In Winnetous Weiten ist die Kulisse der Star

Winnetou-Drehort: Wasserfälle im Nationalpark Krka
Bei Zadar ist Dalmatien besonders bunt: berühmte Inseln bis aufstrebendes Wandergebiet, Geschichte bis pulsierendes Leben. Und dennoch hüpft einem meistens ein Indianer ins Bild.

Die Kletterer hängen in der Wand über dem Souvenirstand. Sie sind drahtig und oft zu jung, um mit dem schwarzhaarigen Pierre Brice noch etwas anzufangen. Sie kommen in die Schlucht des Nationalparks Paklenica, weil hier ein europäischer Kletter-Hotspot gewachsen ist. Die "Winnetou"-Schilder, die Drehorte der Filme aus den 1960ern markieren, sehen sie gar nicht.

In Winnetous Weiten ist die Kulisse der Star
Kroatische Zentrale für Tourismus; Paklenica, Velebit, Kornaten, optimiert-fuer-den-druck-zvonimir-tanocki
Unter den Kletterern greift eine Deutsche zum Winnetou-Kühlschrankmagneten und schmachtet. "Dat war schon ein schöner Mann, der Brice."

Die Gegend um die adriatische Küstenstadt Zadar ist so vielfältig wie ihre Besucher. Hier ist Dalmatien, das Urlauber wegen des Essens und des Lebensgefühls lieben. Hier sind die Kornaten, mit mehr als hundert Inseln die dichteste Inselgruppe der Adria, sehr gefragt für Segeltörns, weil hier nämlich auch die Bora ist, der besondere Fallwind. Hier ist das Velebit-Gebirge mit seinen Höhlen, Hochplateaus und Felsen, das schon bald ein Wandermekka sein könnte. Hier ist die Geschichte Zadars, der Charme des Südens, Postkartenstrände. Und Winnetou.

In Winnetous Weiten ist die Kulisse der Star
Kroatien, Kaornaten, Zadar, Velebit, Paklenica, Krka, Juni 2016, honorarfrei für Geschichte Kroatien August 2016, Winnetou, (c) Axel Halbhuber
In Winnetous Weiten ist die Kulisse der Star
Kroatien, Kaornaten, Zadar, Velebit, Paklenica, Krka, Juni 2016, honorarfrei für Geschichte Kroatien August 2016, Winnetou, (c) Axel Halbhuber
Die Straße, die in den Nationalpark führt, ist heute asphaltiert. Einst ritten hier Filmindianer und -banditen und wirbelten jede Menge Staub auf. Heute sorgt höchstens ein entgegenkommender holländischer Camper für Wickel. "Paklenica" bedeutet "kleine Höhle" und wurde 1949 ein Naturpark. Weniger wegen der Natur, mehr, weil man in der Mitte der Schlucht einen Bunker anlegte. Alles sehr geheim, der Nationalpark blieb Jahrzehnte lang für die Bevölkerung gesperrt. Trotzdem erteilte Staatschef Tito eine Dreherlaubnis für die Apachen-Schinken, er war Filmfan. Eine Entscheidung mit Folgen, denn obwohl auch in vielen anderen europäischen Ländern gedreht wurde, ist Kroatien im kollektiven Gedächtnis der Winnetou-Fans geblieben. "Auch weil hier die entscheidenden Szenen gedreht wurden", legt Zvonimir nach. "Old Shatterhand wird genau da fast von Steinen erschlagen. Und dort war der Angriff der Indianer in Winnetou eins." Zvonimir ist Touristenführer und lebt wie viele vom Winnetou-Erbe. Nahezu jeder dieser Guides trägt stets eine zerschlissene Mappe unter dem Arm, mit Fotos von Filmszenen. Passiert man einen Drehort, ziehen sie die schnell wie einen Revolver heraus, um die Übereinstimmung von Szene und Szenerie zu präsentieren.

Heute ist der Naturpark verwachsen, viel Natur, wenig Prärie. Daher drehte man die neuen Winnetous, die im Dezember ins Fernsehen kommen, weiter oben auf den Hochplateaus des Velebit-Gebirges, bei Veliko Rujno.

Bär und Mine

Das Velebit, mit 140 Kilometer Länge und 30 Breite das längste Massiv der Dinariden, trennt das grüne Hochland im Landesinneren von der kargen Adriaküste, Gebirgswetter vom mediterranen Klima. Die Gipfel reichen bis 1757 Meter, einen Wanderweg gibt es bis jetzt aber nur im nördlichen und mittleren Velebit. Hier, rund um Starigrad, braucht man Helfer wie Marin Marasović. Er hat Hotels, schmucke Privathäuser, Jeeps für Safaris, Wissen um die Gegend und Geschäftssinn. Wer eine mehrtägige Wanderung durch nahezu unberührte Hochtäler machen will, findet bei ihm die Infrastruktur von Gepäcktransport bis Zeltverleih.

In Winnetous Weiten ist die Kulisse der Star
Kroatien, Kaornaten, Zadar, Velebit, Paklenica, Krka, Juni 2016, honorarfrei für Geschichte Kroatien August 2016, Winnetou, (c) Axel Halbhuber
Besonders beliebt ist für Wanderer auch das Tulove Grede. Das Plateau umschließt den Pass, den man vor Bau des großen Tunnels durch das Velebit befuhr, und war – richtig – mannigfaltiger Winnetou-Drehort, inklusive Sterbestelle des Apachen-Häuptlings. Seit Juni prangt auf dem Pass eine Pierre- Brice-Gedenktafel, dramatisch enthüllt von seiner Witwe Hella.

Während Wanderer nördlich von Starigrad nur auf Bären und Schlangen achten müssen, ist die Gegend um die Gipfel Tulove Grede und Mali Alan aber noch relativ stark vermint. Gefährliche Stellen seien jedoch mit Warnschildern gesichert. Sagen die Einheimischen.

Hinter der Kulisse

In Winnetous Weiten ist die Kulisse der Star
Kroatien, Kaornaten, Zadar, Velebit, Paklenica, Krka, Juni 2016, honorarfrei für Geschichte Kroatien August 2016, Winnetou, (c) Axel Halbhuber
Die größte Gefahr ist ohnehin, die Schönheit der Region bei der Jagd auf Film-Sets zu übersehen. Die berühmten Wasserfälle im Nationalpark Krka etwa sind ein Kraftort und nicht nur die Stelle, wo Old Shatterhand über eine Brücke ritt. Auf den Kornaten lassen sich neben Brice-Fußspuren auch Oasen wie der Telašćica-Salzsee entdecken – unterirdisch mit dem Meer verbunden, aber immer sechs Grad wärmer. Oder der unfassbar schöne Canyon des Flusses Zrmanja (Coverbild): Wer sich hier auf einen Stein setzt, sollte Cowboys und Indianer kurz aus dem Kopf bekommen, die sich hier am "Rio Pecos" tummelten.

In den engen Gassen Zadars, auf dem Platz der fünf Brunnen oder im uralten botanischen Garten, hat man Pause von Indianer-Reminiszenzen, hier riecht man das Meer und spürt das Adriatische. Und die Geschichte. Zadar hat in fast jedem Krieg was abbekommen. Schon zur Zeit der alten Römer, von denen man noch viel sieht. Und trotzdem wurde hier keine einzige Sequenz von "Ben Hur" gedreht.

Anreise Mit dem Flugzeug führt die schnellste Verbindung ab Wien mit Croatia Airlines (www.croatiaairlines.com) über Zagreb. Allerdings lohnt es sich, alle Angebote zu checken.

Die Anreise mit dem Auto führt über Graz, Slowenien und Zagreb, ab Wien schafft man die rund 640 Kilometer meist in sechs bis sieben Stunden. Ein Highlight dabei ist die Fahrt über das Hochland östlich des Velebit-Massivs und der abrupte Szenenwechsel nach dem knapp sechs Kilometer langen Sveti-Rok-Tunnel.

Unterkünfte Je nachdem, welchen Teil der Region man ansehen will, bietet sich ein Quartier in Zadar oder Starigrad an: Von der Stadt aus ist man schneller in den Kornaten und am Strand, von Starigrad aus in den Bergen. Außerdem liegt der Ort in einer langen Bucht, dadurch ist das Meer oft etwas ruhiger. Das Blue Sun Hotel Alan hat Pool und Privatstrand, All-inclusive-Varianten und ein Karl-May-Museum. z. B. 2N/HP ab 195 €/DZ inkl. Spa-Nützung, 1Massage/P. www.hotel-alan.hr. Quartiere von Hotel bis Privat- Steinhaus bietet Marin Marasović ab 22 €/P/N im DZ www.hotel-rajna.com.

Nationalpark Paklenica Der Eingang zum Park liegt bei Starigrad, rund 30 Kilometer von Zadar entfernt. Ab dem Parkplatz geht man etwa eine halbe Stunde bis zum Talschluss der Schlucht, dann geht es in mehreren Wanderwegen bergauf. In dem 96 Quadratkilometer großen Park leben u.a. Bären, Luchse, Adler, Geier. Für Kletterer und Wanderer gibt es Angebote, demnächst ist auch die Führung durch den Bunker zu buchen. Info: www.np-paklenica.hr

In Winnetous Weiten ist die Kulisse der Star
Kroatien, Kaornaten, Zadar, Velebit, Paklenica, Krka, Juni 2016, honorarfrei für Geschichte Kroatien August 2016, Winnetou, (c) Axel Halbhuber
Wandern und AusflügeIm Norden des Velebit gibt es den Gipfelwanderweg „Premužićeva staza“, rund um Zadar braucht man eher Unterstützung. Ansprechpartner für geführte Touren sind Marin Marasović (www.hotel-rajna.com) und die Tourismusverbände der Region (www.rivijera-paklenica.hr)und der Stadt Zadar (www.zadar.hr).

Winnetou Dort bekommt man Auskunft über Winnetou- Touren. Einmal jährlich findet im Blue Sun Hotel Alan ein Winnetou-Festival statt, Termin 2017 steht noch nicht fest. Infos auf www.winnetoufeste.de

Info Kroatische Zentrale für Tourismus, Tel. 01/58 53 884, www.kroatien.at

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