Profis sind nicht käuflich

Profis sind nicht käuflich
Darabos-Miliz mit holprigem Start bei erster Übung am Truppenübungsplatz.

Der Unterschied zwischen der angeblichen „Profi-Miliz“ des Verteidigungsministers und Berufsarmeebefürworters Norbert Darabos und dem alten Milizsystem könnte augenscheinlicher nicht sein: Derzeit üben am Truppenübungsplatz Allentsteig beide Systeme gemeinsam. Während den „Darabos-Milizionären“ Kommandanten, Spezialisten und Gerät fehlen, glänzt das „alte“ Milizbataillon Niederösterreich mit Höchstleistungen.

Darabos will eine „Profi-Miliztruppe“, wo jeder für die Freiwilligenmeldung pro Jahr 5000 Euro Bereitstellungsprämie erhält. Dafür muss er nur drei Wochen lang üben und vielleicht auch in den Katastropheneinsatz gehen – was extra honoriert wird. Damit will der Minister auf Wehrpflichtige verzichten. Österreichweit wurde geworben. Es fanden sich nur 2400 Bewerber. Kinder, Jugendliche und Pensionisten mussten ebenso ausgeschieden werden wie Ausländer, die bei anderen Armeen gedient haben.

Was für Niederösterreich übrig blieb, sind 84 Mann – weit weg vom angestrebten Ziel von wenigstens 115. Sie haben keinen richtigen Kompaniekommandanten. Ein junger Oberleutnant versprach, die fehlenden Kurse nachzuholen. Der „Spieß“ – jener Unteroffizier, der den Haufen zusammenhält, ist für die Dauer der Übung eine Leihgabe vom Pionierbataillon in Melk. Es fehlen auch die Spezialisten fürs schwere Gerät. Die Bagger bleiben in der Kaserne. Auf die Frage nach dem Leistungsspektrum erhält man die Antwort: Einfache Dienstleistungen, wie Sandsäcke füllen und Holzarbeiten. Vor der Unterkunft liegen drei Birken, die probeweise umgesägt wurden.

Profis

Ein paar hundert Meter weiter üben echte Profis – ebenfalls aus der Miliz und billiger ohne Bereitstellungsprämie. Es ist das Jägerbataillon Niederösterreich nach dem alten Muster. Bataillonskommandant Oberst Bernd Kranister zählt stolz auf, welche „Kaliber“ er im Bataillon hat: Einen Staatsanwalt, einen Diplomaten, einen Betriebswirt, einen Rechtsanwalt und viele mehr. Einer von ihnen ist Leutnant Helmut Winkler. Er lebt in Hongkong, hat auch eine Firma dort. Natürlich ist er nach Österreich zur Übung geflogen. Und zwar auf eigene Kosten. Sonntag fliegt er wieder zurück. Als Kostenersatz hat er vom Heer einen Bahngutschein vom Geburtsort Spittal/Drau nach Amstetten bekommen. Doch die Kosten sind ihm egal. Er und seine Kameraden sind sich einig: „Profis bekommt man nicht durch Geld-Prämien, sondern nur durch deren Überzeugung.“

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