Tetron: Zeuge kritisiert Innenminsterium

Tetron-Prozess: Mensdorff-Pouilly und Fischer
"Überfordert". Der Prozess wurde auf den 9. September vertagt.

Im Untreueprozess rund um die Vergabe des Blaulichtfunksystems Tetron hat heute ein Zeuge, der als Berater für das Projekt tätig war, Kritik am Innenministerium geübt. Das Ministerium unter der damaligen Leitung von Ernst Strasser (ÖVP) sei "überfordert" gewesen. Es habe an Erfahrung gemangelt, als es technische Probleme gab, sei eine gewisse Panik entstanden. Man habe sogar Parallelen zur Pleite der Handelskette Konsum gezogen. Der Zeuge meinte weiters am Freitag im Wiener Straflandesgericht, ihm sei beschieden worden, dass sich der damalige Telekom-Festnetzvorstand Rudolf Fischer und der Lobbyist Alfons Mensdorff-Pouilly um den Blaulichtfunk kümmern würden.

Als die Rede auf die Unterstützung von Mensdorff-Pouilly gekommen sei, hätten seine Gesprächspartner mit leuchtenden Augen vom Jagdschloss gesprochen, das sei "die große Welt" gewesen, so der Zeuge zu Richter Michael Tolstiuk.

Mensdorff und Fischer sitzen auf der Anklagebank, weil ihnen Untreue vorgeworfen wird. Die Staatsanwaltschaft vermutet, dass bei der Neuausschreibung des Blaulichtfunkes Schmiergeld geflossen ist, kann dies aber nicht nachweisen. Die Angeklagten bestreiten die Vorwürfe.

Ex-Frau als Beraterin

Als nächster Zeuge folgte der ehemalige Telekom-Chef Heinz Sundt, der Richter Tolstiuk schon von einem anderen Prozess kannte - damals als Angeklagter rund um eine Kursmanipulation bei der Telekom Austria. Sundt wurde damals freigesprochen. Sein heutiger Auftritt dauerte gerade einmal zehn Minuten und brachte wenig Neues.

Danach kam Fischer zu Wort. Einmal mehr ging es um die Rolle des damaligen Kabinettschefs im Innenministerium, Christoph Ulmer, - und die seiner Ex-Frau als Beraterin in dem Konsortium. Der erste Zeuge des heutigen Prozesstages hatte nämlich die Qualifikation der Beraterin massiv bezweifelt. "Das muss wohl andere Gründe gehabt haben" als Beratertätigkeit, meinte der Zeuge.

Bezahlt wurde sie von der Telekom, weil das Innenministerium wollte sie nicht zahlen, so Fischer auf die Frage einer Schöffin. Er, Fischer, habe sie als die vom Ministerium gewünschte Moderatorin gesehen.

Richter Tolstiuk hielt daraufhin fest, dass sich durch die bisherigen Zeugenaussagen eine Reihe neuer Fragen stelle. Daher würden zumindest fünf weitere Zeugen geladen, "auf jeden Fall" der noch amtierende Telekom-Chef Hannes Ametsreiter. Wenn das Konsortium Mastertalk in den Konkurs getrieben werden sollte, dann wären auch Zeugen von Raiffeisen interessant, so der Richter. Angedacht wurde auch die Ladung von Ulmer, die Verteidigung forderte noch die Zeugenaussage eines Militärexperten. Der Prozess wurde auf den 9. September vertagt. Vorerst sind drei weitere Verhandlungstage anberaumt.

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