Eltern: "Heinisch sollte Job bleiben lassen"

Laut Ministerium machten nur besonders große Arbeiten Probleme. Lehrer-Vertreter widersprachen. Sie orten ein flächendeckendes Versagen der Ministeriums-EDV.
SP-Ministerin unter Druck: Angesichts der Pannenserie fordern Elternvertreter ihren Rücktritt.

Wohin nur mit dem Zorn? Als am Mittwoch alle Leitungen überlastet waren, als die heimischen Maturanten wieder und immer wieder daran scheiterten, ihre VwA, also die "Vorwissenschaftliche Arbeit", auf einen Server des Unterrichtsministeriums hochzuladen (Plagiatsprüfung, Benotung, etc.), da wussten viele nicht, wo genau sie sich beschweren sollten.

Beim bifie, also dem mit der Entwicklung und Implementierung der Zentralmatura beauftragten Institut? Im Ministerium? Oder gleich direkt auf der Facebook-Seite von Bildungsministerin Gabriele Heinisch-Hosek?

Viele Betroffene taten offenkundig alles zusammen – und beschwerten sich zusätzlich noch in großen Medien-Unternehmen.

Denn Donnerstagfrüh erreichten auffallend viele Anrufe von erzürnten Schülern, Eltern und Lehrern die KURIER-Redaktion, der Tenor war dabei immer der gleiche: Wie kann das Ministerium nur so unprofessionell agieren?

Fettnäpfchen

Die Frage stellt sich auch Eckehard Quin, der Sprecher der heimischen AHS-Pädagogen: "Nach all den Fettnäpfchen, in die man schon in der Probephase getreten ist, hab ich geglaubt, das Ministerium kann mich nicht mehr überraschen. Ich sollte mich leider irren."

Eltern: "Heinisch sollte Job bleiben lassen"
screenshot zentralmatura
Für Quin ist es mittlerweile "eine Tatsache", dass "alle Betroffenen, also 20.000 Schüler, deren Eltern und viele Kollegen, sprich Direktoren und Lehrer" extrem sauer sind. Und diesmal seien nicht das bifie-Institut oder dessen Mitarbeiter, sondern eindeutig das Ministerium am Chaos verantwortlich: "Hier geht es um einen Server des Unterrichtsministeriums. Die Verantwortung ist zuordenbar und es geht auch nicht nur um Probleme mit einzelnen, besonders großen Arbeiten. Die Schwierigkeiten bestehen flächendeckend."

Ressortchefin Heinisch-Hosek wollte das gestern gar nicht mehr groß leugnen.

Bereits am Mittwoch hatte sie sich via Facebook bei den Maturanten für die Unannehmlichkeiten beim Hochladen entschuldigt. Am Donnerstag erklärte sie, man habe das Projektteam personell aufgestockt, den Leiter ausgetauscht und außerdem veranlasst, dass der Linzer EDV-Firma, die für die Technik verantwortlich zeichnet, eingehend auf den Zahn gefühlt wird. "Ich verstehe die Verunsicherung", ließ Heinisch-Hosek ausrichten. "Die Stresssituation rund um die Matura ist grundsätzlich intensiv, und sich dann auch noch mit EDV-Problemen herumzuschlagen, darf nicht passieren."

Würstelstand

Eltern-Vertretern ist reuige Haltung freilich nicht genug.

"Wir haben genau diese Situation kommen sehen, und das Ministerium in vielen Sitzungen davor gewarnt. Uns gegenüber hat es immer geheißen: ,Keine Sorge, wir kriegen das hin.‘ Jetzt sehen wir, dass dem nicht so ist und die Ministerin es nicht das Ministerin ihr Ressort überhaupt nicht im Griff hat", sagt Theodor Saverschel vom Bundesverband der Elternvereine an mittleren und höheren Schulen. Ein Rücktrittsaufforderung also?

"Vermutlich steht mir so etwas nicht zu. Aber angesichts der Tatsache, dass sie das Ministerium schlechter als einen Würstelstand führt, muss man wohl sagen: Ja, sie sollte den Ministerinnen-Job wohl besser bleiben lassen."

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