Direktoren sollen Lehrer bald selbst aussuchen

„Mehr Autonomie, einfachere Verwaltung“, sagt Heinisch.
Das neue System soll für AHS und BHS noch vor dem Sommer eingeführt werden.

Woran denken Bürger beim Stichwort Schulpolitik? Wohl an rot-schwarzen Ideologie-Streit: SPÖ gegen ÖVP, ÖVP-Länder-Obere gegen andere ÖVP-Länder-Obere und die Bundespartei in Sachen Gesamtschule. Jetzt gibt es Harmonie zwischen Bund, rot und schwarz regierten Ländern – was die künftige Auswahl der Lehrer anlangt.

Direktoren von Bundesschulen – Gymnasium, HAK, HTL – sollen sich ihr Personal selbst aussuchen dürfen; online soll das vonstatten gehen. Wie berichtet, starten die Steirer im September damit. Ein regionales Projekt wird es nicht bleiben. Österreichweit gibt es das fortan, wie Bildungsministerin Gabriele Heinisch-Hosek dem KURIER sagt.

Wie funktioniert das? Der Landesschulrat schreibt Stellen aus. Pädagogen bewerben sich via Web. Schulleiter können in diese Datenbank schauen; sie sehen, was der Bewerber kann, welche Zusatzqualifikationen er hat – und damit das bietet, was an der Schule gebraucht wird. Wer dem Direktor geeignet scheint, wird zum Vorstellungsgespräch gebeten. Die Beurteilung geht an den Landesschulrat. Gibt dieser den Sanktus, wird der Pädagoge engagiert.

Ab wann läuft das Ganze? Das hänge davon ab, wie schnell die IT-Software bei den Landesschulräten installiert sei, sagt Heinisch-Hosek. Gehe das flott, könnte es schon im ersten Halbjahr so weit sein: „Aber die konkrete Umsetzung liegt bei den Landesschulräten.“ Der Vorteil des neuen Auswahl-Systems für Heinisch-Hosek: „Mehr Autonomie für die Schulen und einfachere Verwaltung. Statt sich durch Aktenberge arbeiten zu müssen, ist auf einen Blick ersichtlich, wer qualifiziert ist.“ Und ein Lehrer sei motivierter, wenn er wisse, „dass er an dieser Schule gewollt wird. Und das noch dazu jene ist, in die er wollte. Etwa weil das eine mit kreativem Schwerpunkt ist; und er eine Zusatzausbildung in Schauspiel hat.“

Start in Bundesschulen

Vorerst sollen nur AHS und BMHS per Mausklick zu Pädagogen kommen. „Ich kann mir das aber auch für die Pflichtschulen vorstellen“, sagt Heinisch-Hosek – „sofern die Länder mitzahlen“. 40.000 Euro kostet das Projekt für die Bundesschulen; 20.000 Euro kommen aus dem Unterrichtsressort, den Rest steuern die Landesschulräte bei.

In den Ländern, ob rot oder schwarz dominiert, ist man vom geplanten Modus angetan. „Das ist eine sehr gute Idee, eine Stärkung der Autonomie, weil ein Direktor weiß, wer in das Schulgefüge passt“, sagt etwa die Tiroler Bildungslandesrätin Beate Palfrader dem KURIER. Eines dürfe aber nicht passieren: „Dass das zulasten von Schulen in entlegenen Regionen geht, weil Lehrer lieber in Ballungsräumen sind. Es muss sichergestellt sein, dass sie überall hinkommen.“ Das werde es, sagt Heinisch-Hosek: „Der Landesschulrat muss auf Ausgewogenheit schauen. Er trifft auch künftig die Letztentscheidung, wer wohin zugeteilt wird.“

Das neue Such-System wird viel genutzt werden: Bis zum Jahr 2025 geht die Hälfte der heimischen Pädagogen, also etwa 60.000, in Pension.

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