Rote suchen in der Höhe Wege aus dem politischen Tief

Ein Jahr vor dem nächsten Parteitag, bei dem er wieder kandidieren will, widmet sich Faymann seinen Funktionären
Parteiführung lädt nach Niederlagen in Serie zur internen Nabelschau.

Es ist eine Premiere. Noch nie hat sich Werner Faymann mit Genossen aus allen Bundesländern zusammengetan, um über die SPÖ zu reden. Drei Tage sind 150 von ihnen – Landesgeschäftsführer, Abgesandte aller heimischen Bezirke – in einem Golfhotel in Osttirol einquartiert. Zweck der Versammlung: Strategisch, organisatorisch, inhaltlich und kommunikativ soll die Partei besser aufgestellt werden.

Nachholbedarf

Bundesgeschäftsführer Gerhard Schmid wird berichten, wie weit das neue Parteiprogramm gediehen ist, an dem Ex-Klubchef Josef Cap und SPÖ-Pensionistenboss Karl Blecha feilen. Schmids Mitstreiter Matthias Euler Rolle wird kundtun, wie er die Partei kommunikationstechnisch aufrüsten will – vor allem in Sachen Social Media. "Da gibt es großen Nachholbedarf. Das ist zu wenig genutzt worden. Es gibt zu wenig gegenseitige Unterstützung und Absprache." Von oben verordnet solle den Funktionären aber nichts werden: "Sie sollen ihre Ideen einbringen."

Roter Hüttenzauber

Faymann wird morgen vor den Genossen referieren. Was, war gestern offen. Fix war, dass er mit ihnen heute Abend hinauf will, auf einen Berg, in eine Almhütte in den Lienzer Dolomiten. In "lockerer, gemütlicher Atmosphäre" (Euler-Rolle) soll debattiert werden.

Warum Osttirol für das erstmalige Treffen in dieser Form? "Es soll nicht immer alles in Wien stattfinden. Die Bundes-SPÖ muss auch in die Länder gehen", antwortet Euler-Rolle. Abgesehen davon werde am 28. Februar 2016 in den 279 Tiroler Gemeinden gewählt.

Strache voran

Bei den bisherigen Wahlen unter Faymanns Ägide ist es schlecht für die Sozialdemokraten gelaufen (siehe unten); die bisherigen Umfragen verheißen auch für die Bundeswahl 2018 nichts Gutes für die Genossen. Die FPÖ liegt auf Platz 1, deren Vormann Heinz-Christian Strache bei der Kanzlerfrage vor Werner Faymann. Die Blauen profitieren mit ihrem Hardcore-Kurs politisch von der Flüchtlingskrise; und deren Ende ist nicht in Sicht.

Faymann wurde auch intern abgestraft. Bei der Wiederwahl am Parteitag 2014 brachte er es nur auf 84 Prozent Zustimmung; beim Antritt 2008 waren es 98,36. Zudem drängen Rote, angeführt vom Traiskirchner Ortschef Babler, auf einen "Kurswechsel". Und so wollen sich die SPÖ-Oberen nicht nur den Funktionären wieder zuwenden, näher an die Bürger möchten sie ebenfalls heran.

Rotes Telefon

Im Laufe des kommenden Jahres werden "Vertrauensanwälte" in den Bezirken sitzen, via "rotes Telefon" sollen sie helfen: "bei Schulwahl, Wohnungssuche, mit Rechtsberatung etc", sagt Euler-Rolle. Seit Juni managen er und Schmid die SPÖ-Zentrale, in der Norbert Darabos residierte. Mit Kommunikation hatte es der jetzige Burgenland-Landesrat nicht so. Ein hochrangiger Roter erzählt, Darabos am Handy schwer erreicht zu haben. Eine Woche lang habe er es Tag für Tag versucht. "Als mich Darabos endlich zurückrief, wusste ich nicht mehr, was ich von ihm wollte."

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