WKO: "Schulverwaltung zertrümmern"

WKO: "Schulverwaltung zertrümmern"
Kammerfunktionär Landertshammer hält eine Schulverwaltungsreform für nicht machbar.

Die Wirtschaftskammer (WKÖ) hält eine Reform der Schulverwaltung in Österreich für unmöglich. "Die muss man zertrümmern und komplett neu aufsetzen", meinte der Leiter der bildungspolitischen Abteilung der WKÖ, Michael Landertshammer, am Dienstag vor Journalisten. Der Kammer schwebt ein Modell mit einer weitgehenden Schulautonomie und einer unabhängigen Agentur zur Evaluierung vor.

Demnach sollten die Schulen Personalhoheit über die Lehrer bekommen, ein Globalbudget erhalten, über ihr Schulprofil mit Schwerpunkten entscheiden und Zielvereinbarungen abschließen. Diese würden durch eine externe Agentur überprüft, so Landertshammer - etwa dahin gehend, ob Rahmenlehrpläne eingehalten werden und wie viele Schüler die Schule absolvieren bzw. die Reife für die nächste Ausbildung erlangen. "Ich muss mich auch von Lehrern trennen können, umgekehrt sollen jene, die sich überengagieren, auch etwas davon haben." Gleiches gelte für Direktoren - auch diese sollten abberufen werden können.

Rahmen vom Bund

Kompetenztechnisch würde der Bund dann die Rahmenbedingungen vorgeben, meinte Landertshammer. Den Schulen käme eine hohe Autonomie zu, dazwischen sollten regionale Einrichtungen das Angebot steuern. "Im Waldviertel gibt es derzeit vier Handelsakademien, aber kaum Betriebe, die Absolventen dieser Schulform brauchen." Die Länder müssten dagegen Kompetenzen abgeben - eine Verländerung des Schulwesens fände Landertshammer skurril: "Ich kenne kein einziges Beispiel in der Geschichte Österreichs, dass irgendetwas billiger geworden wäre, wenn man es den Ländern übergeben hat."

Eine solche Struktur würde ein hohes Einsparungs- bzw. Effizienzpotenzial bergen, ist Landertshammer überzeugt. Eine Studie des Instituts für Bildungsforschung der Wirtschaft (ibw) bzw. des management club habe ergeben, dass eine Auflösung von Landes- und Bezirksschulräten, Schulämtern der Landesregierungen sowie die Abschaffung von Landes- und Bezirksschulinspektoren bei gleichzeitiger Gegenrechnung von Kosten der Evaluierungsagentur und der regionalen Agenturen bzw. für Verwaltungspersonal für die Schulen einen Wegfall von 6.000 Verwaltungsstellen bzw. 100 Mio. Euro pro Jahr bringe. Rechne man Kosten dazu, die durch falsche Schülerströme und Fehlallokation der Mittel dazukommen, sei man bei einem Potenzial von 600 bis 700 Mio. Euro pro Jahr, die in Schulbauten oder Lehreraus- und -weiterbildung gesteckt werden könnten.

Klausur

Zum Thema Schule regt Landertshammer - "ich weiß nicht, der wievielte Anlauf das jetzt ist" - eine Art Konvent oder Klausur an, "bei dem die wesentlichsten Stakeholder in Ruhe überlegen, wie wir Schule mittel- und langfristig organisieren können": "Wenn nicht bald etwas passiert, haben wir irgendwann einmal ein Problem."

Nägel mit Köpfen will die WKÖ auch beim Thema Bildungswegberatung sehen. "Jedes Kind soll mit spätestens 14 Jahren eine Potenzialanalyse und professionelle Berufsorientierung kriegen." Das funktioniere im Großen und Ganzen ganz gut, in der AHS-Unterstufe aber gar nicht: "Dort will man ja möglichst nur die Struktur aufrechterhalten und die Kinder an der Schule halten." Landertshammer plädiert daher dafür, Berufsorientierung vom reinen Unterrichtsprinzip zum eigenen Gegenstand zu machen. Dies sei ohne Zusatzkosten machbar: "Man braucht dafür auch kein anderes Fach zu opfern, weil es ja auch jetzt schon stattfinden sollte." Nötig sei nur eine andere Einteilung der Stunden: "Das sind genau die Dinge, die man im Sinne einer richtig verstandenen Autonomie umsetzen kann."

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