Landeshauptleute, die "Adieu" sagten

Helmut Zilk: Der wortgewandte frühere Fernsehjounalist regierte in Wien von 1984-1994.
Der Rücktritt von Franz Voves blieb aus. Es gibt sie aber: zurückgetretene Landesfürsten.

Ja, es gibt sie, die Politiker, die nach Wahlniederlagen die Konsequenzen ziehen und gehen. Bei SPÖ-Landeshauptmann Franz Voves sah das vergangenen Sonntag bekanntlich ein wenig anders aus: Der Steirer hatte nur wenige Tage vor der Wahl erklärt, dass er sein Amt zur Verfügung stellen werde, sollte seine SPÖ unter 30 Prozent der Stimmen fallen. Bekanntlich fiel sie auf 29,3 Prozent. Ein Rücktritt blieb aus.

Zur Ehrenrettung sei erwähnt, dass Voves intern bereits am Nachmittag seinen Abschied verkündete, und nur auf Drängen der Parteifreunde (vorerst) geblieben sein soll.

Der Wahlschlappenfaktor

Es gibt aber zahlreiche Beispiele, bei dem der Abschied kurz und schmerzlos ausfiel. Da wäre der steirische Landeshauptmann Josef Krainer. Dieser hatte seine Parteifreunde von der ÖVP kalt erwischt. Bei der Wahl am 17. Dezember 1995 hatte Krainer schwere Stimmenverluste hinnehmen müssen, die SPÖ holte zwar auf, doch blieb die ÖVP klar auf Platz 1.

Krainer stellte sich ans Rednerpult und verkündete: „Mit sofortiger Wirkung trete ich von allen meinen politischen Ämtern zurück.“ Verdutzt sahen sich die ÖVP-Granden im Saal gegenseitig an. Damit hatte niemand gerechnet.

Die Nachfolgerin von Krainer, Waltraud Klasnic, brachte die Partei wieder auf Kurs und erlebte bereits bei ihrer ersten Wahl ein fulminantes Comeback: Plus elf Prozentpunkte für die steirische ÖVP. 2005 überraschte dann der rote Newcomer Franz Voves mit Platz 1, Klasnic verschwendete keinen Gedanken, vielleicht doch zu bleiben.

„Wozu sollte ich Finanzminister werden wollen? Hier im Land bin ich mein eigener Finanzminister.“

Ganz anders bei Erwin Wenzl. Der Oberösterreicher mit dem Beinamen „der Löwe“ trat nach sechs Jahren als Landeshauptmann 1977 zurück. Die Gründe dafür waren nie wirklich klar, gemunkelt wurde über eine Affäre, vielleicht waren es aber auch nur gesundheitliche Gründe.

Josef auf Josef

Die Geschäfte von Wenzl übernahm dann Josef Ratzenböck. Während seiner Amtszeit galt der studierte Jurist als Finanzgenie. Auf die Frage, warum er partout nicht in die Bundesregierung nach Wien wechseln wolle, antwortete er routiniert: „Wozu sollte ich Finanzminister werden wollen? Hier im Land bin ich mein eigener Finanzminister.“ 1991 verliert die ÖVP die Absolute in Oberösterreich. Vier Jahre später verabschiedete sich Ratzenböck skandalfrei. Ein anderer Josef folgte, Josef Pühringer.

Oder Siegfried Ludwig. Der Niederösterreicher, Erfinder der Landeshauptstadt St. Pölten als auch der Donau-Uni in Krems, verlor bei den Landtagswahlen 1988 die absolute Mehrheit für die ÖVP, Ludwigs Position innerhalb der Partei wurde zunehmend schwächer. Schon länger hatte er Erwin Pröll als seinen Nachfolger aufgebaut, 1992 sagte Ludwig Adieu, Pröll übernahm endgültig das Ruder – bis zum heutigen Tag.

Haider: Misstrauensantrag

Trotz "Nein" der Wiener Bevölkerung zur Weltausstellung und des starken Stimmenverlusts der SPÖ bei der Wien-Wahl 1991 kam für Bürgermeister Helmut Zilk ein Rücktritt nicht in Frage. Erst zwei Jahre später, als er ein Briefbombenattentat schwerverletzt überlebte, wurde erstmals darüber spekuliert, ob Zilk sein Amt nun zurücklegen wird oder nicht. 1994 tat er das dann auch. Niemand geringerer als SPÖ-Genosse Michael Häupl rückte nach und schwingt seitdem das Zepter in Wien.

Nicht ganz freiwillig trat Jörg Haider 1991 als Kärntner Landeshauptmann zurück. Nach seiner Aussage über die "ordentliche Beschäftigungspolitik" im Dritten Reich reichten ÖVP und SPÖ einen Misstrauensantrag ein. Haider bezeichnete dieses Ereignis als "schwärzesten Tag" in seiner bisherigen Politkarriere. 1999 wurde der damalige Blaue abermals zum Landeschef gewählt, diesmal bis zu seinem Ableben 2008.

Adieu, Landeshauptleute

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