Wenn Frauen zu Täterinnen werden

Wenn Frauen zu Täterinnen werden
Frauen begehen weit weniger Straftaten als Männer. Doch wenn sie töten, ist das Entsetzen groß.

Wenn Frauen an der Macht wären, würde es keine Kriege geben. Das ist zumindest ein gerne gepflegter Mythos. „Ich möchte in keinem Krieg sein, den Frauen führen. Frauen sind in ihrer Rachsucht perfider, raffinierter und besser organisiert.“ Das sagt eine Frau.

Sigrun Roßmanith ist Gerichtspsychiaterin und hat das Hauptaugenmerk ihrer Arbeit dem Thema „Frauen als Täterinnen“ gewidmet. Die Statistik spricht für die Frauen. 38.394 strafbare Handlungen wurden im Jahr 2010 begangen und vor Gericht verurteilt – nur 5561 Verurteilte (15 Prozent) waren Frauen (siehe Grafik).

 

Hormone

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Fakt ist auch, dass Gewalt überwiegend männlich ist. Das liege am unterschiedlichen Umgang mit Frustration, erläutert Roßmanith. „Frauen wenden sich eher nach innen, werden depressiv oder suchtkrank.“ Männer wiederum würden ihre Aggressionen nach außen richten und sich leichter provozieren lassen. „Dafür ist ein anderes hormonelles Gemisch beim Mann verantwortlich.“

Früher wurde der Giftmord als typisch weibliches Delikt bezeichnet, heute ist es das Delikt „gegen fremdes Vermögen“, das insgesamt 53 Prozent aller Verurteilungen ausmacht. Darunter zählen etwa Diebstahl, Veruntreuung oder Betrug. Roßmanith: „Das sind sehr oft depressive Ersatzdelikte, um Frustrationen auszugleichen.“ Frauen seien auch in der Kommunikation und in der Ablenkung geschickter. „Klassische Betrüger müssen ja sehr kommunikative Menschen sein.“

Gefürchtete Gangs

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Auch Punkto Jugendkriminalität holt das weibliche Geschlecht auf. „Das ist eine Folge der Emanzipation. Frauen muten sich und anderen mehr zu. Die sadistischen Girlie-Gangs sind ja besonders gefürchtet.“ Wenn Frauen – so wie am Mittwoch (siehe Bericht hier) – töten, werde das von der Gesellschaft bedrohlicher empfunden, als wenn ein Mann zur Waffe greife. „Das zerstört unser Ur-Bild der Leben spendenden Mutter.“

Frauen morden aus anderen Gründen und mit anderen Methoden als Männer. Roßmanith: „Frauen töten, wenn sie gehen; Männer töten, wenn sie nicht zulassen können, dass die Frau geht. “ Zumeist würden in Beziehungen die Schwächeren töten. „Töten ist kein Ausdruck von Stärke.“

Stephan Harbort ist Kriminalist und Autor des Buches „Wenn Frauen morden“. Darin beschreibt er, dass Männer ihre Opfer meistens im Affekt attackieren. Frauen würden planvoll, heimtückisch und im häuslichen Milieu töten. Schon aufgrund ihrer geringeren Körperkraft seien sie darauf angewiesen, eine passende Gelegenheit abzuwarten – etwa, wenn das Opfer schläft oder betrunken ist. Nur selten ermorden Frauen Fremde. „Sie töten, um sich nicht weiter beherrschen zu lassen. Insofern hat die weibliche Tötungskriminalität durchaus etwas Emanzipatorisches“, sagt Harbort.

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