Finanzminister a. D., der wenig zu sagen hat

Peter Westenthaler
Rudolf Edlinger im Zeugenstand: Die ersten Bundesliga-Zeugen.

Rudolf Edlinger warf im Westenthaler-Prozess seine Schatten voraus. Ein Vorgänger im Zeugenstand berichtete, der Ex-Rapid-Präsident habe in einem Briefwechsel darauf bestanden, gefälligst als Finanzminister a. D. angesprochen zu werden. "Guter Hinweis für die heutige Zeugenbefragung", merkte Richter Wolfgang Ettl an – und rief dann prompt auf: "Zeuge Bundesminister für Finanzen außer Dienst Edlinger bitte eintreten." Dem Trommelwirbel folgte eine wenig ergiebige Zeugenaussage.

Der einstige BZÖ-Obmann Peter Westenthaler ist angeklagt, 2004 als Bundesliga-Vorstand eine Fördermillion der Republik Österreich für heimische Nachwuchskicker zweckwidrig zur Abdeckung einer Finanzschuld der Bundesliga verwendet zu haben. Er soll den Aufsichtsrat getäuscht haben, indem er die Förderung als frei verwendbar verkauft habe. Westenthaler bestreitet das.

Edlinger erinnerte sich daran, dass "die Bundesliga in einer nicht einfachen Situation" war. Finanziell? "Ja. Sportlich auch, aber das steht jetzt nicht zur Debatte." Ihm sei wichtig gewesen, "dass der Fußball a Geld kriegt." Wenn es der Bundesliga gut gehe, gehe es auch Rapid gut. Die Widmung "Nachwuchs" für die Fördermillion ist Edlinger kein Begriff.

Das damalige Aufsichtsratsmitglied Peter Vogl wurde konkreter: Westenthaler habe ganz klar gesagt, dass die wegen seines guten Drahtes zum damaligen Finanzminister Karl-Heinz Grasser fließende Fördermillion frei verwendbar sei. Mit Grasser sei besprochen, dass die Million für die Tilgung der Finanzschulden verwendet werde. Der Nachwuchs habe davon – entgegen des Parlamentsbeschlusses für die Förderung – gar nichts gehabt.

Aufgedeckt

Der ehemalige KURIER-Journalist Rainer Fleckl gab 2010 mit einer Artikel-Serie über die Vorgänge in der Bundesliga den Anstoß für die Ermittlungen. Er deckte das "Geldkarussell" auf, mit dem die Bundesliga ihre Finanzschulden "durch die Hintertür" via Förderung beglichen habe. Als Zeuge erinnerte sich Fleckl daran, dass auch das Kabinett des damaligen Finanzministers Karl-Heinz Grasser in den "heiklen Deal" eingebunden gewesen sei.

Prozessfortsetzung am Dienstag.

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