Vor der Wahl: Tops und Flops im Vertrauensindex

Die Regierungsspitze büßte seit 2008 Vertrauen ein. Die Senkrechtstarter und Bruchpiloten.

Die Perfomance der Politiker in der zu Ende gehenden Legislaturperiode lässt sich auch an der Entwicklung des Vertrauens ablesen, das die Bevölkerung ihnen entgegenbringt. Ein Analyse des APA/OGM-Vertrauensindex seit Antritt der Regierung 2008 zeigt, dass sowohl Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) als auch Vizekanzler Michael Spindelegger (ÖVP) nach gutem Beginn im Laufe der Zeit deutlich an Vertrauen eingebüßt haben.

Hundstorfer und Mitterlehner beständig

Am stabilsten gehalten haben Sozialminister Rudolf Hundstorfer (SPÖ) und Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP) das in sie gesetzte Vertrauen. Von den Oppositionschefs kann nur die Grüne Bundessprecherin Eva Glawischnig punkten.

Der Vertrauensindex bildet einen Saldo aus "Vertrauen" und "kein Vertrauen" (in Prozent) ab. Basis waren jeweils rund 500 Interviews unter Österreichern ab 16 Jahren.

Vor der Wahl: Tops und Flops im Vertrauensindex

Faymann ist mit einem überraschenden Wahlerfolg stark gestartet, analysiert OGM-Chef Wolfgang Bachmayer gegenüber der APA seinen positiven Vertrauenssaldo von 29 Prozent Anfang 2009. Dann sei es jedoch zu einer Stagnation gekommen und mit der Inseratenaffäre sei er ins Vertrauensminus (-6 Punkte) gekommen. Zuletzt hat er wieder leicht aufholen können (-2).

Auch Spindelegger erlebte 2008 - als er noch "nur" Außenminister war - einen guten Einstieg und erreichte 2010 ein positives Vertrauenssaldo von 22 Prozent. Nach seinem Aufstieg zum Vizekanzler und ÖVP-Chef büßte er aber rasch Vertrauen ein und rutschte im Herbst des Vorjahres ins Minus. Als Gründe dafür macht Bachmayer die Debatte um seine Führungsqualitäten im Zuge der von Landeshauptmann Erwin Pröll durchgesetzten Wehrpflicht-Volksbefragung sowie die Spekulationen um seine Übersiedelung ins Finanzministerium anstelle von Maria Fekter aus. Neuer Rückenwind durch Wahlerfolge der ÖVP im ersten Halbjahr flaute zuletzt wieder ab.

"Paarlauf der Zwillingsminister"

Als "Paarlauf der Zwillingsminister auch beim Vertrauensindex mit stabilen und zufriedenstellenden Werten" beurteilt der OGM-Chef die seit 2008 fast durchgehend positiven Vertrauenssaldi für Hundstorfer und Mitterlehner.

Als Senkrechtstarter (beide +18) erwiesen sich Verteidigungsminister Gerald Klug (SPÖ) und Integrationsstaatssekretär Sebastian Kurz (ÖVP). Der erst heuer im März nach der SPÖ-Niederlage bei der Wehrplicht-Volksbefragung statt Norbert Darabos ins Amt gekommene Klug habe den "Malus seines Amtsvorgängers als großen Bonus" nützen können. Seine Auftreten und seine Optik seien "stimmig", analysiert Bachmayer. Kurz wurde nach seinem Start im April 2011 zwar zunächst von den Medien verrissen, in der Bevölkerung genoss er aber von Anfang an Vertrauen. In der Zwischenzeit habe er auch Rückenwind durch die Unterstützung der Medien und profitiert laut Bachmayer auch davon, dass er in der Integrationspolitik wenig polarisiert.

Kein Vertrauen bringt die Bevölkerung hingegen Unterrichtsministerin Claudia Schmied (SPÖ) sowie den ÖVP-Ministern Nikolaus Berlakovich, Beatrix Karl, Maria Fekter und Johanna Mikl-Leitner entgegen. Dabei genoss Schmied als unabhängige Expertin anfangs viel Vertrauen (+24 Anfang 2009). Im Zuge der Debatte um Gesamtschule und Neue Mittelschule kam sie dann ins Minus und seit den anhaltenden Misserfolgen bei den Lehrerverhandlungen ist sie ganz abgerutscht (zuletzt -24).

Ähnlich erging es auch der Finanzministerin und dem Landwirtschaftsminister. Berlakovich verzeichnete bis zur Hälfte der Legislaturperiode ein positives Vertrauenssaldo und glitt erst dann ins Minus. Mit seinem PR-Desaster um den Bienenschutz erlebte er einen Absturz und nimmt seither den letzten Platz (-42) unter allen Regierungsmitgliedern ein. Auch Fekter bekam als erste Finanzministerin der Republik "Antrittsapplaus", rutschte aber bald durch ihre "Polarisierung als wenig diplomatische iron lady" (Bachmayer) ins negative Vertrauenssaldo. Aktuell (-22) schade ihr das Hypo-Thema.

In ein negatives Saldo ist auch Justizministerin Karl gerutscht (-14), nachdem sie "in einige Fettnäpfchen getreten" war, erinnerte Bachmayer etwa an ihr wenig diplomatischen Aussagen zur Vergewaltigung eines minderjährigen Untersuchungshäftlings. Gleich von Anfang an negativ beurteilt wurde Innenministerin Mikl-Leitner (-17), die nach Ansicht des OGM-Chefs zunächst ein zu "hartes Bild" vermittelte. Das verbessere sich aber langsam (zuletzt -11).

Oppositionsbank

Von den Oppositionschefs genießt eindeutig Eva Glawischnig das meiste Vertrauen. Der Start der Grünen Bundessprecherin verlief zwar "holprig" (-20). Seither kann sie sich aber über eine stetige Zunahme der Akzeptanz freuen und seit der Besetzung des Korruptionsthemas und den Wahlerfolgen im ersten Halbjahr 2013 hat sie ein positives Vertrauenssaldo (zuletzt +5). Die drei anderen Oppositionspolitiker liegen deutlich im Vertrauensminus - FPÖ-Obmann Heinz Christian Strache (seit 2008 fast konstant) und Frank Stronach jeweils bei Minus 35 und Josef Bucher bei Minus 32.

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