SPÖ-Schlappe in Städten: "Fundament bröckelt"

Voves studierte Betriebswirtschaft und begann in einem Grazer Steuerberaterbüro zu arbeiten. 1979 wechselte er zur Merkur-Versicherung, wo er 1989 in den Vorstand aufstieg.
Gemeinderatswahl: FPÖ verdrängt ÖVP vielfach auf Platz 2, Absturz teilweise hausgemacht.

Bruck an der Mur, Mürzzuschlag, Kapfenberg, Judenburg, Knittelfeld, Liezen und Leoben: Die Liste jener Städte, in denen die SPÖ ihre absolute Mehrheit verlor, ist lang. Die Wähler scheinen übergangslos zu den Freiheitlichen überzulaufen: Mit Ausnahme von Liezen setzten sich Blaue sogar vor die ÖVP auf Platz zwei.

Für beide "Reformpartner" schrillten deshalb die Alarmglocken. In Landeshauptmann Franz Voves’ SPÖ noch lauter als in Hermann Schützenhöfers ÖVP, denn die Städte galten als rote Hochburgen. "Jetzt mach’ ich mir ernsthaft Sorgen", äugt Kapfenbergs Stadtchef Manfred Wegscheider in Richtung Landtagswahl am 31. Mai. "Die Städte sind das Fundament der SPÖ. Wenn das zu bröckeln beginnt, wird’s kritisch."

SPÖ-Schlappe in Städten: "Fundament bröckelt"
Heftige Kritik übt der Ex-Landesrat an seiner Partei. "Die Städte brauchen Unterstützung und mehr als Konzept, statt nur zu sagen, Bruck und Kapfenberg sollen fusionieren." Wäre er am Sonntag mit einer Namensliste angetreten und nicht als SPÖ-Team, hätte er besser abgeschnitten, meint Wegscheider. "Ich glaub’ nicht, dass die SPÖ eine Hilfe für die obersteirischen Städte war, weder im Land noch im Bund."

Minus in Fusionsorten

Das Problem der Städte ist teilweise hausgemacht. Das lässt sich an den Fusionen von Kapfenberg mit Parschlug sowie von Bruck an der Mur mit Oberaich ablesen. Die kleineren Gemeinden kamen zu den Städten, Parschlug ging dagegen sogar bis zum Verfasungsgerichtshof – vergeblich. Die SPÖ sackte dort ab: In Parschlug von 50 auf 30 Prozent, in Oberaich von 72 auf 33 Prozent. Das kostete die SPÖ in Bruck die Absolute.

Auch in Mürzzuschlag verlor die SPÖ die absolute Mehrheit, die Blauen verdoppelten sich. "Da war ein undifferenzierter Frust", meint Bürgermeister Karl Rudischer. "Bis vor Kurzem waren die Leut’ der Meinung, im Bund ist Stillstand, die bringen nix weiter. Der SPÖ traut man weniger zu als früher."

Auch FPÖ-Zuwachs dürfte großteils mit den Gemeindefusionen zu erklären sein: Sie schafften in 85 Prozent der Kommunen eine Kandidatur und standen so für 200.000 Wähler erstmals zur Wahl.

Landesweit verlor die SPÖ mehr als die ÖVP, ein überraschendes Ergebnis: Die VP hielt sich mit 42,7 Prozent der Stimmen deutlich vor der SPÖ mit 31,6 Prozent.

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