Stronach-Mandatar will Armenhaus bei Mindestsicherung

Christoph Hagen sorgt für einen kleinen Aufruhr vor den Vorarlberger Landtagswahlen.
Christoph Hagen: "Warum braucht ein Mindestsicherungsempfänger ein Handy, einen Fernseher oder einen Laptop?"

Mit ungewöhnlichen Vorschlägen, um das "Ausnutzen unseres Sozialsystems" zu verhindern, wartet der Team Stronach-Nationalratsabgeordnete Christoph Hagen auf: Er will Armenhäuser und Lebensmittelmarken ins Auge fassen, wie er gegenüber den Vorarlberger Nachrichten sagte. Mit der Mindestsicherung würden die Menschen "zum Nichtstun erzogen". Prompt folgten Reaktionen: Auf Twitter empörten und amüsierten sich unzählige User über den Vorschlag.

"Es muss sich wieder lohnen zu arbeiten. Viele Leute nützen den Staat nur aus. Man muss sie so erziehen, dass sie wieder arbeiten gehen", argumentierte Hagen. "Warum braucht ein Alleinstehender eine Zweizimmerwohnung, die von der BH (Bezirkshauptmannschaft, Anm.) gestellt wird? Warum braucht ein Mindestsicherungsempfänger ein Handy, einen Fernseher oder einen Laptop?", fragt sich der Abgeordnete.

Seiner Meinung nach hätte etwa das Wiederbeleben von Armenhäusern Sinn: "Wenn du da mal drinnen bist, dann bemühst du dich, wieder einen Job zu bekommen." Er wolle niemanden fallen lassen, "aber es muss nicht jeder einen Luxusstandard haben", meinte Hagen. Ein kleines Einzelzimmer mit Bett solle die Privatsphäre garantieren. Bei Familien müsse man natürlich schauen, dass "die Kinder nicht unter die Räder kommen". Nach Hagens Vorstellungen aber nicht in Form von rein finanziellen Zuschüssen, sondern gezielt über Lebensmittelmarken, die nicht gegen Zigaretten und Alkohol eingetauscht werden könnten.

Nachbaur: "Nicht Parteilinie"

Dass Mindestsicherungsempfänger in Armenhäusern wohnen und Lebensmittelmarken bekommen sollen, ist nicht Parteilinie des Team Stronach, stellte Klubobfrau Kathrin Nachbaur am Dienstag klar. Kritik an den Aussagen von Christoph Hagen kam indes von den Grünen: "Das Team Stronach stellt sich damit wieder einmal außerhalb des demokratischen Grundkonsenses."

Auch die NEOS haben sich nach Aussagen zu Mindestsicherungsbeziehern am Dienstag "schockiert" über das "mittelalterliche Menschenbild" des Team Stronach gezeigt. "Die Forderung nach Armenhäusern und Lebensmittelmarken stellen jegliche Errungenschaft moderner Sozialstaaten in Frage", meinte Sozialsprecher Gerald Loacker in einer Aussendung.

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