der Verletzung des Deutschen.

Weil Deutschlands Teamchef Löw Schweinsteiger nur topfit spielen lässt, entfällt wohl auch das Klub-Treffen von Manchester United. Allerdings sind Martial und Schneiderlin ohnehin nicht erste Wahl bei Frankreichs Teamchef Didier Deschamps. Martial durfte nur in den ersten beiden Gruppenspielen kicken, Schneiderlin drückte bisher nur die Bank.

Die Franzosen haben in dieser Phase des Turniers den einzigen Spieler in ihren Reihen, der sein Geld außerhalb von Europa verdient: Stürmer André-Pierre Gignac spielt für die Tigres in Mexiko.

Die Liga, die noch immer die meisten Spieler stellt, ist mit Abstand die englische Premier League. 28 Mann kicken dort (103 waren es zu Turnierbeginn) – mit je vier kommen die meisten von Arsenal und Crystal Palace. 16 kommen noch aus der deutschen Bundesliga (ursprünglich 57). In Frankreich sind elf Spieler engagiert (von 22), in Portugal acht. Sogar die türkische Liga stellt mit fünf Kickern mehr als die italienische (drei).

Barça wie Inverness

Je ein Spieler ist in Schottland (Inverness) und Kroatien (Dinamo Zagreb) unter Vertrag. Nur noch einer von neun Barcelona-Kickern ist dabei, Deutschlands Ersatz-Goalie Ter Stegen.

Nur neun Spieler sind in Spanien unter Vertrag (so viele stellt derzeit sogar die zweite englische Liga). Allerdings sind die Spanier torgefährlich: Griezmann (4), Bale (3), Morata (3, künftig Real) und Ronaldo (2) verdienen ihr Geld in Spanien. Mit Nolito, Carrasco, Modric, Piqué, Rakitic und Mustafi macht das 18 von 103 Toren.

Aus der Premier League haben es Giroud (3), Payet (3), Pellè (2), Brady (2) und Lukaku (2) auf mehr als ein Tor gebracht – insgesamt 26 Tore kamen aus der höchsten englischen Spielklasse.

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