Der Kampf um die letzten Unentschlossenen in Wien

Unterstützer der FPÖ und des freiheitlichen Hofburg-Kandidaten Norbert Hofer am Freitag am Stephansplatz.
Khol und Van der Bellen attackieren Griss. Hofer vor Anhängern am Stephansplatz.

Kämpferische Worte waren am Freitag zu hören: Irmgard Griss, Norbert Hofer, Rudolf Hundstorfer, Andreas Khol und Alexander Van der Bellen feierten ihr jeweiliges Wahlkampffinale in Wien. Appelle an die eigenen Anhänger und Angriffe auf die Konkurrenten blieben nicht aus. Richard Lugner wird am Samstag um 18 Uhr am Stephansplatz seinen Wahlkampf beschließen. Ein Überblick.

Khol gibt sich kämpferisch

Der Kampf um die letzten Unentschlossenen in Wien
ABD0040_20160422 - WIEN - ÖSTERREICH: Teilnehmer des Wahlkampfabschlusses von ÖVP-Präsidentschaftskandidat Andreas Khol für die BP-Wahl am Freitag, 22. April 2016, in Wien. - FOTO: APA/HERBERT NEUBAUER
Als erster der sechs Kandidaten hat Andreas Khol (ÖVP) seinen Endspurt zur Bundespräsidentenwahl gestartet. Khol und Parteichef Reinhold Mitterlehner zeigten sich den Umfragen zum Trotz kämpferisch und forderten Wahlkampfeinsatz bis zuletzt. Hauptangriffsziel beim "Wahlkampfabschluss" im Garten des Wiener Palais Schönborn war Irmgard Griss.

Khol vermied es zwar, ihren Namen zu nennen, attackierte sie aber scharf. "Die Kandidatin vertritt keine bürgerlichen Werte", rief er seinen Fans zu. Vielmehr sei sie für Erbschaftsteuer und Gesamtschule und würde weitere 90.000 Flüchtlinge aufnehmen. "Da wird Van der Bellen links überholt." Nun gehe es darum, "die Bürgerlichen hinter mir zu versammeln".

Van der Bellen attackiert Griss

Der Kampf um die letzten Unentschlossenen in Wien
ABD0117_20160422 - WIEN - ÖSTERREICH: Präsidentschaftskandidat Alexander Van der Bellen während des Wahlkampfabschlusses im Rahmen der Bundespräsidentenwahl am Freitag, 22. April 2016, in Wien. - FOTO: APA/EXPA/MICHAEL GRUBER
Alexander Van der Bellen hat ein letztes Mal seinen Siegeswillen betont. "Platz eins oder zwei ist gleichgültig, aber ich will in die Stichwahl kommen und ich will der nächste Bundespräsident werden", sagte er in St. Marx. Es könne wirklich knapp werden, meinte er und attackierte seine Konkurrentin Irmgard Griss.

Vor grüner Prominenz und anderen Unterstützern nahm er - für seinen bisherigen Wahlkampf ungewöhnlich - die frühere OGH-Präsidentin für ihren eher unpolitischen Lebensweg aufs Korn. "Ich glaube schon, dass man, um in stürmischen Zeiten politisch zu bestehen, ein Mindestmaß an politischer Erfahrung braucht", so Van der Bellen. Dass Griss das anders sehe, habe ihn negativ überrascht.

Von Wahlkampfmanager Lothar Lockl wurde zuvor eine Unterstützungsbotschaft von Impressario Andre Heller verlesen, der vor verlorenen Stimmen für die Kandidaten von SPÖ und ÖVP warnte und die mögliche Kür Van der Bellens als Gegengewicht zu absehbaren FPÖ-Triumphen hervorhob.

Griss ohne Getöse: "Versöhnen statt spalten"

Der Kampf um die letzten Unentschlossenen in Wien
epa05272348 Independent presidential candidate Irmgard Griss (C) poses during her final election campaign rally in Vienna, Austria, 22 April 2016. The Austrian presidential elections will take place on 24 April 2016. EPA/CHRISTIAN BRUNA
Mit geringem Aufwand und ohne Getöse hat die unabhängige Präsidentschaftskandidatin Irmgard Griss ihren Wahlkampf beendet. Im Kreis ihrer Unterstützer verströmte sie auf dem Platz der Menschenrechte beim Museumsquartier nochmals Zuversicht. Ihre Botschaft an die geschätzten knapp 200 Anhänger: "Wir können nicht verlieren, wir haben schon gewonnen."

Griss erinnerte in ihrer kurzen Rede an jene Zeit, "als diese Bewegung noch ein kleines Pflänzchen war". Gewachsen sei es unter anderem durch freiwilliges Engagement und private Spenden. Die ehemalige Höchstrichterin hielt ein Plädoyer gegen Lethargie und Fatalismus. "Versöhnen statt spalten" sei die Devise. "Es ist möglich, dass ein Ruck durch das Land geht", motivierte Griss noch einmal ihre Anhänger. Zum Schluss ihrer Rede hielt Griss ein Schild mit der Ankündigung "I geh Hofburg" in die Kameras.

Hofer mit Strache am Stephansplatz

Der Kampf um die letzten Unentschlossenen in Wien
epa05272555 Leader of the right-wing Austrian Freedom Party (FPOe) Heinz-Christian Strache (R) and FPOe presidential candidate Norbert Hofer (L) pose for a photo during Hofer's final election campaign rally at Stephansplatz in Vienna, Austria, on 22 April 2016. The Austrian presidential elections will take place on 24 April 2016. EPA/CHRISTIAN BRUNA

Mit einem Wahlkampf-Abschluss ganz in traditioneller Manier hat die FPÖ ihre Wahlkampagne für Norbert Hofer am Freitagabend auf dem Wiener Stephansplatz beendet. Vor laut Polizei rund 1.000 und laut Parteiangaben rund 8.000 Zuhörern versprach Hofer einmal mehr, ein "Schutzherr für Österreich sein zu wollen". Hauptthema war wieder die Kritik an der Regierung und deren Flüchtlingspolitik.

Aufgewärmt wurde die Zuhörerschaft - wie bei FPÖ-Veranstaltungen üblich - durch die John-Otti-Band. Hofer betonte einmal mehr, er habe in noch keinem Wahlkampf eine derart positive Stimmung erlebt wie in diesem. Die Menschen hätten die Hoffnung, "dass das alte System zerbricht und Platz ist für etwas Neues."

Stimmung kam auf, als Hofer die Flüchtlingskrise ansprach. Österreich verkrafte es nicht, wenn noch einmal 90.000 Flüchtlinge nach Österreich kommen sollten, sagte er mit Blick auf eine entsprechende Aussage der unabhängigen Kandidatin Irmgard Griss. "Es gibt einfach eine Grenze", sagte Hofer. Man müsse auch einmal sagen: "Stopp, wir schaffen das nicht!".

Tosenden Applaus erntete Hofer, als er klarstellte, dass der Islam nicht zu Österreich gehöre: "Der Islam ist kein Teil von Österreich", sagte er. "Ich will nicht, dass Österreich ein mehrheitlich muslimisches Land wird." Am Schluss seiner Rede betonte Hofer, dass er als Präsident zuerst immer auf die Inländer schauen werde: "Wenn ich Bundespräsident werde - und ich werde Bundespräsident - gilt bei all meinen Entscheidungen: 'Österreich zuerst'." Abschließend fragte er die Menge: "Seid ihr bereit, mit mir gemeinsam den Weg in die Hofburg zu gehen?", woraufhin die Zuhörerschaft mit einem lauten "Ja" sowie mit "Hofer, Hofer"-Sprechchören antwortete.

Hundstorfer mit LH-Unterstützung

Der Kampf um die letzten Unentschlossenen in Wien
ABD0106_20160422 - WIEN - ÖSTERREICH: SPÖ-Präsidentschaftskandidat Rudolf Hundstorfer mit Ehefrau Karin Risser während des Wahlkampfabschlusses im Rahmen der Bundespräsidentenwahl am Freitag, 22. April 2016, im Großen Redouten-Saal in Wien. - FOTO: APA/ROBERT JAEGER
SPÖ-Präsidentschaftskandidat Rudolf Hundstorfer hat den Abschluss seines Wahlkampfes dort begangen, wohin ihn seine Kandidatur führen soll, nämlich in der Hofburg.

Groß inszeniert wurde bereits das Eintreffen des Kandidaten, der gemeinsam mit seiner Frau Karin Risser und begleitet von einem Team aus Wahlhelfern knapp zehn Minuten lang zu lauter Musik und Applaus in den rot ausgeleuchteten Großen Redoutensaal einzog. Im Rahmen der rund eineinhalbstündigen, streng durchgeplanten Veranstaltung kamen unter anderem Bürgermeister aus verschiedenen Gemeinden sowie der burgenländische Landeshauptmann Hans Niessl, der Kärntner Landeshauptmann Peter Kaiser und der Wiener Bürgermeister Michael Häupl zu Wort, um "unseren Rudi" als Kämpfer für soziale Gerechtigkeit und Brückenbauer zu loben.

Seitenhiebe in Richtung der Konkurrenz gab es vor allem gegen den blauen Präsidentschaftskandidaten Norbert Hofer. "Wir brauchen jemanden, der Brücken baut, der mit Erfahrung und einem guten Schmäh die Leute zusammenführt", meinte Häupl. "Was wir mit Sicherheit nicht brauchen, ist ein deutschtümelnder Rambo, auch wenn er als Smiley vom Strache herumläuft", so Häupl. "Rudi, keine Frage, wir wollen, dass du Bundespräsident wirst und wir arbeiten auch dafür", betonte der Wiener Bürgermeister.

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