Vranitzky: "Strache ist ein Fall für die Psychiatrie"

APA7728738 - 01052012 - WIEN - ÖSTERREICH: Ex-Bundeskanzlers Franz Vranitzky während des traditionellen Maiaufmarsches der SPÖ am Wiener Rathausplatz am Dienstag, 01. Mai 2012. . APA-FOTO: HERBERT PFARRHOFER
Der Ex-SP-Kanzler und der VP-General nehmen den FPÖ-Chef scharf ins Visier.

Das sind überschäumende Fantasien.“ So reagiert der ehemalige SPÖ-Kanzler Franz Vranitzky auf Aussagen von Heinz-Christian Strache im KURIER-Interview.

Angesprochen auf den neuen Konkurrenten Frank Stronach hat der FPÖ-Chef befunden: Dieser sei „Teil des alten Systems“. Vranitzky habe ihm „Teile der ehemaligen verstaatlichten Industrie geschenkt. Nach seiner Abwahl als Kanzler ist er als Dankeschön beim Magna-Konzern untergekommen. Das sollte man auch unter dem Gesichtspunkt der Korruption begutachten.“

Absurd sei, was Strache da von sich gegeben habe, sagt Vranitzky dem KURIER: „Erstens bin ich nicht abgewählt worden. Zweitens zeigen seine Äußerungen, dass er von Abläufen in einer Regierung, in der Verwaltung und in der Industrie keine Ahnung hat. Er wird eh nie Kanzler. Das ist auch gut so. Wenn einer glaubt, dass ein Bundeskanzler ein Stück Verstaatlichte an einen Privaten verschenken kann, dann lebt er auf dem Mond.“ Erwägt Vranitzky, wegen des Vorwurfs der Korruption rechtlich gegen den Freiheitlichen vorzugehen? Nein, sagt der Ex-Regierungschef: „Strache ist kein Fall für die Justiz, sondern für die Psychiatrie. Und dafür bin ich nicht zuständig.“

Auch ÖVP-Generalsekretär Hannes Rauch schießt via KURIER verbal scharf gegen Strache. „Wahnwitzige Ideen“ habe dieser, von „blanker Ahnungslosigkeit“ zeugten sie. Was Rauch erregt: Strache will über „die Rückkehr zum Schilling reden“, weil der Euro gescheitert sei. Die Nationalratswahl im Herbst solle zu einer Volksabstimmung darüber werden.

Raus aus Euro-Nonsens

Straches Wirtschaftskompetenz ist gleich null. Sonst würde er wissen, dass sechs von zehn Euro Österreichs durch den Export verdient werden bzw. 70 Prozent der Exporte in die EU gehen“, sagt Rauch. Sich der Währung von einst zu bedienen, „hätte sofort größte negative Auswirkungen im Land. Strache könnte sich die Mühe machen, eine IHS-Studie zu lesen. Dort heißt es: die Rückkehr zum Schilling würde im ersten Jahr 100.000 Arbeitsplätze vernichten, in den Folgejahren bis zu 180.000.“

Strache wolle „mit solchem Nonsens“ wohl „von der Niederlagenserie ablenken“, urteilt Rauch. Die Kärntner Bruderpartei FPK ist ja bei der Kärnten-Wahl abgestürzt, auch in Niederösterreich und Tirol haben die Blauen verloren. „Jetzt versucht er, Stronach, der ihm das Protestpotenzial genommen hat, zu kopieren.“ Der Austro-Kanadier liebäugelt ja auch mit dem Schilling. „Für die ÖVP steht der Euro außer Streit.“

FP für VP aus dem Spiel

Damit dürften die Freiheitlichen für die Volkspartei nach der Wahl als Regierungspartner nicht in Frage kommen. Ist das so? „Wenn Strache so weitermacht, brauchen wir uns um Koalitionen keine Gedanken machen. Dann liegt er nämlich bei 13 Prozent.“ Diese Hoffnung dürfte sich nicht erfüllen, also noch einmal gefragt: Ist Strache ob seines Begehrens ein mögliches Gegenüber oder nicht? „Wer in der politischen Vergangenheit lebt, ist keines. Damit nimmt man sich aus dem Spiel. Wenn Strache bei dem Nonsens bleibt, kann er kein Gesprächspartner für allfällige Verhandlungen sein.“

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