Uni-Bericht: Im Schnitt 121 Studenten pro Professor

APA1390079-2 - 13102009 - WIEN - ÖSTERREICH: ZU APA 192 II - Studenten sitzen am 13. Oktober 2003 waehrend einer Lehrveranstaltung im Audimax der Uni Wien am Boden der Gaenge des ueberfuellten Hoersaales. Nach Hochschülerschaft und Grünen sprechen sich nun auch Rektoren für Ausgleichszahlungen Deutschlands wegen des Ansturms deutscher Studenten auf österreichische Universitäten aus (Archiv). APA-FOTO: ROLAND SCHLAGER
Betreuungssituation hat sich bei Professoren verbessert, insgesamt aber verschlechtert - Prüfungsaktivität nimmt zu.

Der jüngste Uni-Bericht zeichnet ein zweischneidiges Bild - vor allem, was die Betreuungssituation angeht: Die Betreuungsrelation bei den Professoren hat sich nämlich leicht verbessert, jene beim gesamten Lehrpersonal leicht verschlechtert.

An den österreichischen Universitäten betreut ein Professor im laufenden Wintersemester im Schnitt 121 Studenten - bei der letzten Erhebung (Wintersemester 2010/11) waren es 123. Beim gesamten Lehrpersonal waren es 20,5, jetzt sind es 21.

WU-Professoren haben die meisten Studenten

Die besten Betreuungsverhältnisse (jeweils Vollzeitäquivalente) gibt es an den Kunstunis sowie den Medizinischen Universitäten und der Veterinärmedizinischen Universität (Vetmed): Diese haben aufgrund von Zugangsbeschränkungen einerseits weniger Studenten, andererseits sind die Studien dort im Regelfall grundsätzlich betreuungsintensiver. Die meisten Studenten muss ein Professor an der Wirtschaftsuniversität (WU) betreuen (276), gefolgt von der Uni Wien (213) und der Technischen Universität (TU) Wien (196). Ähnlich sieht es bei den Studentenzahlen pro Uni-Lehrer aus: Auch hier liegt die WU an der Spitze (40 Studenten pro Uni-Lehrer), gefolgt von der Uni Wien (39) und der Uni Graz (32).

An den einzelnen Unis ist die Entwicklung der Betreuungsrelationen übrigens unterschiedlich verlaufen: "Überdurchschnittliche Verschlechterungen" im Betreuungsverhältnis hat es laut Uni-Bericht an der Montanuni Leoben, der Medizin-Uni Wien, der Technischen Universität (TU) Wien sowie der Uni Linz und der Akademie der bildenden Künste gegeben. Eine "besonders deutliche Verbesserung" gab es (trotz der nach wie vor schlechtesten Absolutwerte) an der WU und an der Vetmed, überdurchschnittliche Verbesserungen außerdem an der Medizin-Uni Graz, der Uni Klagenfurt, der Kunstuni Linz sowie an den Unis Innsbruck und Salzburg.

Zieht man allerdings nur die prüfungsaktiven Studierenden heran - also jene, die in einem Bachelor-, Diplom- oder Master-Studium innerhalb eines Studienjahrs 16 ECTS-Punkte oder positiv beurteilte Studienleistungen im Umfang von acht Semesterstunden erbringen -, haben sich die Betreuungsrelationen sowohl für Professoren als auch das gesamte Lehrpersonal zuletzt verschlechtert.

Prüfungsaktivität nimmt zu

Das ist vor allem auf die starke Zunahme der Prüfungsaktivität zurückzuführen, heißt es im Bericht - an der WU und der Uni Salzburg würde dann statt einer Verbesserung eine Verschlechterung des Zahlenverhältnisse herauskommen. Laut Bericht stieg die Zahl der prüfungsaktiven Studien zwischen 2009/10 und 2012/13 nämlich um neun Prozent - das ist wesentlich höher als das Plus bei den insgesamt betriebenen Studien (drei Prozent).

Im Studienjahr 2009/10 wurden insgesamt rund 163.700 Studien als prüfungsaktiv gewertet, 2012/13 waren es 178.200. Das ist ein Plus von neun Prozent. Diese Entwicklung ist allerdings nicht an allen Unis gleich verlaufen - Unis mit rückläufigen Studentenzahlen verzeichneten zum Teil auch sinkende oder stagnierende Werte bei der absoluten Zahl der prüfungsaktiven Studien. Das betrifft vor allem jene Unis, die knapp davor Zugangsbeschränkungen eingeführt haben.

Trotzdem ist die Prüfungsaktivität an Unis mit Zugangsbeschränkungen eindeutig am höchsten: Die zehn Unis mit der höchsten Prüfungsaktivität sind die sechs Kunstunis, die drei Medizin-Unis sowie die Veterinärmedizinische Universität (Vetmed) - also genau jene Hochschulen, die nur Studien mit Zugangsregelung oder Eignungsfeststellung führen.

Mitterlehner sieht sich bestätigt

Wissenschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP) sah sich in seiner Politik in Sachen Uni-Zugang bestätigt: "Mit den Zugangsregelungen haben wir ein Steuerungselement für die Studierendenströme und für die Entlastung der Massenfächer geschaffen, gleichzeitig stärken wir die Verbindlichkeit des Studiums", hieß es in einer Aussendung. Noch nicht in die Auswertung einbezogen sind jene Zugangsbeschränkungen für die Studienfelder Architektur, Biologie, Informatik, Pharmazie und Wirtschaft, die erst im Studienjahr 2013/14 eingeführt wurden.

ÖH kritisiert "betriebswirtschaftliche Kriterien"

Ebenfalls positiv sieht die Entwicklung Ex-Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle. Es bleibe aber genug zu tun, vor allem bei der Verbesserung der Betreuungsverhältnisse. Sein SPÖ-Pendant Andrea Kuntzl ortete in einer Aussendung im Bericht eine "fundierte Basis für eine faktenbasierte Weiterentwicklung der Universitäten". Auch die FPÖ findet die Tendenz des Berichts positiv, sieht aber trotzdem Handlungsbedarf.

"Alles andere als positiv" interpretiert hingegen die Österreichische HochschülerInnenschaft (ÖH) den Bericht. Es sei ein "weiterer Versuch, Bildung nach betriebswirtschaftlichen Kriterien zu beurteilen", kritisierte der stellvertretende ÖH-Chef Florian Kraushofer (Fachschaftslisten) in einer Aussendung. "Für uns kann es kein Ziel sein, die Hochschulen quantitativ nach ihrer Prüfungsaktivität zu beurteilen", so Kraushofer. Erst wenn qualitative Verbesserungen wie die Stärkung der Rechte und der sozialen Durchmischung von Studierenden nachweisbar seien, könne von einer positiven Entwicklung gesprochen werden. Nicht klar ist der ÖH auch, warum seit Jahren ausgerechnet 16 ECTS-Punkte als Indikator für die Prüfungsaktivität verwendet werden.

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