Millionenbetrug beim Online-Poker

Millionenbetrug beim Online-Poker
Showdown bei der Poker-EM in Baden: Ein Rollkommando besuchte mutmaßlichen Betrüger, der online Gegner abzockte.

Am Rande der Poker-Europameisterschaft im Casino Baden ist ein (mutmaßlicher) Millionenbetrug im Internet geplatzt. Der Hauptverdächtige Maximilian A. soll zumindest zwei Dutzend bekannte Pokerspieler (darunter offenbar zwei Österreicher) beim Online-Poker um Millionen gebracht haben. Er dürfte es geschafft haben, auf den Computern seiner Opfer ein Spionageprogramm zu installieren. Damit soll er in das Blatt seiner Gegner geschaut haben. Mit diesem Wissen war es eine Leichtigkeit, den Mitspielern Hunderttausende Euro in kürzester Zeit abzunehmen. Schließlich ist Texas-hold'em-Poker sehr einfach, wenn man die zwei Karten der Gegner kennt.

Promi-Pokerspieler

Unter den so genannten Highstakes-Spielern (bei denen es um extrem hohe Einsätze geht) wurde bereits seit einigen Wochen darüber spekuliert, dass ein enormer Betrug im Gange sei. Einige der Betroffenen geben an, bis zu 500.000 Euro innerhalb kürzester Zeit an Maximilian A. verloren zu haben. Allein die Facebook-Freunde des Münchners lesen sich wie das Who is who der Pokerszene. Österreichs bekanntester Pokerprofi Erich K. spricht von einer "Katastrophe. Wir alle glauben, dass A. von einer Bande dazu gezwungen worden ist."

Geplatzt sein dürfte der Millionen-Betrug, als es im Rahmen der Poker-EM in Baden zum persönlichen Zusammentreffen von zwei Opfern mit dem mutmaßlichen Täter kam. Was die Geschädigten zu einer spektakulären "Geiselnahme" veranlasste. Die Stadtpolizei Baden staunte jedenfalls nicht schlecht, als am frühen Morgen des 27. Oktober gegen fünf Uhr das seltsame Trio am Posten auftauchte. Mit einer noch seltsameren Geschichte: Maximilian A., habe die beiden anderen - einen Wiener und einen Schweizer - beim Online-Poker kräftig abgezockt. Der Wiener habe in ein paar Wochen rund 40.000 Dollar verloren, der Schweizer sogar 350.000 Dollar.

"Die beiden haben den Deutschen in seinem Hotelzimmer aufgesucht und ihn zur Rede gestellt. Er wurde festgehalten und befragt, bis er die angeblichen Betrügereien zugab. Dann kamen sie zur Anzeige mit ihm zu uns", sagt Oberst Walter Santin. Am Posten wollte der Deutsche aber nichts mehr davon wissen und gab an, zum Geständnis gezwungen worden zu sein. Die Computer der drei Beteiligten werden nun von Spezialisten des Landeskriminalamtes Niederösterreich näher untersucht.

Die Nacht-und-Nebel-Aktion wird aber für alle Beteiligten Folgen haben. Gegen Maximilian A., der aus steuerrechtlichen Gründen in London lebt, wird wegen schwerem gewerbsmäßigen Betrugs ermittelt, gegen das "Rollkommando" wegen Nötigung und Freiheitsentzug.

Auch bei der Poker-EM selbst sorgte der Vorfall für Aufsehen: "Bei unserer Veranstaltung hat es aber keinen Zwischenfall gegeben. Der Gast wurde sofort gesperrt. Schließlich sind die Vorwürfe schwerwiegend", meint Casinos- Austria-Poker-Manager Stefan Gollubits. "Nach Rücksprache mit dem win2day-Poker-Manager Jürgen Smutek kann ich versichern, dass unsere Plattform und User nicht von den Vorgängen betroffen sind. Bei uns muss sich jeder Spielteilnehmer umfangreich registrieren, das wirkt auf potenzielle Betrüger abschreckend. Ein eigenes Team steht für Nachforschungen zur Verfügung. Sicherheit hat für uns oberste Priorität."

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