Schüller: "Umgang in der Kirche braucht Verfassung"

Helmut Schüller in den USA Schüller at Judson Memorial Church in New York to kick off US-speaking tour, 17-07-2013 (Ramin Talaie, NCR online) Fotos von: http://helmutschueller.wordpress.com/presse/
Der österreichische Kirchenrebell tourt durch die USA und wirbt auch für Anerkennung der Homo-Ehe.

Das Medienecho ist nicht ganz so groß wie das für seinen „Chef“, Papst Franziskus, in Südamerika. Aber für „nur einen kleinen Pfarrer“, wie sich Helmut Schüller selbst tituliert, ist die Präsenz, die er in den Medien in Nordamerika hat, auch nicht schlecht: Boston Globe und New York Times widmeten dem Auftrittsverbot, das ihm der Erzbischof von Boston erteilte, Schlagzeilen. Lokale TV- und Radiostationen wie NBC Philadelphia oder CBS brachten Interviews mit dem „Kirchenrebellen aus Österreich“. Und der National Catholic Reporter titelte schon mehrfach, zuletzt: „Schüller in Philadelphia: ,Wo hat uns der Gehorsam hingeführt?‘“

Vortragstour

Schüller: "Umgang in der Kirche braucht Verfassung"
Helmut Schüller in den USA Fotos von: http://helmutschueller.wordpress.com/presse/
Anlass für die Aufmerksamkeit ist eine Vortragstour des Vorsitzenden der österreichischen Pfarrer-Initiative durch die USA. Sie führt ihn innerhalb von drei Wochen von New York über Philadelphia, Washington, Denver bis Los Angeles und San Diego.

Oder, wie der National Catholic Reporter schreibt: „Helmut Schüller sollte eigentlich auf Sommerurlaub sein. Stattdessen entschied sich der österreichische Pfarrer, der 2011 mit seinem ,Aufruf zum Ungehorsam‘ internationale Beachtung erfuhr, seine Zeit mit einer Präsentation unter dem Titel ,Der katholische Wendepunkt‘ in 15 Städten zu verbringen.“

Wobei sich das Auftrittsverbot Mitte vergangener Woche in der katholischen Pfarrgemeinde St. Susanna als „beste Werbung“ für seine Vorträge erwies, sagt Schüller zum KURIER. Statt der dort erwarteten rund 200 Zuhörer kamen zum Ersatztermin in der benachbarten First Church der Unitarier 650 bis 700 Interessierte, von denen ein Teil nur auf dem Rasen vor der Kirche Platz fand. Das Diktum der Erzdiözese, dass Schüller „Positionen vertritt, die gegen die Lehre der katholischen Kirche“ seien, hielt sie nicht ab. „Seiher kommen überall viel mehr Menschen als erwartet.“

Noch ein Verbotsversuch

Schüller, der am Mittwoch in Chicago auftritt, nennt das Verbot „alte Reflexe in einem alt gewordenen System“. Ein Redeverbot sei „ein Zuhörverbot, das sich die Menschen nicht mehr gefallen lassen“. Einen zweiten Verbotsversuch des Bischofs von Philadelphia, erzählt Schüller, habe der Schwesternorden, wo er dann auftrat, abgewiesen.

So predigt Schüller unermüdlich davon, dass die „Kirche in großen Problemen“ sei, unter anderem durch Priestermangel und Zusammenlegung von Pfarren; dass Priester die Sakramente „wie im Supermarkt“ verteilen müssten; und dass es „keine Grundrechte in der Kirche oder eine Verfassung gibt, wie Kirchenleitung und Kirchenvolk geordnet miteinander umgehen.“

"Am Ende des Tages wird diese Anerkennung fällig sein, um diese Menschen einzuschließen"

Und er wirbt für die Zulassung von Frauen und verheirateten Männern zum Priesteramt, für die Kommunion für Wiederverheiratete und erstmals explizit auch für die Anerkennung der Homosexuellenehe – ein auch in den USA heißes Thema. „Am Ende des Tages wird diese Anerkennung fällig sein, um diese Menschen einzuschließen“, so Schüller zum KURIER.

Organisiert und gesponsert wird Schüllers bis 7. August dauernde USA-Tour von zehn reformorientierten katholischen Organisationen in den USA.

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