2,6-Million-Dollar-Boy

2,6-Million-Dollar-Boy
Moritz Plassnig macht richtig Kohle: US-Investoren steckten 2,6 Millionen Dollar in sein Start-up.

Eine Woche lang ist Moritz Plassnig in Wien, um Familie und Freunde zu treffen. Und nach dem Rechten im Büro zu sehen. Die Zeit ist knapp. Moritz Plassnig, CEO des Start-ups Codeship, arbeitet seit einem Jahr in seinem Büro in Boston, während sein Kernteam im zweiten Wiener Bezirk in der Oberen Augartenstraße werkt. Etwa alle zwei Monate kommt der 24-Jährige nach Wien, um seine sechs Mitarbeiter zu besuchen. "Der persönliche Kontakt zu ihnen ist mir wichtig", sagt er.

Vor knapp drei Jahren hat Moritz Plassnig gemeinsam mit dem Software-Entwickler Florian Motlik und Software-Designer Manuel Weiss "Codeship", ein IT-Unternehmen, gegründet. Damals war er 21. Die drei wollten mit einem Problem aufräumen: "Viele Software-Firmen sind zu langsam im Veröffentlichen ihrer Software", sagt Plassnig. Sie beschlossen Ende 2010 ein neues Programm zu entwerfen, das Software-Tests rasch in der Cloud ermöglicht. "Wir können Software in wenigen Minuten testen", erklärt Plassnig.

Ende 2012 übersiedelten sie – mittlerweile zu fünft – nach Berlin. "Der Software-Markt ist dort viel größer als in Österreich, und wir wollten sowieso einen Tapetenwechsel", erzählt Plassnig. Anfang 2013 kam schließlich die Nachricht aus Boston, die alles verändern sollte: Codeship wurde ins Programm des Start-up-Accelerators TechStars aufgenommen, der Investoren und Business Angels an Start-ups vermittelt. "Sie riefen uns an, nachdem wir das TechStars-Büro in San Antonio kontaktiert hatten." Plassnig und sein Team packten wieder die Koffer.

Klinkenputzen in den USA

Nach Übersee zu gehen, entpuppte sich als richtige Entscheidung. Denn seit Anfang dieses Jahres hat Codeship ein fettes Plus am Konto: 2,6 Millionen US-Dollar, umgerechnet 1,9 Millionen Euro. Die hat Moritz Plassnig ganz allein bei US-Investoren eingesammelt, die anderen mussten nach drei Monaten nach Wien zurück, weil sie keine Arbeitsvisa bekamen.

Die Investorengelder aufzustellen, "war harte Arbeit", sagt Plassnig. TechStars half bei den Kontakten, mit mehr als 100 Investoren sprach der 24-Jährige, bis er Erfolg hatte. Viele Investoren seien nicht infrage gekommen – falsche Branche, fehlendes Know-how, fehlende Sympathie. Die vielen Gespräche halfen Moritz Plassnig aber dabei, die richtigen Investoren zu überzeugen: "Man muss verstehen, wie Investoren ticken, muss lernen, sich und sein Produkt gut zu verkaufen, darf sich nicht kleinmachen." Gerade dann, wenn man Amerikanern gegenübersitzt. "Sie sind super Verkäufer, bauschen gern auf, reden mit viel Enthusiasmus." Die größten Summen bekam Codeship von Venture Capital Fonds, die Gelder von Investoren bündeln. Einer davon ist Sigma Prime Ventures, mit dessen Managing Director John Simon Plassnig engen Kontakt hat. "Wir treffen uns regelmäßig, telefonieren oft", sagt Plassnig. Er sei viel mehr als nur ein Geldgeber: "Er ist ein extrem wichtiger Mentor für uns, wir profitieren von seinem Wissen, seinen Netzwerken."

Demnächst: durchstarten

Mit dem Geld wollen die Codeship-Gründer neue Mitarbeiter einstellen. Heuer soll die Belegschaft auf 20 Mitarbeiter anwachsen. Das Wiener Entwickler-Büro soll bleiben: "In den USA konkurrieren wir mit Google um Mitarbeiter, in Wien können wir viel einfacher die Besten kriegen", sagt Plassnig. Ausbauen will er den Vertrieb in den USA. Mit einer Marketing-Offensive plant Codeship, den US-Markt zu erobern. Mitgründer Manuel Weiss ist bereits in Boston stationiert, demnächst nimmt Plassnig einen Programmierer mit nach Übersee.

Mehr als tausend Firmen weltweit testen Codeship bereits, sagt Plassnig. Wie viele davon zahlende Kunden sind, will er nicht verraten. Viel lieber spricht er über seine Vision: "Eine Million Kunden und einen Unternehmenswert im zweistelligen Millionenbereich".

https://www.codeship.io

1. Sei von Anfang an voll dabei. Wir haben mit Codeship nebenbei gestartet – jeder von uns Gründern hatte noch andere Projekte. Dass wir uns nicht von Anfang an voll darauf konzentriert haben, war unser größter Fehler, denn so nebenbei funktioniert eine Unternehmensgründung nicht gut.

2. Achte darauf, dass du permanent besser wirst. Und mach Fehler. Aber bitte nur ein Mal. Scheitern ist in den USA normal, dort sind Fehler viel eher erlaubt als bei uns in Österreich. Viele Start-ups verstehen das aber falsch, glauben, durch Fehler wird man automatisch besser. Das stimmt nicht. Fehler sind schlimm und du solltest sie natürlich vermeiden. Produktfehler können deine Kunden sehr enttäuschen.

3. Als Gründer musst du stur sein und deine Ziele verfolgen – das ist eine der wichtigsten Eigenschaften. In Österreich gab es viele Leute, die uns gesagt haben, das wird sowieso nix. Aber darauf solltest du nicht hören.

4. Du musst Feedback annehmen können. Und zwar von den richtigen Leuten, die etwas von der Materie verstehen. Auf wen man hört und wessen gut gemeinte Ratschläge man besser ignoriert, muss man herausfinden. Das ist eine Gratwanderung.

5. Das Team ist wichtiger als alles andere. Nur richtig gute Leute machen gute Produkte. Deine Mitarbeiter müssen fachlich extrem gut sein, zum Unternehmen passen. Sie müssen lernfähig sein und Spaß daran haben, sich weiterzuentwickeln, und sich gut auf Neues einstellen können. Du darfst keine Angst davor haben, intelligente Menschen einzustellen – die Aufgaben von dir übernehmen und sie sogar besser machen als du. Und du musst in deine Mitarbeiter investieren.

https://www.codeship.io

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