Karmasin auf der Jagd nach Instagram-Fans

Sophie Karmasin ist als erstes Regierungsmitgleid auf Instagram aktiv.
Die Familienministerin agiert als erste Regierende in dem hippen sozialen Netzwerk. International ist sie damit in guter Gesellschaft.

Noch sind es erst ein bisschen mehr als 200 Leute, die die Bilder von Sophie Karmasin abonniert haben. Gut, viele Fotos sind es ja auch noch nicht: 14 Aufnahmen sind am neuen Account der Familienministerin zu sehen – Karmasin mit Kindern, das verregnete Wetter in Dublin, ein Kaffee-und-Kuchen-Gespräch mit Herbert Prohaska sind dabei.

Gehalten sind die Fotos alle in klassischer Instagram-Optik: Mit leicht vergilbter Patina, zeitgleich ein bisschen altfadrisch und dennoch hip. Karmasin will damit Leute ansprechen, die über die klassischen Medienkanäle schwer zu erreichen sind, wie sie sagt. "Ich bin überzeugt, dass diese Kommunikationsformen gerade für uns als Ministerium ideal sind, vor allem junge Menschen sind auf Social Media Plattformen sehr aktiv.“ Sie wolle „die Menschen dort abholen wo sie sind." Eine kürzlich veröffentlichte US-Studie beweist das: Mehr als die Hälfte der Instagram-Nutzer ist jünger als 29 Jahre – und zumeist weiblich.

Domino-Effekt

Andere Politiker wissen das schon länger. Sie nutzen das Potential von Social Media vor allem für Wahlkampagnen und suchen sich Multiplikatoren, um ihre Botschaften auch zu jenen zu tragen, die Politik eigentlich nicht interessiert.

Barack Obamas Wahlerfolg im Jahr 2012 etwa basierte zu einem Gutteil auf dieser Strategie: Obamas Wahlkampfteam postete nicht nur selbst, sondern suchte auch nach Leuten, die ihre politische Botschaft an andere weitergaben. Dies aber nicht per Gießkannen-Prinzip – sie hätten sonst alle ihre Freunde mit Wahlwerbung zugemüllt - sondern nur an wenige, nach speziellen Kriterien ausgewählte Leute. Der Effekt war Domino-gleich, und die Erfolgsquote sprach für sich.

Russlands Premier Dmitrij Medwedew bewegt sich auf ähnlichen Pfaden, wenngleich mit weniger politischem Erfolg - nichtdestotrotz zählt seine Instagram-Seite 901.000 Follower. Und sogar Ex-US-Präsident George W. Bush bringt es (trotz bescheidener fotografischer Leistungen) auf mehr als 190.000 Fans. Unangefochten an der Spitze steht aber sein Nachfolger: Barack Obama hat allein auf Instagram 3,5 Millionen Follower, die anderen Netzwerke bescheren ihm noch einige Millionen mehr. Und auch seine Ehefrau Michelle kommt auf 1,4 Millionen – nicht zu verachten.

Strache, der Facebook-Könner

Der Vergleich ist aus österreichischer Perspektive natürlich unfair - aber auch hierzulande gibt es Politiker, die beweisen, dass Social Media ein politischer Faktor sein können. Das Politometer, ein Ranking-Tool für Aktivitäten in den sozialen Netzwerken, sieht am oberen Ende der Skala eindeutig den Chef der FPÖ: Knapp 230.000 Menschen lesen, was HC Strache auf Facebook postet – das sind immerhin fast so viele wie Menschen in Graz leben. Auf Twitter – wo eine andere, eher professioneller agierende Zielgruppe unter sich ist – reüssiert Strache hingegen nicht; dort hat Außenminister Sebastian Kurz mit 45.000 Followern eindeutig die Nase vorn.

Nicht auf den vorderen Plätzen rangieren hingegen die Regierungsspitzen: Werner Faymann bringt es auf Facebook gerade mal auf knapp 17.000 Fans, vermutlich wegen widriger Anfangsumstände inklusive angeblich gekaufter Fans. Um diese Marke zu erreichen, muss aber selbst die Familienministerin aber noch ein bisschen aufholen, Karmasin liegt nämlich bei etwas mehr als 4500 Facebook-Likes. Immerhin, ihren Parteichef Reinhold Mitterlehner hat sie damit schon überholt: Der ist nämlich auf Facebook gar nicht zu finden.

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