Im ewigen Sommer Indonesiens

Indonesia, Bali, Tourists at Tanah Lot Temple
Die Insel der Götter und Dämonen hat Natur, Kultur, Strand und so manches Geheimnis – etwa das Rätsel, warum so viele Männer den gleichen Vornamen tragen.

Die nackten Füße stecken im Sand – darüber, am Tisch, die Reste eines opulenten Seafood-Dinners: Fischgräten, Panzer und Köpfe von Langusten, Garnelen und Krabben. Die anderen Gäste des Restaurants sind bereits gegangen, Gitarrist Wayan hat sich zu unserem Tisch gesetzt. Virtuos spielt und singt er sich durch alte und neue Gassenhauer aus aller Welt.

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Tourists watch the sunset from Kuta beach in Indonesia's resort island of Bali February 2, 2010. Overseas tourist arrivals in Indonesia edged up 1.4 percent to 6.32 million in 2009, data showed on Monday, but the fallout of the global economic crisis meant they spent less in the Southeast Asian country. REUTERS/Murdani Usman (INDONESIA - Tags: TRAVEL BUSINESS)
Freitagabend in Lovina Beach an Balis Nordküste. Die Leichtigkeit der tropischen Insel beginnt schon kurz nach der Ankunft zu wirken. Zwischen unserer Dinner-Runde und dem Sternenhimmel ist nur das Blätterdach einer Palme. Wayan stimmt ein neues Lied an und eine weitere Flasche Wein wird serviert. Wein in Indonesien? Mit Trauben aus Australien wird in Bali seit einigen Jahren Rot- und Weißwein gekeltert. Keine Medaillen-Kandidaten, aber durchaus trinkbar und billiger als importierter Wein.

Schwarzer Sand

Am nächsten Morgen offenbart sich der Vulkanstrand von einer weniger schönen Seite: Wo am Abend noch die Tische der Strandrestaurants standen, ziehen jetzt Fischer ihre Boote aus dem Wasser, laden den Fang der Nacht aus und flicken ihre Netze. Das geschäftige Treiben ist interessant zu beobachten, zum Baden lädt der schwarz-graue Strand allerdings nicht ein. Die Beach-Resorts an der Nordküste liegen zwar am Meer, eingetaucht wird aber hier nur in die Pools der Hotelanlagen.

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25 Jan 2013, Bali, Indonesia --- Temple on Lake Bratan. --- Image by © John Harper/Corbis
Bali ist nicht in erster Linie Badedestination“, erklärt Günter Krause, Geschäftsführer von Tai Pan Touristik und Asien-Kenner mit jahrzehntelanger Erfahrung. Baden kann man hier zwar auch – im Süden der Insel gibt es durchaus schöne Strände, doch dazu später – Natur, Kultur und die herzliche Gastfreundschaft der Balinesen sind jedoch mindestens ebenso wichtige Gründe, die Insel der Götter zu besuchen, auf der es mehr Tempel als Häuser gibt und jedes Haus einen eigenen kleinen Tempel hat.

An nahezu jeder Ecke stehen Schreine und Geisterhäuschen; vor den Häusern ragen Penjors, Girlanden aus Palmblättern an langen Bambusstangen, in den Himmel. Seit 1300 Jahren ist Bali hinduistisch – ohne dem strengen indischen Kastensystem, dafür mit viel eigener Tradition.

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Dazu zählen balinesische Vornamen: So heißt nicht nur der Musiker vom Vorabend Wayan, sondern auch unser Busfahrer, der Verkäufer im Batik-Shop und wahrscheinlich auch der Rezeptionist im Hotel. Wayan heißen auf Bali die allermeisten männlichen Erstgeborenen, wird uns erklärt; ihre jüngeren Brüder werden Made, Koman und Kedut gerufen.

Vulkan-Trekking

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Wer Natur und Aktivität sucht, wird auf Bali reich belohnt: Beim Plantschen unter einem der zahlreichen Wasserfälle werden Tarzan-&-Jane-Gefühle wach. Der Affenwald von Ubud mit Tempel und Hunderten Makaken könnte als Kulisse eines Indiana-Jones-Films dienen. Der Vulkan Gunung Batur im Nordosten der Insel lädt zu Trekking-Touren durch spektakuläre Landschaften.
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Kultur findet sich nicht nur in Form zahlloser kitschig-schöner Tempelanlagen, sondern in vielerlei Facetten in Ubud, einem ehemals beschaulichen Städtchen im Zentrum der Insel. Von Malerei und Textilkunst über Holzschnitzerei bis zu Schattenspiel und traditionellem Barong-Tanztheater reicht die Palette aus Kunst, Kunsthandwerk und Kitsch.
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06 Mar 2010, Ubud, Gianyar Regency, Bali, Indonesia --- Woman wearing traditional clothing, carrying baskets containing animal fodder, through rice terraces. --- Image by © Martin Puddy/Corbis
Umgeben von malerischen Reisterrassen und an vielen Tagen in sanftes, beinahe magisches Licht getaucht, hat Ubud schon in der ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts Künstler aus aller Welt angezogen. Heute ist die Kleinstadt ein Fixpunkt jeder Bali-Rundreise.

Für die es übrigens keine falsche Jahreszeit gibt. „Bali ist längst zur Ganzjahres-Destination geworden“, weiß Tai Pan-Chef Günter Krause. Das Thermometer fällt selten unter 28 Grad, und auch die Regenzeit von November bis April bringt meist nur nachmittägliche Schauer.

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epa01358095 Foreign surfers carry their boards on Kuta beach, Bali Indonesia on 26 May 2008. The US State Department has announced the lifting of its eight-year travel warning for Indonesia, following a reduced risk of violence after the arrest of suspected terrorists since the last major attack in 2005. EPA/MADE NAGI
Badewetter also, und in Balis Süden finden sich die Strände, die eine tropische Ferieninsel einfach braucht. Hier liegen die Partymeilen von Kuta und Legian und auf der Bukit-Halbinsel die Badeorte Jimbaran, Balangan und Bingin sowie das Surfer-Paradies Ulu Watu. Ganz nach Geschmack kann man die Nacht zum Tag machen oder in einem edlen Beach-Ressort relaxen.

Am Abend stellen die Restaurants auch hier ihre Tische in den Sand, um unter dem Sternenhimmel Köstlichkeiten aus dem Indischen Ozean zu servieren. Und wenn dann ein Musiker dazukommt, kann es gut sein, dass er Wayan heißt.

Für hinduistische Balinesen – und das sind mehr als 90 Prozent der knapp vier Millionen Einwohner – sind die Begriffe Leben und Religion untrennbar miteinander verwoben. Am Beginn jeder Mahlzeit wird ein Opfer gebracht, und religiöse Riten begleiten die Menschen von der Geburt bis zum Tod.

Dazu gehört das Barong-Tanzdrama. In fantasievollen Kostümen und begleitet von der traditionellen Musik eines Gamelan-Orchesters wird hier in einer Mischung aus Tanz und Theater der ewige Kampf zwischen Gut und Böse dargestellt.

Barong, eine von zwei Darstellern gespielte löwenähnliche Figur, steht für das Gute und kämpft gegen die Hexen-Königin Rangda, die alle bösen Kräfte des Universums symbolisiert.

Vorher und dazwischen zeigen Legong-Tempeltänzerinnen ihre Künste. Bei den Darbietungen der feingliedrigen Damen hat jede noch so kleine Bewegung – z. B. mit den Fingerspitzen – tiefe symbolkräftige Bedeutung.

Zum krönenden Abschluss richten die Kämpfer und Tänzer in tranceähnlichem Zustand ihre Schwerter und Spieße gegen sich selbst, wobei aber zumindest in jenen Versionen, die Touristen vorgeführt werden, kein Blut fließt.

„Sieger“ gibt es übrigens keinen. Balinesische Hindus sind überzeugt, dass Gut und Böse einander niemals besiegen können und dazu verdammt sind, bis in ewige Zeiten miteinander zu ringen. Klingt doch ganz wie im wirklichen Leben.

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