Häupl bot ein Fernseh-Duell mit Strache an

Die "Elefantenrunde" zur Wien-Wahl verfolgten 1,1 Millionen Zuseher. Den noch größeren Hit, ein Duell Häupl gegen Strache, ließ der ORF sausen
Eine Zweierkonfrontation hätte dem Prinzip der Gleichbehandlung widersprochen, argumentiert der öffentlich-rechtliche Sender

Bei der Gemeinderatswahl am kommenden Sonntag sind 1.143.076 Wiener wahlberechtigt. Die "Elefantenrunde" am Montagabend verfolgten 1,1 Millionen Zuseher – das allein zeigt schon, dass das Interesse an der Wahl in der Bundeshauptstadt weit über Wien hinausgeht.

Die "Elefantenrunde" mit allen fünf Spitzenkandidaten war das Fernseh-Highlight in diesem Wahlkampf. Der ORF hätte jedoch einen viel größeren Hit haben können – und hat ihn ausgeschlagen.

Bürgermeister Michael Häupl wäre bereit gewesen, sich einer direkten TV-Konfrontation mit FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache zu stellen. "Es gab einen längeren Diskussionsprozess, der letztlich damit geendet hat, dass der ORF ablehnte", wird der Vorgang vom Büro des Bürgermeisters auf KURIER-Anfrage geschildert.

Seitens des ORF wird die Ablehnung nicht bestritten. Man könne nicht nur eine Duell-Paarung herausgreifen, sondern man hätte wie bei der Nationalratswahl "jeden gegen jeden" antreten lassen müssen, argumentiert ORF-Chef Alexander Wrabetz im kleinen Kreis.

Den Einwand, der ORF hätte ja eine Stunde lang das Bürgermeister-Duell Häupl gegen Strache und anschließend eine Stunde lange eine Dreier-Konfrontation unter den potenziellen Vizebürgermeistern Manfred Juraczka, Maria Vassilakou und Beate Meinl-Reisingersenden können, wischt Wrabetz vom Tisch. Auch dies wäre eine Abkehr von den ORF-Usancen und eine Ungleichbehandlung gewesen.

Diese formalistische Sichtweise führt dazu, dass etwa ein Josef Bucher mit seinem sich auflösenden BZÖ vor der letzten Nationalratswahl wesentlich mehr Sendezeit bekam, als der Wiener Bürgermeister vor dieser entscheidenden Gemeinderatswahl.

Strache wiederum kann, weil er als Bundes- und Landes-Spitzenkandidat fungiert, doppelt auftreten und konnte auf diese Weise als Bundesobmann das Sommergespräch für den Wiener Wahlkampf nutzen.

Dennoch berichten Eingeweihte von massiven Verstimmungen zwischen der FPÖ und dem ORF nach der montägigen Elefantenrunde. Die Platzkarten für das Publikum waren so vergeben, dass Strache als einziger Diskussionsteilnehmer kaum Applaus bekam. "Wir werden dem noch nachgehen, was da passiert ist", heißt es in Straches Büro.

Zu einem kolportierten Boykott der ORF-Wahlsendungen durch die FPÖ sagt Straches Sprecher: "Wir werden in alle Diskussionssendungen jemanden hinschicken. Aber es ist möglich, dass Strache selbst nur in ATV auftritt."

Hintergrund des Gezänks um Auftritte und Sendezeiten sind die herannahenden ORF-Wahlen. Die Verträge der ORF-Geschäftsführung laufen mit 31. Dezember 2016 ab, im August 2016 wird die neue Geschäftsführung vom 35-köpfigen Stiftungsrat gewählt.

ORF-Boss Wrabetz hat zwar gute Karten für eine Wiederwahl, er könnte jedoch Konkurrenz bekommen. So veröffentlichte das renommierte Handelsblatt am vergangenen Wochenende eine Story mit dem Titel "Duell um den Chefposten im ORF". Darin wird ORF-Finanzchef Richard Grasl als "aussichtsreicher Kandidat der Konservativen" dargestellt.

Die SPÖ hat derzeit 12 Stiftungsräte, die ÖVP 14. Es geht darum, von den übrigen neun genügend für eine Mehrheit zu gewinnen.

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