"Teilzeit-Krankenstand" rückt näher

Rekonvaleszente Arbeitnehmer könnten künftig einen schonenderen Job zugewiesen bekommen.
Die Stufen zwischen "gesund" und "krank" sollen in der Arbeitswelt Beachtung finden.

Beruf und Krankheit ist derzeit unvereinbar, es gibt nur gesund oder krank, arbeitsfähig oder nicht arbeitsfähig – das könnte sich demnächst ändern. Geht es nach Martin Gleitsmann von der Wirtschaftskammer, könnte eine baldige Kompromisslösung beispielsweise eine Art Teilzeit-Krankenstand mit einer Wochenarbeitszeit von 20 Stunden vorsehen, berichtete das Ö1-"Morgenjournal" am Samstag.

"Schon-Arbeitsplatz"

Auch könnten gewisse Tätigkeiten - zum Beispiel schweres Heben - ausgeschlossen werden, wenn man während einer Rehabilitation weiterarbeitet oder wieder in seinen Job einsteigt. Gleitsmann sprach im Radio von einem "Schon-Arbeitsplatz", der Vorteile bieten könnte. "Weil sehr lange aus Betriebsumfeld auszuscheiden heißt auch, dass man sehr oft den Anschluss verliert. In vielen Fällen ist dann auch der Arbeitsplatz gefährdet.“

Helmut Ivanschitz von der Arbeiterkammer will eine Möglichkeit zur Teilzeitbeschäftigung, die einem rekonvaleszenten Arbeitnehmer zustehen soll, bis er wieder die volle Leistungsfähigkeit erreicht. In dieser Zeit solle ein "Wiedereingliederungsgeld" fließen, das möglichst nahe am Einkommen vor Krankheit liegt. Hier ist offen, wie sich dieses Entgelt genau zusammensetzen soll - laut Ivanschitz "kann das ein Krankengeld mit einem Teilentgelt sein".

Ohne Zwang

Ebenso noch verhandelt wird, unter welchen Voraussetzungen eine leichtere Tätigkeit zugewiesen werden kann. Eine Begleitung durch einen Arzt der Gebietskrankenkasse, der eine Zustimmung erteilen soll, ist geplant. Weder soll ein Zwang für den Dienstgeber noch für den Dienstnehmer entstehen - beide Seiten sollen über eine Wiedereingliederung in den Arbeitsplatz frei entscheiden.

Sowohl der AK- als auch der WK-Vertreter betonten, in den Verhandlungen relativ weit zu sein. Eine Einigung sei noch im ersten Halbjahr heuer in Sicht. Vom ÖGB gibt es bis dato noch keinen Kommentar.

Zuletzt verbrachten die Österreicher im Schnitt 13 Tage im Krankenstand, wobei sich der Trend zu einre Verkürzung der Krankenstandsdauer fortsetzt.

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