Auf zwei Zigaretten mit Manfred Juraczka

Viele Ballons, wenige Zuhörer: Manfred Juraczka machte am Donnerstag einen schnellen Wahlkampfabschluss
Die ÖVP wollte den Wien-Wahlkampf so rasch wie möglich hinter sich bringen.

Zugegeben, im Wahlkampf gibt es Wichtigeres als Zigaretten. Kandidaten wollen porträtiert, TV-Duelle kommentiert und Forderungen auf ihren Gehalt geprüft werden. Im Fall von Manfred Juraczka darf man aber ruhig mit dem Glimmstängel beginnen. Denn die Zigarette, die der Wiener ÖVP-Chef an diesem verregneten Oktober-Vormittag hastig qualmt, steht nicht nur für den Wahlkampfabschluss seiner Partei. Sie steht irgendwie für die gesamte Kampagne und den Zustand der ÖVP in Österreichs einziger Großstadt. Manfred Juraczka steht also in der Stadiongasse, er sieht die Fassade eines Innenstadt-Palais hinauf, raucht und lächelt dabei. Er wartet auf seinen Auftritt in wenigen Minuten, und vielleicht denkt er in diesem Moment: Bald ist es geschafft, vorbei. Lag’s am Wahlkampf-Duell zwischen SPÖ und FPÖ, in dem die ÖVP über Wochen de facto kaum vorkam? Lag’s am Regen, der gestern auf die Stadt nieselte? Vielleicht war beides gleichermaßen schuld. Jedenfalls schienen sich Juraczka und die Seinen zu beeilen, ja man konnte sogar meinen: Die ÖVP wollte an diesem Donnerstag nicht zu viele Gäste dabeihaben. Warum sonst veranstaltet man die Abschluss-Kundgebung eines Wahlkampfes um zehn Uhr vormittags? Und warum sonst lädt man als Partei des Vizekanzlers auf einen verbreiterten Gehsteig unweit des Rathauses, wenn sich Parteien wie die FPÖ sogar anschicken, den Stephansplatz zu füllen (siehe S. 6)? Im Gewitter Es ist kurz nach zehn, Juraczka erklimmt die Bühne, und vor ein paar Dutzend Funktionären spricht er routiniert über all das, was ihn zuletzt bewegte: Er erzählt von den „Gewitterfronten“, die die ÖVP zu durchfliegen hatte; vom Problem, dass beim Flüchtlingsthema die „Ratio“ aussetzt; vom „Verrat“, den die von ihm nicht namentlich genannte Ursula Stenzel „für nur fünf Minuten“ Ruhm bereitwillig beging. Wie in der TV-Konfrontation am Montag ist Juraczka klar und pointiert. Er geißelte Rot-Grün („Haben wir angesichts von 150.000 Arbeitslosen keine größeren Sorgen als die Frage, wie wir Radwege anstreichen“). Er spricht dem SPÖ-Bürgermeister „Leadership“ und FPÖ-Chef Strache jedwede Lösungskompetenz ab. Vor allem aber fasst sich der Wiener Stadt-Parteichef dramatisch kurz. Familienministerin Sophie Karmasin ist da, auch Staatssekretär Harald Mahrer stärkt ihm zwischen gelben Luftballons den Rücken. Aber Juraczka ist schnell durch mit dem, was er zu sagen hat – und damit sind wir wieder bei der Zigarette: Die Abschluss-Rede des ÖVP-Chefs dauert zwei, maximal drei Zigarettenlängen. Dann ist alles vorbei. Die Musik – Falcos „Vienna Calling“ in Endlossschleife – wird abgestellt, die Gruppe zerstreut sich in den Regen. „Das war’s“, sagt ein Funktionär beim Gehen, und es ist nicht ganz klar, ob er damit nur die Abschluss-Kundgebung gemeint hat. Christian Böhmer

Zugegeben, im Wahlkampf gibt es Wichtigeres als Zigaretten. Kandidaten wollen porträtiert, TV-Duelle kommentiert und Forderungen auf ihren Gehalt geprüft werden. Im Fall von Manfred Juraczka darf man aber ruhig mit dem Glimmstängel beginnen.

Denn die Zigarette, die der Wiener ÖVP-Chef an diesem verregneten Oktober-Vormittag hastig qualmt, steht nicht nur für den Wahlkampfabschluss seiner Partei. Sie steht irgendwie für die gesamte Kampagne und den Zustand der ÖVP in Österreichs einziger Großstadt.

Manfred Juraczka steht also in der Stadiongasse, er sieht die Fassade eines Innenstadt-Palais hinauf, raucht und lächelt dabei. Er wartet auf seinen Auftritt in wenigen Minuten, und vielleicht denkt er in diesem Moment: Bald ist es geschafft, vorbei. Lag’s am Wahlkampf-Duell zwischen SPÖ und FPÖ, in dem die ÖVP über Wochen de facto kaum vorkam? Lag’s am Regen, der gestern auf die Stadt nieselte? Vielleicht war beides gleichermaßen schuld. Jedenfalls schienen sich Juraczka und die Seinen zu beeilen, ja man konnte sogar meinen: Die ÖVP wollte an diesem Donnerstag nicht zu viele Gäste dabeihaben. Warum sonst veranstaltet man die Abschluss-Kundgebung eines Wahlkampfes um zehn Uhr vormittags? Und warum sonst lädt man als Partei des Vizekanzlers auf einen verbreiterten Gehsteig unweit des Rathauses, wenn sich Parteien wie die FPÖ sogar anschicken, den Stephansplatz zu füllen?

Im Gewitter

Es ist kurz nach zehn, Juraczka erklimmt die Bühne, und vor ein paar Dutzend Funktionären spricht er routiniert über all das, was ihn zuletzt bewegte: Er erzählt von den „Gewitterfronten“, die die ÖVP zu durchfliegen hatte; vom Problem, dass beim Flüchtlingsthema die „Ratio“ aussetzt; vom „Verrat“, den die von ihm nicht namentlich genannte Ursula Stenzel „für nur fünf Minuten“ Ruhm bereitwillig beging. Wie in der TV-Konfrontation am Montag ist Juraczka klar und pointiert. Er geißelte Rot-Grün („Haben wir angesichts von 150.000 Arbeitslosen keine größeren Sorgen als die Frage, wie wir Radwege anstreichen“). Er spricht dem SPÖ-Bürgermeister „Leadership“ und FPÖ-Chef Strache jedwede Lösungskompetenz ab. Vor allem aber fasst sich der Wiener Stadt-Parteichef dramatisch kurz. Familienministerin Sophie Karmasin ist da, auch Staatssekretär Harald Mahrer stärkt ihm zwischen gelben Luftballons den Rücken. Aber Juraczka ist schnell durch mit dem, was er zu sagen hat – und damit sind wir wieder bei der Zigarette: Die Abschluss-Rede des ÖVP-Chefs dauert zwei, maximal drei Zigarettenlängen. Dann ist alles vorbei. Die Musik – Falcos „Vienna Calling“ in Endlossschleife – wird abgestellt, die Gruppe zerstreut sich in den Regen. „Das war’s“, sagt ein Funktionär beim Gehen, und es ist nicht ganz klar, ob er damit nur die Abschluss-Kundgebung gemeint hat.

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