Der hausgemachte Tiroler Absturz

Bitteres Ende: Innsbruck-Torhüter Szabolcs Safar (39) steigt in seinem letzten Jahr als Fußballprofi erstmals ab.
Wacker Innsbruck wurde ein Opfer der Selbstüberschätzung und schlechter Einkaufspolitik.

Etwas Positives hatte die 0:1-Heimpleite von Wacker Innsbruck gegen Wolfsberg dann doch noch. Bei den Tirolern sieht man der bitteren Realität mittlerweile ins Auge und flüchtet sich nicht mehr in Durchhalteparolen oder in die Arithmetik. "Wir haben jetzt die Gewissheit, dass es wahrscheinlich nicht mehr zu machen ist", erklärte Trainer Michael Streiter, der auch im zehnten Spiel ohne Sieg blieb. Trotz der schlechten Bilanz soll Streiter den FC Wacker weiter betreuen.

Aber warum kam es zum vierten Abstieg der Vereinsgeschichte? Und wer trägt schuld an der Talfahrt des Traditionsvereins?

Fehleinschätzungen In der Euphorie über den glücklichen Klassenerhalt in der letzten Saison ("das Wunder von Wolfsberg") wurde die Mannschaft schön geredet und rund ums Tivolistadion in einem Anflug von Größenwahn laut von einer neuen Tiroler Hoch-Zeit geträumt. "In Innsbruck ist etwas Neues im Entstehen. Ich denke, dass wir positiv überraschen können", meinte Trainer Roland Kirchler vor der Saison im KURIER-Interview. Dabei hätte für Kirchler und den Verein die vergangene, verkorkste Saison als Warnung dienen müssen. Nachfolger Michael Streiter sah die Lage im Winter ebenfalls nicht so kritisch und nahm das Wort Abstieg erst gar nicht in den Mund.

Sportdirektor Die neue Klubführung um Josef Gunsch sparte den Posten des Sportdirektors ein, Roland Kirchler musste entgegen seinem Willen auch die Transfers abwickeln und konnte sich nicht auf die Trainerarbeit konzentrieren. Mit der Doppelfunktion war Kirchler schlicht überfordert. Mittlerweile hat Präsident Gunsch zwar wieder einen Sportchef bestellt (Florian Klausner), aber die schlechten Transfers waren da bereits getätigt.

Transferpolitik Elf neue Spieler wurden im Laufe der Saison verpflichtet, kein einziger (!) hat sich als nachhaltige Verstärkung erwiesen. Das Ergebnis der katastrophalen Transferpolitik lässt sich bei jedem Heimspiel auf der Tribüne sehen, auf der sich etliche Profis des aufgeblähten 30-Mann-Kaders sitzen, mit denen seit Monaten nicht mehr geplant wird. Im Sommer wird nun der radikale Umbruch erfolgen, mindestens 15 Spieler werden und müssen den Verein verlassen. "Es müssen neue Gesichter her, um neuen Schwung zu bringen", fordert ein sichtlich genervter Michael Streiter.

Da ist es nur ein schwacher Trost, dass der FC Wacker ganz im Trend liegt. Der Abstieg des zehnfachen Meisters spiegelt auch den tiefen Fall der selbst ernannten Sportstadt Innsbruck wider. Denn nicht nur die Fußballer sind Schlusslicht, auch die Eishockeycracks des HC Innsbruck beendeten die Saison auf dem letzten Platz.

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