SPÖ und ÖVP mobilisieren Pensionisten

Die Sicherheitslage ändert sich - die Aufgaben des Heeres auch

Einer Gruppe widmet sich die Politik besonders – wenn es ums Kreuzerlmachen geht. Logisch. Ein Drittel der 5,8 Millionen wahlberechtigten Österreicher sind Pensionisten. Die sind auch jetzt wieder gefragt.

Sowohl Rote als auch Schwarze versuchen, sie für ihren Standpunkt zu gewinnen. ÖVP-Seniorenbundchef Andreas Khol und ÖVP-Generalsekretär Hannes Rauch schicken heute einen Brief an die 2500 Seniorenbund-Funktionäre. Dessen Inhalt, den sie weitertragen sollen: Bitte stimmt am 20. Jänner ab – „für den Erhalt von Wehrpflicht und Zivildienst, um auch in Zukunft jederzeit ausreichend Hilfe und Unterstützung der jungen Generation für unser Land und für unsere älteren Landsleute gewährleisten zu können“. Die latente Botschaft: Mit dem von der SPÖ propagierten Berufsheer und dem Sozialjahr sei das nicht garantiert.

Ungemähte Wiese

Die Älteren sind grundsätzlich eine wahlfreudige Truppe. Diesmal ist das anders. „Wir haben 4000 Pensionisten elektronisch zur Sache befragt; 80 Prozent waren für die Wehrpflicht, aber nur die Hälfte davon hat gesagt: Wir stimmen sicher ab“, erläutert Khol dem KURIER. Die restlichen 40 Prozent gelte es zu mobilisieren. Nicht nur schriftlich, auch telefonisch. „Wir rufen 3000 Leute an, alle Wehrpflicht-Befürworter, um sie zu animieren, zur Volksbefragung zu gehen. Wir informieren sie auch darüber, wie sie zu einer Wahlkarte kommen – und dass sie auch via Internet und Fax abstimmen können. Denn die Wiese ist nicht gemäht.“

Zu wenig Information

Schreiberisch aktiv ist auch der SPÖ-Pensionistenverband. Frontmann Karl Blecha verfasst gerade einen Brief, der noch diese Woche abgesendet werden soll – wie beim ÖVP-Gegenüber an die eigenen Funktionäre. „Indoktriniert wird nicht, es geht um reine Sachinformation“, sagt Blecha dem KURIER. „Wir wissen aus Umfragen und Gesprächen mit Älteren, dass sie nicht unbedingt an der Volksbefragung teilnehmen wollen, weil es Informationsdefizite gibt.“ An diese appelliere er, abzustimmen.

Würden sie nicht die Gegenseite stärken, weil laut Khol 80 Prozent der Senioren bei der Wehrpflicht bleiben wollen? „So viele, wie Khol sagt, sind es nicht. Bevor die Kampagnen begonnen haben, hat aber die Mehrheit der Pensionisten die Wehrpflicht dem Berufsheer vorgezogen. Nun zeigt sich: Je mehr sie wissen, was eine Professionalisierung bedeutet – durch eine Profi-Truppe und ein Sozialjahr –, desto stärker verändert sich das Meinungsbild.“ Ob sich die Stimmung der Senioren in so kurzer Zeit zu Gunsten eines Berufsheeres drehen lässt, wagt Blecha nicht zu sagen.

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