Kurz in der Schule: Eine Stunde Motivation für Integration

Kurz mit Integrationsbotschaftern Yilmaz, Izdebska und Jayasekara.
ÖVP-Außenminister Kurz schwört mit Integrationsbotschaftern Schüler auf Chancen und Regeln gelungener Integration ein.

Sitzen bleiben ist nicht. Kaum haben Außenminister Sebastian Kurz und drei seiner 350 Integrationsbotschafter am Podium Platz genommen, steht Kurz auch schon wieder auf. Vor ihm 6. und 8. Klassen des Bernouilli-Gymnasiums in Wien-Donaustadt. Hinter ihm Plakate des Außenministeriums, der Initiative: "Zusammen: Österreich". Sein "Lieblingsprojekt", wie Kurz betont, um gleich in medias res zu gehen. "Jeder kann es schaffen, obwohl oder gerade weil er Migrationshintergrund hat. Kazim Yilmaz hat nicht nur türkische Wurzeln sondern kommt aus Vorarlberg." Kurz hat die Lacher auf seiner Seite. Ihm zur Seite sitzt genannter Yilmaz. Noch. Mit dem Mikrofon in der Hand geht der Integrationsbotschafter vom Podium ins Publikum. Er mimt den Mikro-Mann.

Walt Disneys Botschaft

"Alaba, Dragović, Junuzović. Wer sind diese Männer? Und: haben sie typisch österreichische Namen?“, will Yilmaz wissen. Noch sind die Schüler verhalten in ihren Reaktionen. Ein Bursch im grauen T-Shirt, der sich später als Nikolaus vorstellt, hebt die Hand, steht auf, gibt die Antwort: "Sie sind die wahrscheinlich besten Fußballer der österreichischen Nationalmannschaft und haben Migrationshintergrund." – "Bravo! Ist der Klassenvorstand von Nikolaus da?", fragt Anwalt Yilmaz. "Er bekommt ein Plus ins Klassenbuch."

Kurz in der Schule: Eine Stunde Motivation für Integration
Wiener Zukunftsgespräche. Zusammen Österreich Schulbesuch mit ausländischen Delegationen der Konferenz Vienna Future Talks. Wien. 09.11.2015, Foto: Dragan Tatic
Nun hat er die Lacher auf seiner Seite und noch eine Botschaft für die Schüler. Integration sei eine mühsame, zeitraubende und gleichzeitig unglaublich lohnende Arbeit. Er selbst sei das beste Beispiel dafür – trotz Vorarlberger Dialekt, den er jetzt nicht spricht, weil ihn sonst niemand verstehen würde. Dem nächsten Lacher folgt das Zitat von Walt Disney "Wenn Du es träumen kannst, kannst Du es tun" - und die gebürtige Polin Aleksandra Izdebska. Anderer Werdegang (einst DiTech-Gründerin, dann Marketing-Chefin beim Glücksspielkonzern) – ähnliche Botschaft. "Wenn man etwas erreichen will, muss man es wirklich wollen." In ihrem Fall hieß das anfangs, mit 16 Jahren, als sie in die "6.Klasse gesteckt wurde Tag und Nacht Deutsch lernen" und jedenfalls "Nie aufgeben". Beides tat auch Michael Jayasekara, der sich nicht mit bürgerlichem Namen vorstellt, sondern lieber erzählt, dass er hier zur Schule ging und als "kleiner Obama" durchging.

"Kleiner Obama" appelliert an Mut

Weil er, dessen Eltern aus Sri Lanka stammen, zu jener Zeit zum Schulsprecher und später in die Bundesschulvertretung gewählt wurde als Barack Obama erstmals US-Präsident wurde. Der "kleine Obama“ hatte nie ein Problem mit Rassismus, wie er bekundet, wohl aber ein Schlüsselerlebnis. Auf einer Zugfahrt wurde er mit "Du, Fahrkarte?“ aufgefordert, sein Ticket zu zeigen. "Wenn das Äußere eine derartige Rolle spielt, muss ich erst recht gut deutsch sprechen", lässt Jayasekara die Menge wissen und stellt selbiges seit er am Wort ist unter Beweis. "Habt Mut, Eure Talente nach vorne zu räumen, versteckt Euch nicht hinter Kopftuch oder Hautfarbe!“ Jeder möge zeigen, was er kann. Die Schüler, darunter auch einige Mädchen mit Kopftuch, klatschen.

Per Du mit dem Minister

Kurz in der Schule: Eine Stunde Motivation für Integration
Wiener Zukunftsgespräche. Zusammen Österreich Schulbesuch mit ausländischen Delegationen der Konferenz Vienna Future Talks. Wien. 09.11.2015, Foto: Dragan Tatic
Für die an- wie abschließende Fragerunde bietet Außenminister Kurz den Schülern des Bernoulli-Gymnasiums das "Du-Wort“ an. Dass er unwesentlich älter sei als die Anwesenden trägt zur angenehmen Atmosphäre bei. Diese hält auch an als er erzählt, dass er nie wirklich aktiv entschieden hätte, in die Politik zu gehen bis er sich unter VP-Vizekanzler Michael Spindelegger binnen 30 Minuten entscheiden musste, Integrationsstaatssekretär zu werden. Verhaltener fallen die Antworten aus, was denn genau der Unterschied zwischen assimilieren und integrieren sei. Kurz hat eine knappe Antwort – ebenso wie die drei Botschafter. Unter Integration versteht der 29-jährige Minister ein "positives Zusammenleben“, die Wurzeln nicht zu verleugnen und sich gleichzeitig seinem neuen Heimatland gegenüber loyal zu verhalten, Regeln und Werte einzuhalten.
Welche Werte das sind, will der ÖVP-Minister diese Woche vorstellen.
Für heuer rechnet Kurz, wie er wenig später –nach einer Konferenz von 12 europäischen Regierungsvertretern, die für Integration zuständig sind– sagt, mit 85000 Flüchtlingen. Von diesen hätten 20000 bis 25000 mit einem positiven Asylbescheid zu rechnen. Zur Sprachvermittlung seien bis dato 10000 neue Kursplätze entstanden.

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