Karmasin überlegt "Partnerschaftsbonus"

Karmasin möchte, „dass Österreich bis 2025 das familienfreundlichste Land wird“.
Ministerin Karmasin will mehr Väter in Karenz. Außerdem sollen mehr Betriebe die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ermöglichen.

Geht es um Familienfreundlichkeit, gilt Dänemark laut einer Umfrage der Stiftung für Zukunftsfragen als Nonplusultra. Geht es nach Sophie Karmasin, soll Österreich bis 2025 das familienfreundlichste Land Europas werden.

Um mehr Väter zu einer Karenz zu bewegen, könnte künftig ein "Partnerschaftsbonus" eingeführt werden. Diese Idee äußerte Karmasin in der ORF-Pressestunde. Voraussetzung sei, dass beide Elternteile gleich viele Karenzmonate nehmen. Die mögliche Höhe einer solchen Bonus-Zahlung ließ sie offen. Die seit längerem geplante Deradikalisierungshotline wird zudem im Familienministerium angesiedelt. Das hat Karmasin bestätigt. Ursprünglich war angedacht, diese Beratungsinitiative für radikalisierte Jugendliche und deren Angehörige im Innenministeriums zu installieren. Nunmehr soll die Beratung über die "offene Jugendarbeit" abgewickelt werden.

Flexible Arbeitszeiten

Außerdem fordert die Familienministerin gegenüber dem KURIER die Wirtschaft auf, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu fördern. Dass davon sowohl Arbeitnehmer als auch Arbeitgeber profitieren, beweisen aktuelle Zahlen. Nach der Bezahlung hat die Vereinbarkeit von Beruf und Familie für die Österreicher höchsten Stellenwert. Doch lediglich 21 Prozent der Befragten sagen, das sei auch der Fall. Gemeint sind damit unter anderem flexible Arbeitszeiten, ein Rückkehrrecht nach der Karenz und ausreichend Kinderbetreuungsmöglichkeiten.

"Nicht die Familie muss sich den Bedürfnissen der Wirtschaft anpassen, sondern das Berufsleben muss familienfreundlicher werden", befindet Karmasin im KURIER-Gespräch. Dass das auch Firmen etwas bringt, beweisen Zahlen. In familienfreundlichen Betrieben gibt es um 23 Prozent weniger krankheitsbedingte Fehltage, die Fluktuation ist geringer – und die Mitarbeiter sind motivierter, flexibler und loyaler als anderswo.

360 Arbeitgeber und damit rund 220.000 Mitarbeiter haben sich österreichweit bereits der Initiative des Familienministeriums angeschlossen – und wurden mit dem staatlichen Gütezeichen "berufundfamilie", das für drei Jahre gültig ist, ausgezeichnet.

Um dieses zu erhalten, müssen Firmen ein sogenanntes Audit – ein von einem Coach begleiteter Prozess, in dem auf Maßnahmen hingewiesen wird – durchlaufen. Daran und an der Umsetzung beteiligt sind immer die Unternehmensführung und die Mitarbeiter. "Am Audit können Firmen aller Branchen ab fünf Mitarbeitern teilnehmen. Wir bieten auch spezielle Auditprozesse für den wissenschaftlichen sowie den Gesundheits- und Pflegebereich an", erklärt Karmasin. Um sicherzustellen, dass Unternehmen den Titel "Wir sind ein familienfreundlicher Arbeitgeber" zurecht führen – dies ist mittels Aufklebern am Eingang einiger Lebensmittel- und Drogeriemärkten bereits sichtbar – muss jährlich berichterstattet werden. Am Ende wird die Umsetzung der Maßnahmen durch eine externe Zertifizierungsstelle begutachtet – das jeweilige Unternehmen erhält eine Verlängerung der Gültigkeitsdauer.

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