Alarmstufe Rot bei Ferrari

Duell um die Verfolgerrolle: Red Bull (links) ist weiter auf der Überholspur unterwegs und dabei, an Ferrari (Vettel) vorbeizuziehen.
Auch 2016 wird es wohl nichts mit dem WM-Titel, nun ist sogar Platz zwei in Gefahr.

Mit Beschwichtigungen haben sie es bei Ferrari nicht so. "Weiteres Versagen ausgeschlossen", sagte Teamchef Maurizio Arrivabene vor dem Großen Preis von Ungarn am heutigen Sonntag (14 Uhr MESZ/live ORFeins, RTL und Sky Sport).

Zehn Rennen sind in der Saison 2016 gefahren, Halbzeit im längsten Formel-1-Jahr der Geschichte. Viele WM-Punkte werden noch vergeben bis zum Finale am 27. November in Abu Dhabi, doch Ferrari hat so gut wie keine realistische Chance auf den WM-Titel, den ersten seit der Konstrukteursmeisterschaft im Jahr 2008.

131 Punkte liegt der erfolgreichste und bekannteste Rennstall der Formel 1 zur Halbzeit hinter Mercedes, und – fast noch schlimmer – nur noch sechs Zähler vor Red Bull. Auf dem Papier mag die italienische Edelmarke mit dem berühmten Pferdchen noch der erste Jäger der Silberpfeile sein, auf der Strecke sind es mittlerweile die Bullen des österreichischen Getränkekonzerns.

"Nach Ungarn werden wir wissen, wo wir stehen und welche Chancen wir noch haben", sagt Arrivabene. Der Hungaroring ist eine jener wenigen Strecken, die den Mercedes-Boliden weniger entgegenkommen. In der nunmehr dreijährigen Hybrid-Ära kam das dominierende deutsche Team in Ungarn als Dritter nur ein Mal aufs Podest, im Vorjahr feierte Ferrari-Pilot Sebastian Vettel einen von drei Saisonsiegen.

Von Erfolgen ist die Scuderia heuer weiter entfernt. Zu langsam sind die Weiterentwicklungen, zu fragil ist die Gesamtkonstruktion des roten Renners. Bereits fünf Mal kamen Vettel und sein Teamkollege Kimi Räikkönen heuer nicht ins Ziel, die beiden Red-Bull-Fahrer zum Vergleich nur ein Mal nicht. Zuletzt in Silverstone gingen bei Vettel gleich zwei Getriebe kaputt, für Budapest wurde nun der anfällige Turbolader komplett neu gebaut.

Wer ist schuld?

"Wir vertrauen in uns und haben Vertrauen ins Auto, es gibt keinen Grund, die ganze Welt auf den Kopf zu stellen", versucht Vettel Druck vom Team zu nehmen. Unmöglich: Fans, Medien und sogar Konzern-Chefs suchen bereits nach Schuldigen.

Einer von ihnen soll Technikchef James Allison sein. Der vom Lotus-Team abgeworbene Engländer galt einst noch als Symbolfigur für den Um- und Aufschwung. Bei Ferrari-Präsident Sergio Marchionne soll er in Ungnade gefallen sein. Der Chef aus der Fiat- Zentrale in Turin hatte unlängst in Maranello jeder Abteilung der Sportwagensektion einen Besuch abgestattet.

Das ist bei Ferrari selten ein gutes Zeichen.

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