Revanchegedanken vor Frankreich - Irland

Historische Handarbeit: Unsportlicher Auftritt von Henry im November 2009 gegen die Iren.
Seit dem Skandal-Handspiel von Henry im Jahr 2009 haben die Iren eine Rechnung offen.

Es ist das erste Spiel zwischen den beiden Ländern seit der WM-Relegation im November 2009, als Thierry Henry Irlands Aus mit einem klaren Handspiel vorbereitet hatte. Jetzt bat Ryanair die irischen Fans, für die Sonderflüge nach Lyon nur Handgepäck mitzunehmen. "Um uns an Thierry Henrys Handspiel 2009 zu erinnern", erklärte ein Sprecher der irischen Billigfluglinie.

Patrice Evra verhöhnte die Iren damals. Er gab nicht Henry, sondern dem Referee die Schuld und bot in einem Interview ein Wiederholungsspiel an der PlayStation an. Evra ist noch immer im Team dabei, insgesamt sechs Franzosen und fünf Iren waren schon am 18. November 2009 dabei.

Evra ist mit 35 Jahren der Doyen von Frankreichs bunter Mischung aus altgedienten Haudegen und frischen Gesichtern. Vor vier Jahren kickte ein Teamkollege von Evra noch in der dritten französischen Liga, bei Boulogne-sur-Mer. Mit 25 Jahren ist N’Golo Kanté jetzt Stammspieler im Team. Der Franzose kam wie Christian Fuchs zu Leicester und war einer der Hauptdarsteller bei der märchenhaften Meistersaison der Engländer. "Ich hätte mir nicht erträumt, dass alles so kommt. Ich habe einfach hart gearbeitet", sagte Kanté. Er hat erst vor drei Monaten im Team debütiert. "Er ist ruhig, sein Passspiel ist exakt und er kann das Spiel sehr gut lesen. Für mich ist er einer der besten Mittelfeldspieler in Europa", lobte sein Mittelfeldkollege Blaise Matuidi.

Irische Fantasie

Als einer der Erfolgsfaktoren der Iren gilt der Teamchef, Martin O’Neill ist ein ausgewiesener Fachmann. Der 61-jährige Engländer ist seit drei Jahren im Amt, war zuvor unter anderem bei Aston Villa, Celtic Glasgow und Leicester. Er ist ein ruhiger Zeitgenosse – im Gegensatz zu seinem Assistenten: Roy Keane ist impulsiv und teils rüpelhaft wie zu seiner aktiven Zeit bei Manchester United. Nach einer Niederlage in der Vorbereitung meinte er, er wolle "ein paar Spieler umbringen". Vor dem 1:0-Sieg gegen Italiens B-Elf im letzten Gruppenspiel verlangte er "Eier".

Das Schönste an den Iren sind aber ihre Fans: Fast täglich taucht im Internet ein neues Video von einer Charme-Offensive der Iren auf. Sie singen und tanzen für eine Nonne, für eine junge Französin, für ein Baby, sogar für die Polizei und gegnerische Fans. "Das irische Publikum hat die EM schon gewonnen", schrieb Le Parisien.

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