Peter Resetarits: Der Journalist als Bürgerversteher

Der ROMY-Nominierte Peter Resetarits beim Bürgerforum.
Ein Gespräch über den Druck von Facebook und wie wichtig das Dampfablassen für die politische Kultur ist.

KURIER: Sie kommen als einer der wenigen Fernsehmacher wirklich oft auf Tuchfühlung mit dem Publikum . Was wollen die Leute von einem Fernsehmacher Ihrer Meinung nach?

Peter Resetarits: Was ich gelernt habe, ist, dass die Leute sich nicht nur berieseln lassen wollen. Sondern sie wollen einen Mehrwert und etwas lernen. Was bei uns auch wichtig ist, ist so eine Art Community-Building, das stattfindet. Dass man den Sehern den Eindruck gibt: "Da gibt es eine mediale Plattform, die auch für dich da sein kann . Du musst uns nur schreiben, wir schauen uns deine Geschichte an und machen eventuell eine Sache, die große mediale Aufmerksamkeit haben kann."

Das Problem, als "Lügenpresse" bezeichnet zu werden, haben Sie also nicht wirklich.

Die Menschen schätzen, wenn man ihnen auf Augenhöhe begegnet. Ich bin immer wieder überrascht, wie dankbar die Leute sind, dass man sich mit ihnen auseinandersetzt. So kann man der Polemik – gerade bei Flüchtlingsthemen – die Schärfe nehmen. Bei all den Diskussionen, die zu dem Thema laufen, gibt es Kollegen mit der Grundhaltung: "Es gibt Leute, die sagen das Richtige und Wahre. Und dann gibt es das Falsche." Damit habe ich ein Problem. Weil ich nicht glaube, dass es sinnvoll ist, eine – vielleicht auch von mir – erwünschte Realität zu wiederzuspiegeln. Damit negiert man Leute, die Dinge sagen, die mir selbt vielleicht nicht passen. Es gehört aber reflektiert und richtig eingeordnet.

Wie sehr kommen Sie als Sendungsmacher durch die sehr aufgeheizten Debatten auf Facebook unter Druck? Dort hat sich der Volkszorn ja von der Medienwelt bereits abgekoppelt, hat man das Gefühl.

Ich bin bei Facebook und den schnellen neuen Medien total auf der Bremse, weil ich auch selbst zu Emotionen neige. Und weil mir eMails, die ich in der Wut geschrieben habe, am nächsten Tag sehr oft leid tun.

Sie sind sehr oft mit sehr aufgebrachten Menschenmengen konfrontiert. Sie wirken aber immer sehr ruhig und besonnen. Wie wahren Sie die Fassung?

Ich glaube, das ist eine gewisse Routine, eine gewisse Erfahrung, die mir hilft, meine Emotionen im einen oder anderen Fall zu übertünchen. Aber auch ich war jetzt einmal in einer Diskussion, wo mir passiert ist, dass ich das erste Mal seit 20 Jahren um drei in der Früh aufgestanden bin und dann eineinhalb Stunden lesen musste, um meine Ruhe zu finden. Das Flüchtlingsthema wird derzeit in einer Art und Weise diskutiert, wo ich mir selber Sorgen mache und mir denke: Wo gehen wir da entlang?

Sie haben auch keine Lösung, nehme ich an.

Die Erfahrung sagt mir aber schon, dass so ein Dampfablassen mit den Verantwortungsträgern immer noch ein gutes Mittel ist. Da geht es dann zwar hoch her und da fallen Ausdrücke, die mir nicht gut gefallen und da müssen die Verantwortungsträger manchmal Polemiken einstecken, wo ich mir denke: "Die brauchen auch eine dicke Haut." Trotzdem habe ich nach eineinhalb Stunden den Eindruck, dass die Leute froh sind, dass sie etwas gesagt haben.

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