"Unsere" Päpste
Sollte Kardinal Christoph Schönborn – was nicht ausgeschlossen ist – der nächste Papst werden, dann wäre er nicht der erste Österreicher auf dem Stuhl Petri. Als der heutige Erzbischof von Wien im Jänner 1945 in der Nähe von Leitmeritz in Böhmen zur Welt kam, gehörte das einstige Kronland natürlich längst nicht mehr zu Österreich, doch sein Vater und ein Großteil seiner Ahnen stammten noch aus der k. u. k. Monarchie. Insgesamt gab es bisher vier Päpste mit österreichischen Wurzeln.
Karl Wojtyla senior
Geboren in Venetien
„Unser erster Mann“ im Vatikan war Papst Pius X. Als Giuseppe Sarto am 2. Juni 1835 in der österreichischen Region Venetien geboren, wurde er 1903 zum Oberhaupt der katholischen Kirche gewählt. Zu diesem Zeitpunkt war er kein Österreicher mehr, denn gerade als Giuseppe Sarto 1866 als junger Kaplan tätig war, musste die Monarchie Venetien an das Königreich Italien abtreten.
Obwohl Papst Pius X. gerade diesem Umstand sein hohes Amt zu verdanken hatte, machte er es sich zur Aufgabe, ähnliche Einflussnahmen für alle Zeiten zu verhindern: Unter Androhung der Exkommunikation verbot er für künftige Papstwahlen jede Einmischung staatlicher Stellen.
Besagter Pius X. wird als eindrucksvolle Persönlichkeit beschrieben, seine letzte „Amtshandlung“ als Papst war ein Aufruf an alle Völker, für den Frieden zu beten. „Ich würde gerne mein Leben opfern, wenn ich dadurch den Frieden Europas erkaufen könnte“, sagte er am 2. August 1914, wenige Tage nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs. Drei Wochen später war er tot. Aber den Frieden hatte er nicht erkaufen können.
Aus der Lombardei
Als einer der populärsten und bedeutendsten Päpste ging Johannes XXIII. in die Geschichte der katholischen Kirche ein. Angelo Roncalli war am 25. November 1881 im Bergdorf Sotto il Monte in der Provinz Bergamo als eines von 13 Kindern einer armen Bauernfamilie zur Welt gekommen, deren Eltern noch Österreicher gewesen sind.
Anhand seiner Biografie lässt sich einmal mehr der Irrwitz der Weltpolitik erkennen, denn als der spätere Papst während des Ersten Weltkriegs von der italienischen Armee als Sanitätssoldat und Militärpfarrer eingezogen wurde, da standen die Österreicher auf der anderen Seite – die Landsleute seiner Eltern waren plötzlich zu Feinden geworden.
Kein Übergangspapst
Es wäre übertrieben, die aus der Donaumonarchie stammenden Päpste als „waschechte Österreicher“ zu bezeichnen, vielmehr ist ein Wort Leo Slezaks geeignet, deren Herkunft zu definieren, stellte der berühmte Tenor doch in einem Rückblick fest: „Wie jeder echte Wiener bin ich bei Brünn geboren.“
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