Stichwahl: Wie der Grüne den Favoriten in Blau ausbremsen will

Stichwahl: Wie der Grüne den Favoriten in Blau ausbremsen will
Derzeit liegt Norbert Hofer weit vor Alexander Van der Bellen. Wird der Blaue den Vorsprung halten können? Und was muss der Grüne tun, um doch noch als Erster durch das Ziel zu kommen? Der KURIER hat Polit-Experten und Parteigänger befragt.

Blau gegen Grün. Der 45-jährige Norbert Hofer gegen den 72-jährigen Alexander Van der Bellen. Das ist die Paarung für die Stichwahl am 22. Mai. Die Ausgangssituation ist für Van der Bellen schwierig; Hofer liegt 13,8 Prozentpunkte vor ihm. Wie will der Ex-Grünen-Chef den Abstand wettmachen? Wie will der FPÖler den Vorsprung halten? Zu wem wenden sich jene, die Griss, Hundstorfer, Khol oder Lugner gewählt haben?

Hofer wird bei seiner Linie bleiben: Ein freiheitlicher Kandidat, der alles, was er gesagt habe, "doppelt unterstreichen will". Erneut wird er sich für ein Kopftuch-Verbot, gegen das Freihandelsabkommen TTIP aussprechen. Auch als Regierungsmaßregler und "Schutzherr für Österreich" positioniert er sich weiterhin.Van der Bellen wird auf Verbinder versus Spalter setzen. Er will davon überzeugen, "dass ich Österreich nach außen besser vertreten kann als Norbert Hofer – und nach innen eine verbindlichere Rolle einnehmen kann". Damit möchte er jene ködern, die für Griss oder einen Regierungskandidaten votiert bzw. gar nicht gewählt haben. Heute wird das erste Plakat für das Finale präsentiert – "mit Leitlinien der Wahlbewegung", wie es heißt. Auch Hofer wird bald neuerlich plakativ seine Botschaften affichieren lassen.

Stichwahl: Wie der Grüne den Favoriten in Blau ausbremsen will

Dass das Rennen zu seinen Gunsten bereits gelaufen ist, glauben Polit-Experten nicht. Van der Bellen habe dann eine Gewinnchance, wenn er bei seiner Linie bleibe, "das Professorale, Intellektuelle, Staatsmännische, das Nachdenkliche, die Gesprächsfähigkeit, also seine Stärken ausspiele", sagt Kommunikationsspezialistin Heidi Glück. "Das hat ihm schon jetzt mehr Stimmen gebracht als seiner Partei je zuvor." Das meint auch Josef Kalina: "Wenn es um die Erwartungen an einen Bundespräsidenten geht, hat Van der Bellen die besseren Karten. Er entspricht dem Bild viel eher als Hofer." Nichtwähler und jene, die keinen FPÖ-Mann in der Hofburg haben wollen, könne Van der Bellen erreichen, detto Griss-Fans, sagen beide Fachleute. Glück: "Da liegen zehn Prozent plus drinnen." Eines könnte für den Grünen aber "gefährlich" werden: "Wenn er versucht, Hofer in das ultrarechte Eck zu stellen. Das brächte einen Bumerang-Effekt." Der nett und freundlich auftretende Blaue könnte sich zum Opfer, zum Märtyrer stilisieren – von Bürgern auch so gesehen werden.Kalina: "Wird es ein Lagerwahlkampf mit Warnung vor Faschismus und solchen Stimmen aus dem Ausland, wird es sehr schwer für Van der Bellen. Dann wird es heißen: Wir lassen uns nicht sagen, wen wir wählen sollen."

Politologe Anton Pelinka warnt vor bestimmten Wahlempfehlungen: "Dass Werner Faymann eine für Van der Bellen abgegeben hat, ist für diesen mit Vorsicht zu genießen. Er könnte zum Kandidaten der ungeliebten Regierung mutieren." Wichtiger sei, "dass er die meisten Stimmen von Griss gewinnen kann. Und Hofer jene von Lugner und Khol."

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