Lappland: Auf der Suche nach dem Nordlicht

Lappland: Auf der Suche nach dem Nordlicht
Im finnischen Teil Lapplands, jenseits des Polarkreises, kann man zwischen Rentierknackwurstgrillen und Schlittenfahren jede Menge Abenteuer erleben.

Wie sieht Lappland aus?

Lappland: Auf der Suche nach dem Nordlicht
Als ich nach Lappland kam, sah Lappland genau genommen gar nicht aus aus. Beziehungsweise wie ein Bühnenbild von Katrin Brack. Es schneite. Unaufhörlich. Dicke, gelangweilte Schneeflocken plumpsten aus dem Himmel. Es herrschte jene Stille, die man auch als brüllend bezeichnen kann. "Ein Mal im Leben musst du das Nordlicht sehen", hatte mir eine alte Freundin erzählt, also war ich nach Lappland geflogen. Ich stand am Flughafen von Kittilä und blickte zum Himmel. Kein Nordlicht. Nur Weiß. Die Stille war nicht nur ohren-, sondern auch augenbetäubend.
Lappland: Auf der Suche nach dem Nordlicht

Manchmal kann es ein wenig dauern, bis der Schneefall aufhört, aber schon heute Abend könnten wir Nordlichter sehen, sagt uns unser finnischer Reiseleiter Esa, der sehr nett und sehr dick ist. Man darf das sagen, denn er bezeichnet sich selbst als sehr dick. In der Zwischenzeit gehen wir Motorschlitten fahren. Zu diesem Zweck werden wir in wärmende Overalls gefüllt und schauen aus wie Kanalarbeiter, obwohl hier weit und breit kein Kanal zu sehen ist. Auf den Motorschlitten – im Prinzip Motorrädern auf Raupen und Kufen, hier das übliche Fortbewegungsmittel – glühen wir durch die gefrorene Gegend, angeblich über Seen und durch Wälder, aber man sieht nur Schnee. Ein Riesenspaß! Nach einer Stunde Fahrt gibt es eine Pause und am Lagerfeuer gegrillte Rentierknackwürste. Die bekommt man hier ständig als Tourist, immer begleitet von dem Satz "Haben Sie schon einmal Rentierwurst probiert?". Schmeckt wie Knackwurst, nur anders, also im Prinzip eh sehr gut, nur die Hände stinken dann einen Monat lang nach Rentier.

Ferdinand

Lappland: Auf der Suche nach dem Nordlicht
Alli Ohenoja, tekstiilitaiteilija, galleriansa pihallaan, Torassieppi, Muonio 1998 Alli Ohenoja,textil artisan, Torassieppi, Muonio 1998
Tags darauf, während wir darauf warten, dass es zu schneien aufhört und Nordlichter sehen können, besuchen wir die Rentierknackwürste, bevor sie zur Knackwurst werden. Also die Rentiere. Vor allem besuchen wir DAS Rentier, die größte Touristenattraktion der Region. Ferdinand. Das in Österreich berühmteste finnische Rentier der Welt. Das Rentier, das Marcel Hirscher als Siegespreis nach einem Rennen in Levi symbolisch geschenkt bekam. Ferdinand sieht nicht anders aus als andere Rentiere, aber man sagt uns, das sei Ferdinand. Ferdinand lässt sich streicheln, falls ihm seine Berühmtheit bewusst ist, lässt er es sich nicht anmerken.

Eine Rentierschlittenfahrt ist im Prinzip das Gegenteil einer Motorschlittenfahrt: Langsam, gemächlich, ruhig, es riecht nach Rentier, nicht nach Treibstoff.

Rentierologie

Lappland: Auf der Suche nach dem Nordlicht
Mehrmals auf dieser Reise bekommen wir Nachhilfe in Rentierologie. Schnell merken wir: Obacht, das ist Stoff und kann geprüft werden. Also:

Weiße Rentiere sind fauler als braune und schlafen mehr.

Rentiere sind stur und machen nicht, was man ihnen anschafft, deshalb gelten sie als dumm (ich glaube, hier irren die Finnen fundamental).

Und nie darf man einen Finnen fragen, wie viele Rentiere er hat, das gilt als Beleidigung.

Tut man es doch, dann muss er antworten: Sie gehen auf beiden Seiten des Baumes. Heißt: mindestens zwei.

Am nächsten Tag überbrücken wir die Wartezeit bis zum Nachlassen des Schneefalls mit einem Besuch auf einer Schlittenhundefarm. Schlittenhunde ziehen Schlitten, sind aber keine Rentiere, denn erstens bellen sie, und zweitens darf man den Besitzer fragen, wie viele er hat. Hundeschlittenfahren ist großartig. Besonders lustig: Wenn man den Schlitten per Fußbremse zum Stehen bringt, starren einen die Hunde empört an – die wollen gefälligst laufen.

Wir lernen: Huskys arbeiten nur im Winter, im Sommer haben sie frei, im Alter von zwölf Jahren dürfen sie in Pension (wenn das die ÖVP hört!). Manche Züchter kreuzen ihre Hunde mit Wölfen, dann werden die Tiere stärker, gliedern sich aber nicht mehr so gut ins Rudel ein.

Anschließend gibt es Rentierknackwurst.

Ebenfalls ein beliebter Zeitvertreib beim Warten auf eine Schneefallpause und auf die Knackwurst: Eis-Go-Kart-Fahren. Während man bremst, lässt man das Fahrzeug mit kurzen Gas-Stößen um die Kurven driften. Der Autor dieser Zeilen überholt alle seine Mitreisenden und fühlt sich wie Nico Rosberg. Dann bietet mir der Besitzer der Bahn eine Wettfahrt an und Sekunden später drehe ich mich in die Reifenstapel.

Bon Jovi

Sehr schön ist auch Skifahren in Levi, bei Flutlicht. Das Skigebiet ist vergleichsweise klein und voller blauer Pisten, der aus dem Weltcup bekannte "Steilhang" ist harmlos. Allerdings ist der Schnee wunderbar pudrig, das liegt an der Kälte und an der Nähe des Meeres. (Und auch daran, dass es ständig schneit.)

Lappland: Auf der Suche nach dem Nordlicht
Levi gibt es übrigens genau genommen nicht, das Skigebiet wird so genannt, aber der Ort heißt Sirkka. Er besteht aus drei Straßen, einigen sehr gemütlichen Hotels und vor allem aus Karaoke-Bars. Der Finne singt gerne, während der Wodka nachgefüllt wird, Bon-Jovi-Balladen. Ja, das muss man mögen.

Was man noch tun kann, während man darauf wartet, dass es zu schneien aufhört: Nächtliches Schneeschuh-Wandern mit Knackwurstgrillen (großartig, in der Nacht sehen die gefrorenen Bäume aus wie Richard Lugner, der sich als Ölscheich verkleidet hat); nächtliche Fahrten in einer auf einer Pistenraupe montierten Bar (ohne Knackwurst, dafür mit Champagner); Besuch eines Eishotels (in erster Linie kalt); Besuch eines rekonstruierten altlappländischen Dorfes.

Elvis lebt

Dort lebt übrigens Elvis, nicht als Tankwart in Gänserndorf oder als Burger-Brater in Wisconsin, wie immer behauptet wird. Es dauert ein bisschen, bis ich kapiere, dass die Reiseführerin nicht gesagt hat "Where Elvis lives", sondern "elves", also Elfen. Ebenfalls beliebt: Schneeloch-Baden. Wer das tut, bekommt nie Grippe, sagt man uns. Natürlich nicht, weil man nämlich vorher erfriert.

Am letzten Tag, bevor der Schneefall aufhören soll, treffen wir einen lappländischen Schamanen. Er ist jung und lustig und singt uns Schamanenlieder vor. Dann zeigt er uns, bevor es Knackwurst gibt, seine Rentiere. Eine fragt: "Wie viele hast du?" Er lächelt und sagt: "Sie gehen auf beiden Seiten des Baumes", und ist sichtlich begeistert, dass er endlich diesen Spruch sagen darf.

Lappland: Auf der Suche nach dem Nordlicht
Nach einer Woche voller Schneefall, Knackwurst und großartiger Eindrücke habe ich das Nordlicht, das ich nie zu sehen bekam, völlig vergessen. Zu Hause fragt man mich: "Und, wie ist das Nordlicht?" Schwer zu beschreiben, sage ich. Das muss man selbst gesehen haben.

Info

Lappland: Auf der Suche nach dem Nordlicht

Anreise Mit Austrian ab/bis Wien nach Kittilä, jeweils am Samstag von 21. Jänner bis 4. März 2017, am 18. Februar mit Stopp in Linz.

Temperaturen im Winter Von kalt über sehr kalt bis extrem kalt. Minus zehn Grad sind normal. Minus 30 Grad sind möglich, aber eher selten.

Einpacken Skikleidung, Skiunterwäsche, sehr gute Handschuhe und Hauben.

Das muss sein Schlittenfahren. Mit dem Rentierschlitten ist es gemütlich, mit dem Hundeschlitten sportlich. mit dem Motorschlitten temporeich. Tipp: Fragen stellen. Kommen die Finnen ins Reden, erzählen sie tolle Geschichten.

Kulinarik Rentier (schmeckt wie Wild) und Fisch. Lachssuppe. Wodka.

Besonderheiten Das Nordlicht zu sehen ist Glückssache – klarer Himmel Voraussetzung. Aber es gibt viel mehr zu erleben als nur das.

Preisbeispiele
– Winterzauber in Lappland: Flug, 7 Nächte inkl. HP z. B. im 3* Hotel Hullu Poro, plus 5 Ausflüge (Tagesausflug Rovaniemi, Huskytour für Abenteurer, Motorschlittensafari zur Rentierfarm, Schneeschuh-Wanderung unterm Polarhimmel, Ausflug zur Rentierfarm), ab 1418 € pro Person im Doppelzimmer, im Einzelzimmer Aufpreis 270 €.
– Winterabenteuer Young & Active: Flug, 7 Nächte inkl. HP z. B. im 3* Hotel Hullu Poro plus 3 Ausflüge (Huskytour für Abenteurer, Motorschlittensafari zur Wildnishütte, Icekarting), ab 1318 €/pro Person im Doppelzimmer, Einzelzimmer-Aufpreis 270 €.

Details und Buchung Prima Reisen, 1040 Wien,Favoritenstraße 42,
Tel. 01/50 50 22 20, eMail: favoriten@primareisen.com, www.primareisen.com

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