Jus & Chemie: Mitterlehner will Aufnahmeprüfungen

Jus & Chemie: Mitterlehner will Aufnahmeprüfungen
Universitäten: Wissenschaftsminister will Zugangsbeschränkungen ausbauen. SPÖ und Grüne kritisch.

Wissenschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP) will die 2013 befristet eingeführten Zugangsbeschränkungen in den Studienfeldern Architektur, Biologie, Informatik, Pharmazie und Wirtschaft verlängern und auf Fächer wie Jus und Chemie ausweiten. Außerdem soll die Studieneingangs- und Orientierungsphase (STEOP) reformiert und etwa mit einer Mindestanzahl an ECTS-Punkten ausgestattet werden.

Sowohl die Zugangsbeschränkungen in den fünf Studienfeldern als auch die STEOP sind mit einem gesetzlichen "Selbstzerstörungsmechanismus" ausgestattet. Werden sie nicht verlängert, treten sie Ende 2015 außer Kraft. Mitterlehner will nun - ausgestattet mit zwei Evaluierungen des Instituts für Höhere Studien (IHS) - mit der SPÖ über eine Verlängerung verhandeln und diese im Herbst beschließen, so der Minister vor Journalisten.

SPÖ kritisch

Diese zeigt sich bereits skeptisch: SPÖ-Wissenschaftssprecherin Andrea Kuntzl spricht sich gegen ein "reflexartiges Einführen neuer Zugangsbeschränkungen" aus. "Anstatt den Zugang zu beschränken, Studierende von ihrem Wunsch-Studium abzuhalten und sie mit Eingangsphasen zu schikanieren muss es Ziel sein, die Orientierung und Studienwahl zu verbessern", meinte auch die Grüne Wissenschaftssprecherin Sigrid Maurer in einer Aussendung.

Grundsätzliche Zustimmung zu einer Aufrechterhaltung bzw. Ausweitung der Zugangsbeschränkungen kommt von der Universitätenkonferenz (uniko): "Alle Unis halten Zugangsregelungen für nötig - in welchem Ausmaß und in welchen Fächern ist aber je nach Standort unterschiedlich", so uniko-Präsident Heinrich Schmidinger zur APA.

Aufnahmeprüfung

Die Zugangsbeschränkungen in den fünf Studienfeldern betreffen insgesamt 40 Fächer: Bei Überschreitung einer gesetzlich festgelegten Höchstzahl an Studienwerbern können die Unis eine Aufnahmeprüfung durchführen. In der Praxis gliederten sie dieses Verfahren in eine Registrierungsphase, ein Online-Self-Assessment bzw. die Vorlage eines Motivationsschreibens und erst am Schluss einen Aufnahmetest.

Die IHS-Evaluierung zeigte nun unter anderem, dass sich einerseits nur die Hälfte der Studien an den Aufnahmeverfahren beteiligt haben und dass in beiden Jahren kein einziger Studienwerber aufgrund seines Testergebnisses scheiterte. Grund: Zwar registrierten sich in manchen Studien durchaus mehr Bewerber als Plätze vorhanden waren - später gaben sie aber entweder kein Motivationsschreiben ab bzw. absolvierten das (nicht beurteilte) Self Assessment nicht oder kreuzten bei der Prüfung nicht auf. Alle Studienwerber, die zur Prüfung antraten, wurden daher auch aufgenommen - offenbar war also die Prüfungs-Drohung schon stärker als die Ausführung.

Im ersten der beiden überprüften Jahre (2013/14 und 2014/15) sank die Studienanfängerzahl in diesen Fächern um 30 Prozent, im zweiten stieg sie aber wieder um rund 20 Prozent an.

Für Mitterlehner haben die Unis durch die Beschränkungen in diesen Fächern eine "bessere Planbarkeit ihrer Ressourcen" erhalten. Die Studenten wiederum hätten sich zwar klarer orientieren und bewusster für ein Fach entscheiden müssen - dennoch sei niemand abgewiesen worden.

Gleichzeitig führte das Ministerium eine Befragung der 15 Rektoren der wissenschaftlichen Unis durch. Von diesen sprachen sich 13 für eine weitere Beschränkung aus - in durchaus unterschiedlicher Form, so der stellvertretende Hochschul-Sektionschef Heribert Wulz: Manche würden sich Beschränkungen in allen Fächern wünschen, andere den Status quo, wieder andere die Ausweitung auf bestimmte Fächer.

Letzteres will auch Mitterlehner: Jus soll aufgrund der hohen Studentenzahlen beschränkt werden, Chemie aufgrund der teuren Laborplätze sowie Verdrängungseffekten aus der Pharmazie. Auch andere Fächer seien möglich - hier wolle er aber den Verhandlungen nicht vorgreifen.

Wildwuchs

Einen wahren Wildwuchs an Regelungen erhob das IHS bei seiner Evaluierung der STEOP. Diese gilt an jenen elf Unis, wo es keine generellen Zugangsbeschränkungen gibt. Der ein Semester dauernde Studienabschnitt soll einen Überblick über Inhalt und Ausrichtung des jeweiligen Studiums liefern. Nur wer alle Prüfungen der STEOP besteht, darf weiterstudieren.

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