Ein Österreicher in der Weltspitze des Tennissports
Cafe Landtmann, 1. Wiener Gemeindebezirk. Gebhard Gritsch nippt am kleinen Braunen und wirkt recht entspannt. Immerhin hat er ein paar Tage Zeit für seine Familie in Wien, wo er zur Ruhe kommen kann, wo er bodenständig sein kann.
Ausnahme Indian Wells
In Indian Wells, wo Djokovic wie die anderen Topstars Roger Federer, Andy Murray und Rafael Nadal ab Freitag aufschlägt, fehlt Gritsch ausnahmsweise. Auch danach beim Top-Turnier in Miami.
Kein Malheur. Mittlerweile zählt Djokovic sowieso zu den Fittesten auf der Tour, steckte bei den Australian Open einen Fünf-Satz-Marathon gegen den Schweizer Stanislas Wawrinka (12:10 im Entscheidungssatz) weg um anschließend auf dem Weg zum Triumph nur noch zwei Sätze abzugeben. "Wir haben vor allem im Bereich der Biomechanik sehr viel gearbeitet, die Muskulatur gestärkt. Er ist schneller und ausdauernder geworden", sagt Gritsch. Djokovic ist ein dankbarer Kunde. "Er tut alles für den Erfolg."
Dies bewies Djokovic nicht nur mit zahlreichen Imitationen, der Höhenflieger ist auch ein Spaßvogel (ein anderer Spitzname ist Joke-ovic). Bei den Australian Open marschierte er nach seinem klaren Semifinalsieg über den Spanier David Ferrer noch einmal als Arzt verkleidet auf den Platz, weil Berufs-Kasperl Henri Leconte während eines Legenden-Matches ein "Medical-Time-Out" verlangt hat. "Heute wird alles sehr ernst genommen, Nole versucht den Sport bewusst etwas aufzulockern", sagt Gritsch lächelnd, der den beinharten Konkurrenzkampf an der Spitze etwas relativiert. "Murray ist ein guter Freund, er kennt ihn seit Jugendtagen, mit Federer versteht er sich blendend."
Heimatverbunden
Ein Urteil wollte er nicht abgeben, bot aber dem Österreichischen Tennisverband seine Hilfe an. "Ich kann dem Verband zumindest Systeme anbieten", sagt der Doktor der Sportwissenschaften.
Das Unternehmen Djokovic nimmt ohnehin viel Zeit in Anspruch. Das große Ziel für die nächsten Monate? "Wenn sich Nole Paris holt, hat er bei allen vier Grand-Slam-Turnieren gewonnen."
Das wäre ein weiterer Meilenstein. Auch für den Österreicher Gebhard Gritsch.
Gebhard Gritsch, 56, war vor seiner Tätigkeit bei Djokovic u. a. als Trainer bei der Academy of Sports in Neuseeland und beim Daviscup-Team der Philippinen tätig. Der Familienvater entwickelt Trainingskonzepte für Spitzensportler (http://tts.vc).
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