Faktor Thiem: Falsche Ansätze und Attraktivitätstheorien

Jungstar auf roter Asche: Dominic Thiem versucht sich heuer zum dritten Mal in Roland Garros.
Der 22-Jährige will sich auch in Paris verbessern und weiß, worauf es sonst noch ankommt.

Stefan Koubek wurde vor dem Abflug nach Paris am Flughafen von einem Tennisfan erkannt. Österreichs Daviscup-Kapitän musste aber nicht seinen Bleistift auspacken, um dem Herrn seine Unterschrift zu geben. Denn dieser hat eher Dominic Thiem auf dem Radar. Ob dieser während der French Open Autogramm geben würde? Koubek wischte die Hoffnungen mit einer Handbewegung weg: "Das wird schwer. Mittlerweile haben diese Spieler schon einige Securitys." Verständnis zeigt Koubek aber. "Dominic ist eben viel beliebter als ich es war", scherzte der (durchaus geschätzte) Wahl-Wiener. Tatsache ist aber, "dass Dominic nicht gut, sondern auch attraktives Tennis spielt. Und das wird auch international registriert", erklärt auch Eurosport-Experte Alexander Antonitsch, der sich mit seinem deutschen Kollegen Markus Zoecke ein famoses Kämmerlein im obersten Stock des Pressezentrums von Roland Garros eingerichtet hat. Und von wo das Kommentatoren-Duo von den großen Plätzen überträgt.

Thiem wird er heute gegen den Spanier Inigo Cervantes nicht sehen. Um einem Außenplatz zu entgehen, muss ein großer Gegner her. Wie 2014 Rafael Nadal, der Rekordchamp in Paris (neun Titel). Damals unterlag Thiem im Stadion Philippe Chatrier dem Spanier noch klar, heuer lautet die Bilanz 1:1. Freilich muss auch Thiem sagen: "An das Achtelfinale denk’ ich noch nicht."

Entwicklungshelfer

Es sind andere Sachen, an die die Nummer 15 der Welt denkt. Primär an eine kontinuierliche Verbesserung. Auch Trainer Günter Bresnik sagt: "Nur die Top Ten als Ziel auszugeben, wäre Unsinn. Es geht um die spielerische und körperliche Weiterentwicklung, dann kommen die logischen Schritte." Logisch ist aber auch, dass er bei den großen Turnieren mehr Punkte machen muss. "Hier habe ich einiges gutzumachen", sagt Thiem, der bei zwei Paris-Versuchen zwei Mal in Runde zwei ausschied. Als möglichen Drittrunden-Gegner darf man den erst 19-jährigen Alexander Zverev, den Thiem zuletzt zwei Mal schlug, in Betracht ziehen. Gewissermaßen ein Thiem der Deutschen, von dem man Ähnliches erwartet. "Er wird ein Topmann. Aber mir ist es lieber, er geht nicht von null auf 100, sondern bleibt noch zwei, drei Jahre im erweiterten Spitzenfeld und macht dann den nächsten Schritt", sagt Zoecke, der heuer viel Freude mit den Damen hat. "Angélique Kerber ist im inoffiziellen Jahresranking die Nummer eins."

Familienbande

Kleinere Schritte macht Gerald Melzer. Er bekommt aber heute bei seiner Grand-Slam-Turnier-Premiere familiären Beistand: Bruder Jürgen, nach seiner Schulter-OP erstmals seit 2003 in Paris nicht dabei, schaut bei der Partie gegen den Briten Aljaz Bedene vorbei. Damit ist doch wieder ein Melzer im Einsatz. "Ich freue mich, dass ich die Fahnen hochhalten kann."

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