Polizei ermittelt gegen Hells Angels

Polizei ermittelt gegen Hells Angels
Nach Verboten in Deutschland sickern die Motorradrocker nun in Österreich ein. Ihr Ziel: Das Rotlicht und der Drogenhandel.

Männlich, "weiß", älter als 21 Jahre, Besitzer einer Harley Davidson, von einem Mitglied unterstützt, Vorstrafen sind dienlich. Das sind laut einem Bericht des Innenministeriums die wichtigsten Aufnahmekriterien für die Hells Angels.

Etwa 300 Motorradfreaks mit dem Totenschädel auf der Lederjacke gibt es in Österreich. Sie sind in sechs sogenannten Chaptern (Filialen) organisiert. "Es kommt der Druck aus Deutschland, hier neue Zweigstellen zu errichten. Die Chapter werden neu aufgebaut", erklärt Mario Hejl vom Bundeskriminalamt. "Wir beobachten diese Dinge sehr genau." Wie weit die Ermittlungen sind? Die Polizei lässt sich nicht in die Karten blicken.

Anders verhält es sich in Deutschland. Dort wurden zuletzt sechs Filialen der Motorradrocker verboten. Zuvor tobte jahrelang ein Rockerkrieg mit den Bandidos. Es gab Tote, auch Polizisten gerieten zwischen die Fronten. Ein SEK-Beamter starb, als einer der Höllenengel zwei Mal durch eine geschlossene Tür feuerte. Erst im Mai wurde das Chapter in Köln geschlossen, im Jänner das in Kiel. Hier soll ein Gegner der Bande eingemauert worden sein.

"Es gibt ein Ost-West-Gefälle in Österreich", sagt Hejl. Im Klartext bedeutet das, dass bei den Mitgliedern in Ostösterreich das Motorradfahren im Vordergrund steht. Der Wiener Club in Margareten fällt vor allem auf, wenn die ratternden Maschinen durch die engen Häuserschluchten fahren und die Geräuschkulisse eines landenden Jumbojets verursachen. Auch beim Falco-Begräbnis blieben sie als Sargträger in Erinnerung.

Das Netzwerk

In Westösterreich hingegen sind die Hells Angels mit ihren Kollegen in Deutschland, Ungarn, der Schweiz und Liechtenstein eng verbunden. Diese stehen für den kriminellen Teil des Netzwerkes. In Salzburg sollen die Höllenengel im Rotlicht Fuß gefasst und zumindest ein Etablissement übernommen haben. Im Visier der Polizei befinden sich die Gruppen in Wolfurt (Vorarlberg) und Zirl (Tirol). Die Tiroler sorgten vor zwei Jahren mit Morddrohungen gegen die Sängerin Antonia für Aufsehen. Der Grund: In ihrem Video war ein Schauspieler mit einer Hells-Angels-Jacke zu sehen.

Ihre Kollegen im oberösterreichischen Pattigham fielen bisher eher durch Schlägereien auf, etwa wenn sie in Lokalen keinen Eintritt bezahlen wollten. Der Kärntner Ableger zieht derzeit von St. Andrä im Lavanttal nach Villach um und beherbergte bereits polizeilich gesuchte Führungskader aus Deutschland. Das gilt auch für den Ableger im steirischen Andritz.

Der deutsche Hells-Angels-Sprecher Django hingegen sieht die Rocker in einem Interview mit der Osnabrücker Zeitung als Verfolgte: "Eine kriminelle Vereinigung gründet sich zu einem Zweck – um Geld zu verdienen. Uns wird von den Behörden ständig unterstellt, wir würden große Drogen- und Waffengeschäfte machen. Aber wenn das so wäre, wo verdammt ist dann das Geld? Mindestens 90 Prozent unserer Mitglieder arbeiten in ganz normalen Jobs."

Polizei ermittelt gegen Hells Angels

"Österreich ist ein interessanter Markt für Rocker"

"In Salzburg sind die Hells Angels noch kein Problem, aber es ist ein Bereich der intensiv beobachtet wird", sagt Sicherheitsdirektor Franz Ruf. Die Motorradrocker agieren derzeit noch unauffällig in Salzburg, sind aber dabei still Fuß zu fassen.

In die Räume einer ehemaligen Videothek an in der Sterneckstraße ist jetzt ein Kampfsportcenter eingezogen. "House of Pain" steht am Eingang. Hinweise auf die Hells Angels gibt es äußerlich nicht. Der Leiter des Studios, Hannes H., ist auch Mitglied einer Berliner Bruderschaft der Hells Angels und pendelt regelmäßig zwischen Salzburg und Berlin. Das Kampfsportstudio ist kein Privat-Club sondern für jedermann offen.

Den Namen Hannes H. findet man auch in Zusammenhang mit dem Table Dance Lokal "Troja". Der Mann ist dort Prokurist. Angeblich hat man sich auch um andere bekannte Salzburger Etablissements bemüht. Ein Geschäft kam bisher nicht zustande.

Derzeit gibt es nach Angaben der Polizei keinen eigenen Chapter der Hells Angels in Salzburg und "keine gesicherten Hinweise auf ein Tätigwerden der Gruppierung. Es gab noch keinen Grund, polizeilich einzuschreiten", sagt Ruf.

Es gibt aber durchaus Hinweise, dass Österreich nach vermehrter Razzien und Probleme in Deutschland ein interessanter Markt für Rockergruppierungen ist. "Die Hells Angels sind in Österreich keine verbotene Organisation, aber wir tauschen uns mit den deutschen Kollegen aus und beobachten die Entwicklung genau", sagt Ruf.

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