Propagandakrieg um Jungwähler

(Symbolbild)
Die Wehrpflicht bleibt, das Abstimmungsverhalten der Jungen wird parteipolitisch interpretiert.

Das Endergebnis der Volksbefragung über die Wehrpflicht hat nur nur mehr eine geringe Veränderung gebracht, das Ergebnis bleibt eindeutig: 59,7 Prozent stimmten für die Wehrpflicht.

Doch ein Teilergebnis irritiert die siegreiche ÖVP: Die Jungwähler unter 30 Jahren hätten mehrheitlich (63 Prozent) pro Berufsheer votiert, verkündeten die Meinungsforscher von SORA Sonntagabend via ORF. Die Sorge in der ÖVP-Parteizentrale: Werden nun die Jungen, die Wählergruppe der Zukunft, der Volkspartei den Sieg bei der Volksbefragung krumm nehmen?

Am Montag veröffentlichte GfK-Austria/Arge Wahlen ihre Analyse des Abstimmungs-Ergebnisses: Die unter 30-Jährigen hätten demnach zu 55 Prozent gegen ein Berufsheer gestimmt. „In zwölf Befragungen seit September haben wir auch bei den Jungen nie eine Mehrheit für das Berufsheer gesehen, sondern immer eine Mehrheit für die Wehrpflicht“, sagt Rudolf Bretschneider von Gfk Austria.

Propagandakrieg um Jungwähler
Wieder eine anderes Ergebnis bezüglich der Jungwähler veröffentlichte Meinungsforscher Peter Hajek auf ATV: Er sieht bei den Jungen ein Patt, je 50 Prozent pro Berufsheer und pro Wehrpflicht.

Drei Meinungsforschungsinstitute, drei Meinungen. Was stimmt?

OGM-Chef Meinungsforscher Wolfgang Bachmayer lehnt zwar ab, Schiedsrichter zu spielen. Er gibt aber zu bedenken, dass alle Parteien, auch die SPÖ, versuchen, das Ergebnis mit einer für sie positiven Botschaft zu besetzen. Für die SPÖ habe sich angeboten, dass die Sozialdemokratie aufseiten der Jungwähler stehe. Bachmayer: „Ich könnte mir vorstellen, dass die Nähe von SORA zur SPÖ mit dem entsprechenden Ergebnis – ‚Junge mehrheitlich für Berufsheer‘ – zu tun hat.“

Sein Institut, sagt Bachmayer, habe einen klaren Trend herauslesen können: „Je jünger, desto knapper die Entscheidung, je älter, desto klarer die Entscheidung.“

SORA: "Höchste Qualitätskriterien"

SORA-Geschäftsführer Christoph Hofinger weist die Unterstellung Bachmayers empört zurück: „Wir haben die Umfragen nach höchsten methodischen Qualitätskriterien durchgeführt, und an allen vier Befragungstagen hat sich der Trend, dass es bei den Jungen eine Mehrheit für das Berufsheer gibt, durchgezogen. Wer behauptet, wir würden Daten biegen, um jemandem zu gefallen, versteht nicht, dass man absolut datentreu sein muss, um Wahltagsbefragungen machen zu können.“

Journalisten, Parteifunktionäre und selbst Spitzenpolitiker kannten am Wahltag am Sonntag kein Halten mehr: Lange vor dem offiziellen Wahlschluss um 17 Uhr rühmten sich einige wenige mit „Insider-Informationen“ bezüglich des Wahlergebnisses. Beim Kurznachrichtendienst Twitter und auf der Social-Media-Plattform Facebook waren ab Mittag die ersten Teilergebnisse zu lesen. Obwohl allen klar sein müsste: Vor dem Wahlschluss darf kein Ergebnis, auch kein Teilergebnis veröffentlicht werden, um den Wahlausgang nicht zu beeinflussen.

Format etwa twitterte schon zu Mittag Detailergebnisse, aber auch Landeshauptleute wie Gerhard Dörfler (FPK) oder Markus Wallner (ÖVP) ignorierten die Sperrfrist. APA-Chefredakteur Michael Lang: „Die Verstöße sind vorsätzlich erfolgt, das ist unverantwortlich.“

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