Analyse: Was macht Island so erfolgreich?

Analyse: Was macht Island so erfolgreich?
Acht Gründe für den EM-Viertelfinaleinzug der Isländer.

Die Nummer 34 der FIFA-Weltrangliste lehrt Fußball-Europa das Fürchten. Nach dem sensationellen 2:1 gegen England fordert Island am Sonntag im Viertelfinale EM-Gastgeber Frankreich.

Was macht die Isländer so erfolgreich?

Unbekümmertheit: Für den EM-Debütanten war schon die Qualifikation der größte Erfolg der Geschichte. Jedes EM-Spiel ist eine Zugabe. Mit dieser Einstellung gehen die Isländer in jede Partie – ohne Druck und – noch wichtiger – ohne Versagensängste.

Gelassenheit: Egal, wie ein Spiel läuft, die Isländer verlassen sich auf ihr Konzept. Hektik ist ein Fremdwort. So konnte gegen Portugal kurz vor Schluss auf 1:1 gestellt werden, so wurde gegen Ungarn der Rückschlag nach dem späten 1:1 weggesteckt. Und auch gegen England war ein früher Rückstand kein Problem. Im Gegenteil.

Simplizität: Die Isländer spielen, was sie können und nicht, was sie nicht können. Ihre Spielweise ist schnörkellos. Ballbesitz ist genauso unwichtig wie Passgenauigkeit. Einsatzfreude, Laufbereitschaft und die gemeinsame Arbeit – besonders in der Defensive – prägen ihr Spiel.

Analyse: Was macht Island so erfolgreich?
Football Soccer - England v Iceland - EURO 2016 - Round of 16 - Stade de Nice, Nice, France - 27/6/16 Iceland's Ragnar Sigurdsson celebrates scoring their first goal REUTERS/Eric Gaillard Livepic
Standards:Die Isländer sind sich bewusst, dass ihnen die spielerischen Mittel fehlen, um auf EM-Niveau zu vielen Chancen zu kommen. Dafür wird auf Eingeübtes gesetzt: Bei Standards, egal ob Ecken, Freistößen oder Einwürfen, ist die Mannschaft gefährlich.

Freundschaft: Islands Kleinheit kommt dem Team entgegen. Jeder kennt in der kleinen Fußballszene jeden, sowohl Stärken, als auch Schwächen. Und das nicht nur am Platz. Der Zusammenhalt ist extrem, Lager-koller hingegen kein Thema.

Coaching: Den Spielern fehlt die Turniererfahrung, Teamchef Lars Lägerbäck hingegen nicht: Für den Schweden ist es die siebente Großveranstaltung als Trainer. Der 67-Jährige ist ein Tüftler und einer, der seine Teams perfekt einstellen kann. "Vor einem Spiel geht es nur um Taktik. Es ist fast so, als würde er uns einer Gehirnwäsche unterziehen", erzählt Verteidiger Haukur Hauksson.

Ausbildung: Isländische Fußballer galten immer als lauf- und kampfstark, aber als technisch limitiert, weil sie wegen des strengen Winters monatelang nicht mit dem Ball trainieren konnten. Das hat sich durch die Errichtung von Fußballhallen auf der ganzen Insel geändert. Isländische Kinder werden – auch dank fast 850 lizenzierter Trainer – über das ganze Jahr auf Topniveau ausgebildet.

Effizienz: Eine UEFA-Statistik bringt eine der größten Stärken der Isländer zum Vorschein: Die Inselkicker spielten zwar bisher nur 29 Torchancen heraus, verwerteten aber jede fünfte davon. Zum Vergleich: England benötigte pro Tor über 20 Versuche, Österreich für das eine Turniertor gar 40 Möglichkeiten.

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