Was Studenten brauchen: Nerven, Ellbogen, Geld der Eltern

Kann man in Österreich besser feiern als arbeiten? Schaut so aus, zumindest an den Hohen Schulen.

Sponsion an der Uni Wien: würdiger Ablauf im wunderschönen Rahmen der knapp 650 Jahre alten Alma Mater; persönliche, auch rhetorisch gute Rede der Vize-Dekanin – inklusive ihrem Wunsch an die jungen Absolventen, hauptsächlich das Positive des Studiums im Gedächtnis zu behalten und nicht manch Chaos, Anmeldeprobleme, fehlende Betreuung. Was bei Tausenden Studenten halt so auftauchen kann.

Die, die hier stehen und "Gaudeamus igitur" singen, haben sich durchgebissen: durch ein Massenstudium, wo, selbst bei den allerletzten Prüfungen, drei von vier durchfallen. Das kann einem die Freude am Fach durchaus für immer vermiesen, viele haben entnervt aufgegeben, oft schon am Beginn. Denn die "Zubringer-Institution", die Schule, bereitet ja auch viel zu wenig darauf vor, selbstständig zu arbeiten und sich in schwierigen Zeiten selbst zu motivieren.

Abwesende Lehrende

Auf die Lehrenden kann man an vielen großen Unis kaum zählen. Service für Studenten? Ist für die Forscherkarriere leider irrelevant. Jungwissenschaftler kämpfen mit einem sehr unsicheren Karriereverlauf und müssen vor allem auf ihre Publikationen achten. Die Älteren wiederum, die noch von Pragmatisierung und Höchstpensionen profitieren, gehen oft recht ungeniert ihren Nebenbeschäftigungen nach.

Sinnlose Gender-Projekte

Selbst von der Studentenvertretung ist kaum Unterstützung zu erwarten. Sie ist so sehr mit "gegendertem Denken" und "antiheteronormativen" Feminismus-Projekten beschäftigt, dass ihr leider die alltäglichen Studentenprobleme entgehen. Würde man Arbeitnehmer so mies behandeln wie Studenten, würde die Arbeiterkammer ihr "Gerechtigkeits-Schwert" zu Recht ziehen.

Wenn dieser Tage die angehenden Medizinstudenten zu Tausenden ihre Aufnahmeprüfung absolvieren, so wissen sie wenigstens: Wer einen Platz ergattert, kann nachher mit einem halbwegs zügigen Studium rechnen. Ansonsten ist die Gratis-Universität nur scheinbar gratis und birgt gerade für Kinder aus niedrigen Sozialschichten riesige Hürden. Man braucht Ellbogen, gute Nerven und zur Not auch Eltern, die das Studium weit über die Mindestdauer hinaus finanzieren.

Nicht einmal danach gibt es rosige Aussichten, außer für Techniker und Mathematiker. Weil eine immer größer werdende Zahl an Hochschulabsolventen auf den Arbeitsmarkt strömt, gibt es keinerlei Jobgarantie für die "Generation Praktikum". Das ist die Schattenseite der Akademisierung um jeden Preis. Weil Matura für alle das Fernziel und handwerkliches Können in den Schulen kaum gefördert wird, bilden wir mittlerweile zu viele Master, aber zu wenig Meister aus.

Der neue Wissenschaftsminister Reinhold Mitterlehner hat sich überraschend schnell und sachkundig in die Materie eingearbeitet. Aber er wird nur Placebos verteilen können, wenn das Bildungswesen – von der Schule bis zur Uni – nicht prinzipiell überdacht wird (was der Öffentlichkeit aber weitgehend egal ist). Ansonsten bleibt nur Weiterwurschteln – und sich darüber freuen, dass wenigstens die Sponsionsfeier professionell abläuft.

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