Kurt Scheuch: "Das werde ich leicht überleben"

Kurt Scheuch: "Das werde ich leicht überleben"
Der Neo-FPK-Chef spricht im KURIER-Interview über den Rücktritt seines Bruders. Er möchte beim Proporz bleiben und den Landeschef direkt wählen.

Der neue starke Mann bei den Freiheitlichen in Kärnten (FPK) heißt Kurt Scheuch (44). Er übernimmt von Bruder Uwe den Parteivorsitz und die Funktion des Landes-Vize. Im KURIER-Interview nimmt er zum Rücktritt von Uwe, seinem Gerichtsverfahren, der Zukunft der Partei und zum Thema Neuwahl Stellung.

KURIER: Herr Scheuch, haben Sie angesichts der schweren Vorwürfe gegen die Parteispitze ein Himmelfahrtskommando übernommen?

Kurt Scheuch: Ich sehe es nicht so. Auch wenn ich glaube, dass es nicht ganz einfach sein wird, in die Fußstapfen meines jüngeren Bruders zu treten und seinen erfolgreichen Weg fortzusetzen.

Zum Einstand gab es gleich den Strafantrag der Staatsanwaltschaft Graz wegen Beamtenbeleidigung, weil Sie Richter Christian Liebhauser-Karl nach dem ersten Part-of-the-Game-Urteil gegen Bruder Uwe "Kröte" genannt haben sollen.

Dass dies nur drei Stunden nach meiner Designierung erfolgt ist, ergibt ein eindeutiges Bild. Wer hier nur an Zufall glaubt, möge es tun.

Ist das Strafverfahren nicht eine Hypothek?

Das werde ich leicht überleben. Es ist ganz gut, dass das öffentlich abgehandelt wird. Da werden interessante Details zu Tage treten, auch zur Person des Richters.

Haben Sie je daran gedacht, sich für diesen Sager zu entschuldigen?

(Scheuch denkt lange nach) Da würde ich zugeben, dass ich es so auch gesagt habe. Ich glaube, dass es wichtig sein wird, die Rolle von Richter Liebhauser-Karl im Verfahren gegen meinen Bruder zu beleuchten.

Werden Sie bei einer Verurteilung ( es drohen bis zu drei Monate Haft oder Geldstrafe bis zu 180 Tagessätzen) zurücktreten?

Ich gehe von einem Freispruch aus. Mehr ist dazu nicht zu sagen.

Es heißt, in Ihrer Partei gab es einige Bedenken gegen Sie als Parteichef.

Ich wurde einstimmig vom Präsidium vorgeschlagen und ebenso einstimmig vom Vorstand bestellt. Und ich gehe auch von einer eindeutigen Mehrheit auf dem Parteitag aus, der noch im August stattfinden wird.

Sie sprechen von einer vorzeitigen Wahl im Frühjahr 2013 (regulär wäre 2014).

Das wäre eine vernünftige Lösung. Nach Sturm und Chaos sollte man sich die Zeit nehmen, nicht mit dem Bauch, sondern mit dem Kopf zu reagieren.

Wie soll das geschehen?

Landeshauptmann Gerhard Dörfler wird zu Parteiengesprächen einladen. Wir sollten reden, Probleme lösen und Rahmenbedingungen schaffen, so dass am Ende die Vernunft über Parteiinteressen siegt.

Fürchtet sich die FPK vor einer früheren Wahl?

Wir fürchten uns vor Neuwahlen nicht. Wir haben mit Gerhard Dörfler den besten Spitzenkandidaten und ein tolles Team.

Ein Team, das zur Gänze im Visier der Justiz ist.

Da sind wir nicht allein. Selbst gegen Bundeskanzler Werner Faymann als zweithöchstem Repräsentanten der Republik wird ermittelt.

VP-Interimsobmann Gabriel Obernosterer schließt eine Koalition mit einer "sauberen" FPK nicht aus. Wollen Sie wieder mit den Schwarzen koalieren?

Wir sind für jene Koalition, die für das Land arbeitet. Selbst mit den Grünen. Aber Obernosterer ist in dieser Frage unglaubwürdig; er ist erklärter Großkoalitionär.

Bis auf die Freiheitlichen fordern alle Parteien die Abschaffung des Proporzes in Kärnten.

Wir sind dagegen, weil eine Partei für ihre Wählerstimmen auch etwas leisten soll. Viel wichtiger wäre eine Direktwahl des Landeshauptmannes.

Wird sich im Verhältnis zur Schwesterpartei FPÖ etwas ändern?

Als Mitarchitekt der Zusammenarbeit kann ich das weiter verantworten. Die FPÖ ist immer super zu uns gestanden. Das werde ich nicht vergessen.

Aber FPÖ-Chef Strache hat den Rücktritt Ihres Bruders sehr zurückhaltend kommentiert.

Es hat klare Worte aus Wien gegeben.

Sie sind als "Reißwolf von Knittelfeld" bekannt geworden. Tut Ihnen das heute leid?

Das ist die schwierigste Frage, die Sie mir gestellt haben. Ich würde es heute sicher anders machen. Obwohl ich damals überzeugt war, das Richtige gemacht zu haben. Ich lege Wert darauf, dass ich versuche, einen Fehler nicht zwei Mal zu machen. Vielleicht werde ich über Knittelfeld ein Buch schreiben.

Die Korruptionsstaatsanwaltschaft hat am Donnerstag die Büros der Kärntner Landesregierung durchsucht - Mehr dazu lesen Sie hier.

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