Strolz & Glawischnig: Rezepte gegen die „düstere Politik“

Glawischnig zu Strolz: „Die Propaganda der ÖVP, ist das Ihr Niveau?“
Wer ist die bessere Oppositionspartei? Eva Glawischnig und Matthias Strolz im Streitgespräch

Wie kann man junge Menschen mehr für Politik begeistern? Und wer ist die bessere politische Alternative als Oppositionspartei?

Für den KURIER kreuzten Grünen-Chefin Eva Glawischnig und Neos-Boss Matthias Strolz zum ersten Mal verbal die Klingen.

KURIER: Frau Glawischnig, die Wahlbeteiligung bei der Nationalratswahl fiel mit 74,9 Prozent auf ein Allzeit-Tief. Ein Alarmzeichen oder müssen wir einfach akzeptieren, dass sich ein Viertel der Wähler nicht für Politik interessiert? Eva Glawischnig: Das ist nicht normal oder zu akzeptieren. Gerade für junge Menschen war die Politik in den letzten Jahren abstoßend, es entstand der Eindruck, es geht nicht um Themen, sondern nur um Eigeninteressen. Wir werden in ganz Europa verlacht, weil ein Ex-Finanzminister mit einem Plastiksackerl in die Schweiz gefahren ist, um Geld abzuheben. Ich halte aber nichts davon, den Menschen die Politikerverdrossenheit zum Vorwurf zu machen. Man muss sie einladen, sich wieder mit Politik auseinanderzusetzen.

Strolz & Glawischnig: Rezepte gegen die „düstere Politik“
Streitgespräch mit Eva Glawischnig und Matthias Strolz.
Matthias Strolz: Das System gibt den Bürgern wenig zum Anknüpfen. Dass ein junger Mensch sagt „Hurra, die Gams, ich geh zu einer Partei und mach’ mit!“, passiert selten. Die Politik ist düster und depressiv geworden.

Muss das so sein?

Strolz: Ganz und gar nicht! Wir Neos haben politisches Engagement ja wieder hip gemacht. Die Tausenden, die für uns gelaufen sind, waren Teil einer Welle, das waren good vibrations. Hier sollten wir weitermachen. Junge Menschen müssen erleben: Politik ist geil.

Den stärksten Zuspruch genießt bei den unter 30-Jährigen Wählern aber die FPÖ.

Glawischnig: Das stimmt nicht. Wir Grünen wollten bei den Jungwählern Stimmenstärkste werden – und haben das auch geschafft. Laut einer Nachwahl-Studie sind wir bei den Unter-30-Jährigen gleichauf mit der FPÖ auf Platz 1, in einer anderen sogar vor den Blauen. Und junge Frauen wählen ohnehin mehrheitlich Grün. Strache wird überschätzt. In Wien hat er Stimmen verloren, es ist ein Mythos, dass die FPÖ eine Jugendpartei wäre.

Glawischnig im Porträt:

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Eva Glawischnig im Jahr 2000 im Parlament in Wien. Bild: APA/Jäger
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APA/HERBERT NEUBAUERAPA4956294 - 19082011 - WIEN - ÖSTERREICH: Grünedessprechprecherin.Eva Glawischnig vor Begis ORFeSommergesprgespräches am Freitag, 19. August 2011, in Wien. APA-FOTO: HERBERT NEUBAUER
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Khol, Westenthaler, Glawischnig
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Radtour mit den Grünen und Bundessprecherin Glawischnig von Weissenkirchen bis nach Krems
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Eva Glawischnig und Gatte Volker Piesczek
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Eva Glawischnig. Bild: APA
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Eva Glawischnig bei der Gaugeler Band. Bild: Youtube
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APA/Martin JuenAPA5578916-2 - 16102011 - INNSBRUCK - ÖSTERREICHAPZU APA-TEXT IIe Grüne Bundessprecherin Eva Glawischnischnig am Sonntag, 16. Okr 2011, w&#, wähihrer Rede Rede im Rahmen des Grünen Bundesess in Inns Innsbruck. /+++ WIR WEISEN AUSDRÜCKL
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EPA/Schlager Roland
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APA/ROLAND SCHLAGERAPA7061368 - 29022012 - WIEN - ÖSTERREICH: Grünefin Eva GEva Glawischnig im Rahmen einer Si des nationalratalrates am Mittwoch, 29. Februar 2012, im Parlament in Wien APA-FOTO: ROLAND SCHLAGER
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Eva Glawischnig und Peter Pilz

Kein Mythos ist, dass die Neos für viele offenbar interessanter sind als die Grünen – 60.000 ihrer Sympathisanten haben zuletzt pink gewählt.

Glawischnig: Dass Stimmen von einer zur anderen Partei wechseln ist in einer Demokratie normal. Wir haben trotzdem deutlich dazugewonnen und drei Mal so viele Wähler. Ein wesentlicher Unterschied war, dass wir keinen Financier hatten. Und im Unterschied zu den Neos wollen wir weder Ö3 noch die Wasserversorgung privatisieren.

Strolz: Also das Wasser wollen wir sicher nicht privatisieren, wir sind keine neoliberalen Säcke. Aber: Wir Neos haben den liberalen Gedanken geerdet und aus dem kühlen intellektuellen Eck genommen. Wenn Sie die Finanzierung ansprechen: Wir Neos wurden von 3000 Spendern unterstützt, die Hälfte davon ung’schaut unter 30. Die haben keine Tausender eingeworfen, sich aber an einer positiven Stimmung beteiligt – und das ist auch die Kritik an den Grünen: Ihr arbeitet zu viel mit Verboten, zu oft mit erhobenem Zeigefinger.

Die lustvollen Neos gegen die moralisierenden Grünen – woran machen Sie das fest?

Strolz: An der grundsätzlichen Haltung. Zum Beispiel die Mariahilfer Straße. Idee: gut, Umsetzung: schlecht. Das hätte man im Sinne von Bürgerbeteiligung anders aufsetzen müssen.

Glawischnig: Ich will mich nicht wiederholen, aber: In der Mariahilfer Straße wurden alle Beteiligten befragt. Das Problem ist, dass hier eine Fußgängerzone zu einem Kulturkampf hochkampagnisiert wurde.Strolz: Die Grünen kommunizieren nicht auf Augenhöhe.

Glawischnig: Die Übernahme der Propaganda der Stadt-ÖVP, ist das Ihr Niveau? Die Grünen sind eine linksliberale Öko-Partei. Wir haben den Kern der Grundrechte und damit der Liberalität immer mit Zähnen und Klauen verteidigt. Persönlichkeitsschutz, Überwachungsstaat, die Schwulen-Ehe, etc. Das sind Themen, die man bei der Liberalität diskutieren muss, nicht die Mariahilfer Straße.

Strolz: Aber es geht um eine Grundhaltung.

Glawischnig: Meine ist eine linksliberale.

Strolz: Und gleichzeitig eine moralisierende.

Glawischnig: Ist das jetzt ein persönlicher Vorwurf?

Strolz: Gar nicht – das meine ich zu den Grünen insgesamt. Ich find es ja amüsant, dass das Etikett „liberal“ plötzlich so bei ihnen auftaucht.

Glawischnig: Das waren wir immer. Nur kann man die Liberalitätsdebatte nicht über Verkehrsregeln führen, sorry. Verkehrsregeln brauchen wir. Alles andere wäre tödlich.

Die NEOS im Parlament:

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PK NEOS: STROLZ
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AUSTRIA ELECTIONS
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NR-WAHL: WAHLKAMPFAUFTAKT DER NEOS, LIF: MLINAR
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INTERVIEW: NIKO ALM

Im Frühjahr wird das EU-Parlament gewählt, insbesondere in den Ballungsgebieten sind die Neos ein starker Konkurrent. Was heißt das für die Grünen?

Glawischnig: Ich mache mir keine Sorgen, im Gegenteil: Wir haben es geschafft, binnen weniger Monate in fünf Landesregierungen zu sitzen. Wir gestalten – und die Wähler goutieren das.

Und die Neos?

Strolz: Menschen wählen Haltung, dann Personen und erst dann Inhalte. Mit Themen wie Eurobonds oder ESM gewinnst Du niemanden. Du musst die Menschen emotional abholen. Und genau das werden wir tun.

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