Es geht um Geld, um sehr viel Geld

Kathrin Nachbaur vor Beginn der Klubsitzung.
Der wahre Hintergrund von Kathrin Nachbaurs Parteiaustritt: Sie pokert um Golden Handshake. Krisensitzung zur Zukunft der Partei gestartet.

Dass beim Zerwürfnis zwischen Kathrin Nachbaur und ihrem Mentor Frank Stronach das Geld eine große Rolle spielt, hat der KURIER schon in der Vorwoche aufgedeckt. Aber die Tatsache, dass Stronach seiner Kronprinzessin das Jahresgehalt von rund 140.000 Euro brutto strich, ist offenbar noch nicht der Gipfel des Euro-Bergs. Es geht um mehr, um viel mehr Geld. Wie sollte es auch anders sein? Dieses Muster kennt man schon aus der Fußball-Ära von Frank Stronach. Auch da stritt sich der Milliardär am Ende mit seinen Managern und Fußballtrainern um die Moneten.

Wie der KURIER nun erfuhr, pokert Nachbaur schon seit Wochen um einen Art Golden Handshake mit Frank Stronach, um den Verlust ihres Jahresgehalts wieder wettzumachen. Obwohl die gebürtige Grazerin medial als Team-Stronach-Klubobfrau auftritt, kassiert Nachbaur, nach Streichung von jährlich 140.000 Euro brutto seitens der Stronach Group, ein Abgeordneten-Gehalt von 8300 Euro brutto. Dazu kommen 4000 Euro brutto als Geschäftsführerin der Team-Stronach-Akademie.

Golden Handshake

Das Gehalt einer Klubofrau kassiert eine andere: Die Steirerin Waltraud Dietrich. Sie ist die geschäftsführende Klubobfrau und erhält monatlich rund 14.000 Euro brutto, darf aber keinen Nebenverdienst haben.

Nachbaur hätte die Macht gehabt, Dietrich abzulösen und sich selbst als geschäftsführende Klubobfrau einzusetzen. Mit diesem Schachzug wäre das Gehalt wieder aufgefettet gewesen.

Damit sie diesen Joker nicht zieht, soll sie von Frank Stronach in einem Acht-Augen-Gespräch 300.000 Euro netto, das sind rund 600.000 Euro brutto, verlangt haben. Der Milliardär lehnte ab und war enttäuscht. Auch über ihren kompletten Ausstieg aus der Politik soll die schwangere Nachbaur gepokert haben. Für etwas mehr als 900.000 Euro soll sie ihren Rückzug angeboten haben. Auch da blieb der Austro-Kanadier stur. Er würde zahlen, aber weniger. Noch am Freitag vor seinem Abflug machte Stronach Nachbaur ein neues finanzielles Angebot. Aber die Summe war Nachbaur zu gering.

Stronach per Schaltung dabei

In der letzten Woche wurde auch lanciert, dass die Schwangerschaft der Grund für Nachbaurs Kündigung gewesen sein soll. Insider behaupten jedoch, Stronach habe schon im Sommer den 140.000-Euro-Vertrag mit Nachbaur nicht mehr erfüllt. Da wusste er von der Schwangerschaft noch nichts. Die TS-Klubobfrau sieht das allerdings anders.

Bei der heutigen Abstimmung müssen die zwölf Team Stronach-Abgeordneten (inklusive Bundesratsmandatar Gerald Zelina) offiziell nur darüber entscheiden, ob sie auch mit einer parteilosen Klubobfrau leben wollen. In Wahrheit aber geht es darum, ob sie hinter Nachbaur oder hinter Stronach stehen. Stronach soll zu der Sitzung dazugeschaltet werden.

Kampfabstimmung

Es geht um Geld, um sehr viel Geld
Gruppenfoto vom Team Stronach
Der Klub ist gespalten. Vor allem die TS-Mandatare Robert Lugar und Rouven Ertlschweiger meinen, an einer Parteimitgliedschaft der Klubobfrau führt kein Weg vorbei. "Ich habe Kathrin Nachbaur angerufen und sie gebeten, einfach den Parteiaustritt zurückzunehmen. Dann wäre die ganze Sache erledigt. Aber sie bringt es nicht über die Lippen. Ich verstehe ihre Strategie nicht", sagt Lugar. Die Abgeordneten Markus Franz und Christoph Hagen bekennen sich offen zu Nachbaur. Der Rest gibt sich bedeckt. Es wird ein heißes Match, denn um Nachbaur abzusetzen, braucht es eine Zwei-Drittel-Mehrheit, also acht Stimmen.

Keinen Zweifel gibt es mehr darüber, dass Nachbaur wirklich aus der Bundespartei ausgetreten ist. In der ORF-Sendung "Im Zentrum" hatte Nachbaur erklärt, sie habe einen Zettel geschrieben mit der Formulierung: "Lieber Frank, ich ziehe mich aus der Bundespartei als stellvertretende Obfrau zurück."

Doch das tatsächliche Schreiben von Nachbaur, das mittlerweile bekannt wurde, lässt keinen Zweifel offen: "Hiermit möchte ich den Rückzug aus der Bundespartei Team Stronach für Österreich per sofort bekannt geben." Und meinte weiter: "Ich wünsche alles Gute und weiterhin viel Erfolg und verbleibe mit besten Grüßen, Dr. Kathrin Nachbaur".

Handschriftlich fügte Nachbaur außerdem hinzu: "Frank, ich wünsche Dir und auch der Partei das Allerbeste! Das Parteiprogramm ist goldrichtig." Eindeutiger geht es nicht mehr.

32 Millionen investierte Frank Stronach in das politische Projekt Team Stronach.

9 Millionen davon müssen Bundespartei und Landesorganisationen in Form von Krediten zurückzahlen. Stronach will das Geld für soziale Zwecke verwenden.

Knapp 50 Mio. Euro bekommt das Team Stronach von 2013 bis 2018 in Form von Förderungen für Parteiakademie, Partei und Klub auf Bund- und Landesebene vom Steuerzahler zurück.

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