Familienverband klopft Konzepte ab

Familienverband klopft Konzepte ab
Vor der Wien-Wahl analysierte der katholische Verband die Pläne der Parteien.

Die Ausweitung der Kindergartenpflicht oder das Kinderwahlrecht: Der Katholische Familienverband der Erzdiözese Wien hat anlässlich der Wahl die Parteien zu ihren familienpolitischen Konzepten befragt. Eine Schlussfolgerung, welche nun die familienfreundlichste Fraktion ist, ist aber nur schwer möglich, stellte Verbandsvorsitzende Barbara Fruhwürth bei der Präsentation der Antworten klar.

"Es ist nicht unsere Aufgabe, das zu bewerten", unterstrich Fruhwürth am Mittwoch beim Pressetermin. Und Antonia Indrak-Rabl, Geschäftsführerin des Verbands, fügte hinzu: "Ich denke, es ist sehr stark abhängig davon, in welcher Situation die Familie ist." Eine Familie, die von zwei Vollzeitgehältern abhängig sei, würde eher die Ganztagsschule befürworten, führte sie ein Beispiel an. Wenn ein Elternteil etwa aufgrund eines zweiten, kleinen Kindes zu Hause ist, dann sei das hingegen nicht so das Thema.

Sieben Themen

Der Katholische Familienverband hat alle wahlwerbenden Parteien kontaktiert und ihnen sieben Fragen zu ihrer Familienpolitik gestellt. Konkret ging es um die Themengebiete Kindergartenpflicht, Sexualerziehung, Ganztagesschule-Wahlfreiheit, Schulkosten, die Qualität von Fremdbetreuung, Deutschkenntnisse und Kinderwahlrecht.

So wollten die Verantwortlichen zum Beispiel von den Parteien wissen, wie sie zur Ausweitung der Kindergartenpflicht stehen. Die SPÖ und die Grünen hätten sich dafür ausgesprochen, so Indrak-Rabl. Die FPÖ plädiere ebenso wie die ÖVP für eine Ausweitung für jene Kinder, die Sprachdefizite hätten. Für die NEOS sei ein weiterer Ausbau nur sinnvoll, wenn die Rahmenbedingungen in ausreichender Qualität gegeben sei. Wien Anders (ANDAS) fordere ein gesetzliches Recht für eine ganztägige Betreuung - auch für nichtberufstätige Eltern. Gemeinsam für Wien (GFW) befinde ein verpflichtendes Kindergartenjahr als ausreichend. Jene Kinder, die Deutsch danach nur ungenügend beherrschen, sollten automatisch ein Vorschuljahr absolvieren.

Weiters hat den Verband interessiert, wie die Parteien sicherstellen, dass Eltern, die ihre Kinder in großem Ausmaß zu Hause erziehen wollen, weiterhin die Freiheit haben - beispielsweise durch flexible Nachmittagsbetreuung. "Alle Parteien, wenn auch mit unterschiedlicher Deutlichkeit, treten für die Wahlfreiheit ein", fasste Indrak-Rabl die Antworten zusammen.

Ideologien

Was die Sicherstellung der Deutschkenntnisse der Kinder bei Schuleintritt betrifft, so gibt es schon mehr Unterschiede. Für die Grünen ist für den Erwerb der deutschen Sprache eine mehrsprachige Umgebung notwendig, die SPÖ zielt auf die Sprachförderung im Kindergarten ab. Die ÖVP fordert ein verpflichtendes Kindergartenjahr für Kids mit Sprachdefiziten. Die FPÖ will die Kenntnisse vor dem Schuleintritt testen, GFW will ein Schuleignungsgespräch. ANDAS lehnt hingegen Deutschtests ab und die NEOS wollen die Mehrsprachigkeit im Kindergarten ausbauen. Indrak-Rabl und Fruhwürth wiesen darauf hin, dass sie bei diesem Thema das Gefühl hätten, dass "sehr ideologisch" argumentiert werde.

Wenig Interesse fand bei den Parteien hingegen die Einführung des Kinderstimmrechts. Lediglich für die ÖVP sei dies diskutabel, so Indrak-Rabl. "Schade", befand Fruhwürth, denn ein Kinderstimmrecht "würde die Position von Familien und Kindern in einer immer älter werdenden Gesellschaft stärken". Jedoch sei man auch dem Frauenstimmrecht vor 100 Jahren skeptisch gegenübergestanden, so ihr Nachsatz.

Ziel der Parteien-Befragung war, den Wählern eine Orientierung zu bieten, welche Parteien welche Positionen vertritt: "Wir wollen auch, dass im aktuellen Wahlkampf die familienpolitischen Agenden nicht zu kurz kommen", so Fruhwürth. Die ausführlichen Antworten stellte der Familienverband online. Sie sind auf der Webseite familie.at nachzulesen.

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