Jeansbleiche ohne Nebenwirkungen

Der Forscher Christian Schimper hat das Quellmittel "Acticell" entwickelt. Dank Acticell können Enzyme, die ohnehin Teil des Herstellungsprozesses sind, so gesteuert werden, dass sie die Jeans an den richtigen Stellen bleichen. Sein Verfahren ist eine Alternative zum Bleichen mittels Sandstrahler oder aggressiver Bleichmittel.
Christian Schimper bleicht Jeans umweltschonend und ohne Gefahr für Textilarbeiter.

Jeans, die neu, aber schon ausgeblichen und abgewetzt aussehen, sind immer noch groß in Mode. Ihre Herstellung fordert große Opfer: Aggressive Bleichmittel verseuchen das Grundwasser, Textilarbeiter sterben an den Folgen des Sandstrahl-Verfahrens. Christian Schimper hat nun einen Weg gefunden, Jeans umweltfreundlich und ohne Gefahr für die Arbeiter aufzuhellen. Sein an der Universität Innsbruck entwickelte Verfahren beruht auf Enzymen, die man dank seines Produkts "Acticell" so steuern kann, dass sie die Jeans an den richtigen Stellen bleichen.

Von der Idee zur Firma...

Wie funktioniert Acticell? Anstatt den blauen Farbstoff zu bleichen, wird er bei Schimpers Acticell-Methode aus dem Stoff gelöst. Acticell steht für "Aktivierung von Cellulose" und ist ein Quellmittel, das auf den Jeansstoff gepinselt oder gesprüht wird, wo es die Struktur der Cellulose verändert. An den mit Acticell vorbehandelten Stellen greifen Enzyme, die ohnehin Teil der Jeansherstellung sind, stärker an. Dort wird der Farbstoff beim anschließenden Waschen herausgelöst und erzeugt so den allseits beliebten "Used-Look".

"Es war die Verkettung verschiedener Umstände, die zur Entdeckung Acticells geführt hat", erklärt Christian Schimper. Seine Forschung konzentrierte sich ursprünglich nämlich nicht auf Jeans, sondern auf Reizwäsche. Ätzstickereien auf Unterwäsche werden mittels aggressiver Chemie hergestellt, Schimper suchte nach einer sanfteren Methode. Gemeinsam mit Professor Thomas Bechtold von der Universität Innsbruck erforschte er deshalb die Wirkung von Enzymen auf Textilien. Da aus ihrem ursprünglichen Vorhaben letztlich nichts wurde, verlegten sich die beiden auf Jeans und entwickelten gemeinsam die Basistechnologie für Acticell.

Um daraus ein richtiges Unternehmen zu machen, brauchte Christian Schimper Förderer. Nachdem er mit seiner Geschäftsidee den Inits-Award gewonnen hatte, sei "die Sache ins Rollen gekommen". Bei Inits (eine Gründer-Initiative der Universität Wien und der TU Wien) lernte Schimper auch, Business- und Finanzpläne zu erstellen und sein Produkt zu vermarkten: "Anfangs hatte ich Schwierigkeiten, die Patente für meine Erfindung zu bekommen. Auch die Finanzierung hat mir so einige Probleme gemacht", sagt Schimper. "Bei der Firmengründung gibt es eben sowohl Hoch- als auch Tiefpunkte, die man überwinden muss."

...und zum Erfolg

Werden Jeans nun mit Acticell aufgehellt, entstehen keine Abfallprodukte, die der Umwelt schaden könnten. Auch in der Anwendung ist Acticell für den Menschen ungefährlich. Außerdem können Jeans zum gleichen Preis wie mit den herkömmlichen Methoden produziert werden. "Das war eine Grundvoraussetzung", sagt Schimper. Eine umweltfreundlich gebleichte Jeans wird im Handel keinen Cent teurer als eine mit Sandstrahler gebleichte Jean sein. Dem Forscher ist es damit gelungen, ein Produkt zu entwickeln, das den Kundenanforderungen genau entspricht. Das sieht er als seinen größten Erfolg bei diesem Projekt. Besonders stolz ist er auch darauf, dass seine kleine Firma so weit gekommen ist. Sein Team besteht aus gerade mal vier Leuten. Schimper möchte es aber demnächst erweitern und im Verkauf und in der Forschung mehr Personal einstellen.

Verkaufen und Forschen – genau darauf will sich Schimper in nächster Zeit konzentrieren. Acticell soll weiterentwickelt werden, um den Anwendungsprozess noch einfacher zu machen und herkömmliche Bleichmethoden völlig zu ersetzen. Vor allem geht es in nächster Zeit darum, das Produkt an den Kunden, also an den Jeanshersteller, zu bringen. Derzeit bleichen nur die Gebrüder Stitch (ein Wiener Jeanshersteller) ihre Jeans mit Acticell, während sich Kunden auf der ganzen Welt noch in der Testphase befinden.

1. Ein Gespür für seine Idee entwickeln. Es wird immer Leute geben, die sagen: "Das funktioniert nicht". Das ist nicht unbedingt schlecht, man darf sich von ihnen nicht gleich entmutigen lassen. Ernsthaft Gedanken sollte man sich aber dann machen, wenn niemand die Idee versteht. Es ist immer gut, seine Hypothesen kritisch zu hinterfragen und sich von ihnen nicht zu sehr einnehmen zu lassen.

2. Such dir die richtigen Ratgeber. Sie sollten sehr viel Erfahrung in dem haben, was du machen möchtest. Lern von ihnen so viel wie möglich und triff – wenn du "ausgelernt hast" – deine eigenen Entscheidungen.

3. Überlege, ob der richtige Zeitpunkt für dein Produkt gekommen ist. Der Markt wird dein Produkt erst annehmen, wenn er dazu bereit ist. Auch dafür braucht man ein gewisses Gespür. In den letzten Jahren haben viele NGOs auf die Missstände in der Jeansproduktion aufmerksam gemacht. Deshalb ist jetzt der beste Zeitpunkt gekommen, um Acticell an die Kunden zu bringen.

4. Such dir ein gutes Team. Die einzelnen Teammitglieder sollten bestenfalls alle etwas anderes können. Sie sollten allerdings immer in der Lage sein, den anderen zu erklären, was sie tun.

5. Arbeite mit deinem Abnehmer zusammen. Denn er kennt den Markt viel besser als du, er kennt seine eigenen Kunden und er kennt die Konkurrenz. Er wird außerdem dafür sorgen, dass du nicht am Markt vorbei entwickelst und dass dein Produkt genau den Kundenanforderungen entspricht.

Kommentare