Kritik an Teilzeitarbeit bei Frauen

Kritik an Teilzeitarbeit bei Frauen
Immer mehr Frauen arbeiten Teilzeit: Seit 2000 stieg der Anteil auf 44 Prozent. Das wollen die SPÖ-Frauen ändern.

Wenige Tage vor dem Internationalen Frauentag am 8. März rücken die SPÖ-Frauen einen ihrer diesjährigen Schwerpunkte ins Zentrum: Teilzeitarbeit, die vor allem Frauen leisten. Frauenministerin, Bundesfrauen-Vorsitzende Gabriele Heinisch-Hosek und Wiens Frauenchefin und Wirtschafts-Stadträtin Renate Brauner gaben am Donnerstag den Startschuss für eine österreichweite Aufklärungskampagne ab.

Unter dem Slogan „Achtung, Teilzeit. Halber Lohn. Weniger Pension.“ sollen Frauen über die Folgen von Teilzeitarbeit informiert werden. Zugleich wollen die SPÖ-Frauen durch Hausbesuche und Kontakte bei Straßenbefragungen Daten und Einstellungen zum Thema erheben. Heinisch-Hoseks ehrgeiziges Ziel: „Ich will 10.000 Kontakte in ganz Österreich.“

Zu viel

Kritik an Teilzeitarbeit bei Frauen

Die Teilzeitquote beträgt hierzulande 25,2 Prozent, wobei nur neun Prozent der Männer, aber 44 Prozent der Frauen weniger als 40 (oder 38) Stunden pro Woche arbeiten.
Was die Frauenministerin alarmiert: Die Teilzeitquote der Frauen ist stark gestiegen. 1985 betrug sie 16 Prozent, zehn Jahre später waren es 27 Prozent. 2005 lag der Wert bei 40,3 Prozent und 2010 zählte die Statistik Austria schon 44,3 Prozent.

„Das ist zu viel, wir wollen weg von diesem Wert“, sagt Heinisch-Hosek. Teilzeit könne entsprechend gewissen Lebenssituationen – etwa, wenn die Kinder klein sind – vorübergehend eine Lösung sein.

Doch sollten den Frauen auch „Risken und Nebenwirkungen“ der reduzierten Arbeitszeit bewusst werden. Im Fall einer Trennung vom Partner könne Teilzeit leicht zur Armutsfalle werden, Nachteile gebe es auch später in der Pension. Zudem sei Teilzeit gegenüber Vollzeit nicht nur eine Karrierebremse. Auch der Stundenlohn ist gegenüber der Vollzeit laut Heinisch-Hosek um bis zu 30 Prozent geringer.

Abseits der Aufklärung wollen die SPÖ-Frauen die Betriebe in die Pflicht nehmen. Werde eine Vollzeitstelle in einem Betrieb frei, solle es eine Ausschreibung dafür geben. Stunden, die über das vereinbarte Teilzeit-Maß hinausgingen, müssten mit dem obligatorischen 25-Prozent-Zuschlag bezahlt werden. Die Betriebe sollten darüber hinaus mehr für die Qualifizierung der Arbeitnehmerinnen tun.

Nachteil

Dass sich eine Reduktion von Arbeitsstunden bei der Alterssicherung niederschlägt, hat das Wirtschaftsforschungsinstitut (WIFO) erhoben. Vor allem durch das künftige Einbeziehen aller Erwerbsjahre in die Pensionsberechnung ergebe sich bei Frauen ein Einkommensverlust.

WIFO-Expertin Christine Mayrhuber: „Diesen Verlust, der sich aus dem Vergleich mit der früheren Berechnung der besten 18 Jahre ergibt, können Frauen nur aufholen, wenn sie um fünf Jahre länger arbeiten.“ Sie empfiehlt, bei der Entscheidung pro oder kontra Teilzeit mitzubedenken, welche Folgen sich langfristig daraus ergeben.

Das Echo auf die Initiative der SPÖ-Frauen war verhalten. Der Wiener ÖVP-Arbeitnehmerflügel sagte, Frauen müssten – sofern sie von Teil- zu Vollzeit zurückkehren wollten – unterstützt werden. Oberstes Gebot sei aber, dass Frauen die „Wahlfreiheit“ haben müssten.

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