Wo sich der Mime seinen Café Hold

Wenn Schauspieler und "Vorstadtweiber-Politiker" Philipp Hochmair von Hamburg (wo er die Hälfte der Zeit wohnt) nach Wien kommt, führt sein erster Weg in die Josefstädter Straße zum Café Hold.

Einerseits ist es praktisch, dass das Lokal nur einen Steinwurf entfernt von seiner Wohnung liegt. Aber eigentlich mag er es deshalb so gern, weil der Chef so sympathisch ist. "Wir haben sogar das gleiche Sternzeichen: Waage", verrät Hochmair, als er an diesem Tag für seinen Morgenkaffee herein kommt.

Seit 20 Jahren führt Georg Hold das kleine Lokal in der Josefstadt. Mit Kaffee aus Neapel, Mittagsmenü und einer Auswahl an italienischen Speisen wie Gnocchi oder Branzino auf Belugalinsen. Von außen wirkt es unscheinbar. "Aber wer sich einmal über die Schwelle getraut hat, der kommt wieder", sagt Hold, während er Orangen auspresst. An diesem Vormittag sind die Tische fast alle besetzt. Bei Croissant oder Tramezzini wird Zeitung gelesen oder über den Laptop gebeugt mit Freunden diskutiert. Die Wände zieren Projekte von befreundeten Künstlern. Derzeit sind es Zeichnungen des Cartoonisten Rudi Klein.

Kostümprobe

Mit dem Kaffee in der Hand gönnt sich Hochmair an der Theke eine kurze Verschnaufpause. Er kommt gerade von der Kostümprobe für seinen neuen Film mit Birgit Minichmayr. "Tiere" ist ein Roadmovie mit einem Paar, das nach sechs Jahren Ehe in eine Krise kommt. "Also nehmen sie sich gemeinsam eine Auszeit, um das zu durchtauchen", erzählt Hochmair. "Der Film kippt in eine Parallelwelten-Realität. Und man weiß nicht mehr: Was ist Lüge, was ist Realität."

Der Dreh beginnt in wenigen Wochen. Davor stehen auch noch Aufführungen in Gütersloh und am Thalia Theater in Hamburg auf dem Programm. Viel zu tun. "Ich kann nur liegen oder rennen. Ich kann nicht moderat leben. Himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt", sagt Hochmair. Das erinnert an Goethes Briefroman "Die Leiden des jungen Werther", den Hochmair seit 20 Jahren in einem Soloprojekt interpretiert. Mittlerweile läuft das Stück sogar zweisprachig. "Wenn mir 1997 jemand gesagt hätte, dass ich das Stück immer noch spiele; sogar in Paris und Berlin parallel. Das hätte ich nie geglaubt. Es ist, als würde gerade alles aufgehen, wofür ich die letzten 20 Jahre gekämpft habe."

Denn erst im Februar wurde der Film "Kater" mit dem "Teddy Award" ausgezeichnet. In diesem Film spielen Philipp Hochmair (Andreas) und Lukas Turtur (Stefan) ein schwules Pärchen, das zusammen mit Kater Moses in den Wiener Weinbergen wohnt. Eigentlich in Eintracht – bis durch einen unvorhergesehenen Gewaltausbruch von Stefan die Welt aus den Fugen gerät.

Waagschalen

Die nächste Auszeichnung für eine filmische Leistung könnte im April folgen. Philipp Hochmair ist für die Romy in der Kategorie "Bester Schauspieler Kino/ Film" nominiert. Zu verdanken hat er das auch der Serie "Vorstadtweiber". Darin spielt er den schwulen, rechtspopulistischen Politiker Joachim Schnitzler.

Auch wenn er durch seine Filme in der letzten Zeit viel Beachtung bekam, steht für Hochmair fest: "Nur die Fernsehwelt alleine wäre mir zu wenig." Es braucht beides. Film und Theater. So wie Hamburg und Wien. Nur beim Café Hold braucht es kein Gegenstück.

Angebot:
Kaffee aus Neapel. Sandwiches. Wochentags ein Mittagsmenü. Sowie ausgewählte Speisen wie Gnocchi oder Rib-Eye-Steak.

Preise:
Antipasto misto kostet 10,50 €. Bärlauchsuppe mit pochiertem Ei kommt auf 5,50 € und Panna Cotta auf 5,50 €.

Sonstiges:
Untertags rauchfrei, abends ein Raucherlokal. Sonntag ist Ruhetag.

ROMY-Nominierung
Philipp Hochmair ist bei der diesjährigen ROMY in der Kategorie „Bester Schauspieler Kino/Film“ nominiert. Ob er die goldene Statuette erhält, wird sich am 16. April entscheiden.

Vorstadtweiber
In der Serie „Vorstadtweiber“ spielt Philipp Hochmair den schwulen Politiker Joachim Schnitzler.

Weitere Projekte
Informationen zu anderen Projekten von Philipp Hochmair gibt es unter philipphochmair.com