Neue Mittelschule nützt Mädchen und Migranten

Neue Bildungsdaten sprechen für NMS. Von dort steigen mehr Kinder in AHS auf als aus Hauptschulen.

Ist die Neuen Mittelschule (NMS) ein Flop? Die Experten der Statistik Austria widersprechen der Darstellung der im Februar vorgestellten Studie, wonach die NMS schwächere Ergebnisse liefert als die Hauptschulen.

Nach den Erkenntnissen der Statistik Austria ist die NMS besser als bisher bekannt. In der Auswertung "Bildung nach Zahlen 2013/2014" konnten die Statistiker zeigen, dass 46 Prozent aller NMS-Schüler danach eine höhere Schule besuchen. (NMS werden in der Regel von den 10- bis 14-Jährigen besucht.) Zum Vergleich: Nur 39 Prozent der Hauptschüler besuchen danach eine Höhere Schule.

Grund für das bessere Ergebnis als bei der Studie vom Februar: Den Experten stand eine "längere Zeitreihe an Daten" zur Verfügung" – und damit "etwas stärker abgesicherte Ergebnisse", erklärte Statistik-Chef Konrad Pesendorfer: "Kinder aus Neuen Mittelschulen schaffen es besser, in höherbildende Schulen überzusetzen als Hauptschüler."

Neue Mittelschule nützt Mädchen und Migranten
"Offensichtlich spielt die neue Unterrichtsform dabei eine wesentliche Rolle", sagt Pesendorfer. Denn trotz der Neuen Mittelschulen wechsle nach wie vor praktisch der gleiche Anteil an Volksschülern an eine AHS-Unterstufe (je nach Schuljahr 33 bis 34 Prozent) wie vor der NMS-Einführung im Jahr 2008.

Pesendorfer hebt zudem zwei Aspekte hervor:

Migranten Schüler mit nicht-deutscher Muttersprache haben eine deutliche höhere Übertrittsquote von einer NMS in eine Höhere Schule. 38,8 Prozent wechseln in eine AHS oder BHS, gegenüber 28,6 Prozent bei den Hauptschülern (Zum Vergleich: Schüler mit deutscher Muttersprache wechseln zu 49 Prozent von der NMS in eine Höhere Schule, zu 42,2 Prozent aus Hauptschulen).

Mädchen Auffällig ist zudem die deutlich höhere Wechselquote von 52,8 Prozent von einer NMS in eine Höhere Schule bei Mädchen, bei den Burschen sind es nur 39,7 Prozent.

Negative Erkenntnisse der Experten: Bildung wird nach wie vor vererbt. In der Altersgruppe der 25- bis 44-Jährigen haben 55,8 Prozent der Kinder aus Akademikerhaushalten einen Hochschulabschluss, aber nur 6,6 Prozent jener Kinder, deren Eltern als höchste Ausbildung lediglich einen Pflichtschulabschluss aufweisen. Und der Anteil jener, die nur über einen Pflichtschulabschluss verfügen, ist mit 19,1 Prozent seit fast zehn Jahren konstant.

Bildungsministerin Heinisch-Hosek spricht angesichts der Ergebnisse dennoch von einer "insgesamt erfreulichen Entwicklung".

Für eine ausführliche Grundsatzdebatte über Schule und Bildungsreform nützen die Abgeordneten die Dringliche Anfrage der NEOS an die Bildungsministerin. SPÖ und ÖVP zeigten einmal mehr ihre Differenz in Sachen gemeinsame Unterstufe. NEOS und Grüne drängten auf Lösung der strukturellen Budgetprobleme.

Das von Ministerin Gabriele Heinisch-Hosek bestätigte Loch von 343 Millionen sei "dramatisch" - und der Umgang der Ministerin damit "bestürzend", konstatierte Beate Meinl-Rasinger von den NEOS. Es werde sich "nie und nimmer ausgehen", diese Budgetlücke 2016 zu stopfen, ist der Grüne Bildungssprecher Harald Walser überzeugt. "Hauptsächlich an die ÖVP gerichtet" drängte er, die seit Jahren bestehende strukturelle Unterdotierung zu beenden.

Ein paar hundert Millionen Euro für die Bildung anstelle der geplanten Steuerreform wäre das Rezept von Robert Lugar (Team Stronach) - der es generell ablehnt, angesichts von Wahlen ein paar "Steuerzuckerl" zu verteilen.

Die Bildung sei ein "riesiger Dampfer, der Kurs ändert sich nur sehr, sehr langsam", hielt SPÖ-Abg. Elmar Mayer dem Drängen der Opposition auf eine rasche Bildungsreform entgegen. Er hielt ein leidenschaftliches Plädoyer für die gemeinsame Schule - also "integrative Modelle" - bis 14 Jahre. Die Antwort von ÖVP-Bildungssprecherin Brigitte Jank zeigte einmal mehr den Grund für die langsame Kursänderung: Sie sei zwar auch überzeugt, dass sich in der Unterstufe etwas ändern sollte - aber in Richtung mehr Differenzierung, nicht weniger - "wir brauchen Vielfalt", sagte sie.

FPÖ-Bildungssprechers Walter Rosenkranz glaubt denn auch nicht an die von der Regierung angekündigte Bildungsreform. Denn das von Heinisch-Hosek geschilderte Vorgehen - Papiere, Gespräche mit den Ländern und Stakeholdern etc. - habe es schon unter ihrer Vorgängerin gegeben, mit dem Ergebnis, dass jetzt "sinnlose Papiere" in Schubladen lägen.

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